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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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und sind unterworfen den Strafen, die
mit der Sünde so wol nothwendig als
durch den freyen Rathschluß GOttes
verknüpft sind. Dieser stürtzt sich durch
den Hochmuth, jener macht sich verhaßt
durch einen unleidlichen Geitz. Dieser
tödtet sich durch unerlaubte Wollust, je-
ner durch unbändigen Zorn. Diesen
setzt der Stoltz, jenen die Faulheit und
die Huren in schmählige Armuth. Wer
sich aber auch für grossen Lastern hütet,
und in der Tugend andern ein Muster
ist, muß dennoch sagen: ich elender
Mensch, wer will mich erlösen von dem
Leibe dieses Todes? Röm. Cap. 7. v.
24. Die willkührlichen Strafen GOt-
tes drücken auch noch den gantzen Erd-
boden. Ohne saure Mühe giebt er uns
keine Nahrung. Und wenn wir alle
Mühe angewandt, so beraubet uns bald
die Hitze der Sonne, bald der Ueberfluß
des Regens, bald ein schädliches Gewit-
ter der Belohnung, so wir hofften.

§. 19.

Dieses Elend, unter welchem wir seuf-Die wich-
tigsten
Folgen
der Sün-
de können
durch
nichts als

zen, ist gröstentheils so beschaffen, daß
uns nichts als eine ausserordentliche
Gnade GOttes und die grösten Wun-
derwercke daraus erretten können. Wir
wollen das zuerst anführen, was am

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und ſind unterworfen den Strafen, die
mit der Suͤnde ſo wol nothwendig als
durch den freyen Rathſchluß GOttes
verknuͤpft ſind. Dieſer ſtuͤrtzt ſich durch
den Hochmuth, jener macht ſich verhaßt
durch einen unleidlichen Geitz. Dieſer
toͤdtet ſich durch unerlaubte Wolluſt, je-
ner durch unbaͤndigen Zorn. Dieſen
ſetzt der Stoltz, jenen die Faulheit und
die Huren in ſchmaͤhlige Armuth. Wer
ſich aber auch fuͤr groſſen Laſtern huͤtet,
und in der Tugend andern ein Muſter
iſt, muß dennoch ſagen: ich elender
Menſch, wer will mich erloͤſen von dem
Leibe dieſes Todes? Roͤm. Cap. 7. v.
24. Die willkuͤhrlichen Strafen GOt-
tes druͤcken auch noch den gantzen Erd-
boden. Ohne ſaure Muͤhe giebt er uns
keine Nahrung. Und wenn wir alle
Muͤhe angewandt, ſo beraubet uns bald
die Hitze der Sonne, bald der Ueberfluß
des Regens, bald ein ſchaͤdliches Gewit-
ter der Belohnung, ſo wir hofften.

§. 19.

Dieſes Elend, unter welchem wir ſeuf-Die wich-
tigſten
Folgen
der Suͤn-
de koͤnnen
durch
nichts als

zen, iſt groͤſtentheils ſo beſchaffen, daß
uns nichts als eine auſſerordentliche
Gnade GOttes und die groͤſten Wun-
derwercke daraus erretten koͤnnen. Wir
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[353[349]/0385] und ſind unterworfen den Strafen, die mit der Suͤnde ſo wol nothwendig als durch den freyen Rathſchluß GOttes verknuͤpft ſind. Dieſer ſtuͤrtzt ſich durch den Hochmuth, jener macht ſich verhaßt durch einen unleidlichen Geitz. Dieſer toͤdtet ſich durch unerlaubte Wolluſt, je- ner durch unbaͤndigen Zorn. Dieſen ſetzt der Stoltz, jenen die Faulheit und die Huren in ſchmaͤhlige Armuth. Wer ſich aber auch fuͤr groſſen Laſtern huͤtet, und in der Tugend andern ein Muſter iſt, muß dennoch ſagen: ich elender Menſch, wer will mich erloͤſen von dem Leibe dieſes Todes? Roͤm. Cap. 7. v. 24. Die willkuͤhrlichen Strafen GOt- tes druͤcken auch noch den gantzen Erd- boden. Ohne ſaure Muͤhe giebt er uns keine Nahrung. Und wenn wir alle Muͤhe angewandt, ſo beraubet uns bald die Hitze der Sonne, bald der Ueberfluß des Regens, bald ein ſchaͤdliches Gewit- ter der Belohnung, ſo wir hofften. §. 19. Dieſes Elend, unter welchem wir ſeuf- zen, iſt groͤſtentheils ſo beſchaffen, daß uns nichts als eine auſſerordentliche Gnade GOttes und die groͤſten Wun- derwercke daraus erretten koͤnnen. Wir wollen das zuerſt anfuͤhren, was am mehr- Die wich- tigſten Folgen der Suͤn- de koͤnnen durch nichts als Z

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 353[349]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/385>, abgerufen am 28.03.2024.