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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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finden könne, so den Vollkommenhei-
ten GOttes zuwider lieffe, und unan-
ständig wäre.

§. 46.
Erklä-
rung der
Redens
art: Gott
hat sich
selbst ver-
söhnt.

Der Heiland hat GOtt versöhnet,
(§. 42.) Dieser aber ist kein blosser
Mensch, sondern auch zugleich GOtt.
Joh. Cap. 1. v. 1. 2. 3. 14. 17. GOtt
hat sich derowegen selbst versöhnt. (siehe
2 Cor. C. 5. v. 19.) Es halten dieses eini-
ge besonders von denen, die des DJP-
PELS
Lehrsätzen gewogen sind, für
eine so ungereimte Folge, daß sie meinen,
es hebe selbige allein die gantze Lehre von
der Gnugthuung und Versöhnung Chri-
sti auf. Jch finde aber auf ihrer Sei-
te den Fehler, daß sie diese Redensart
entweder gar nicht, oder nicht recht er-
klären. Nach unserer Beschreibung
können wir nichts ungereimtes darinne
antreffen. Denn nach derselben ist der
Verstand dieser Worte folgender:
GOtt hat den Zusammenhang der freien
Handlungen der Menschen in solche
Verfassung gesetzt, daß er nach seiner
unendlichen Heiligkeit hat können wieder
anfangen gegen die Sünder auf die or-
dentlichste und weisefte Art Gnade zu of-
fenbahren. Was ist nun hierbey den
Vollkommenheiten GOttes zuwider und

unan-





finden koͤnne, ſo den Vollkommenhei-
ten GOttes zuwider lieffe, und unan-
ſtaͤndig waͤre.

§. 46.
Erklaͤ-
rung der
Redens
art: Gott
hat ſich
ſelbſt ver-
ſoͤhnt.

Der Heiland hat GOtt verſoͤhnet,
(§. 42.) Dieſer aber iſt kein bloſſer
Menſch, ſondern auch zugleich GOtt.
Joh. Cap. 1. v. 1. 2. 3. 14. 17. GOtt
hat ſich derowegen ſelbſt verſoͤhnt. (ſiehe
2 Cor. C. 5. v. 19.) Es halten dieſes eini-
ge beſonders von denen, die des DJP-
PELS
Lehrſaͤtzen gewogen ſind, fuͤr
eine ſo ungereimte Folge, daß ſie meinen,
es hebe ſelbige allein die gantze Lehre von
der Gnugthuung und Verſoͤhnung Chri-
ſti auf. Jch finde aber auf ihrer Sei-
te den Fehler, daß ſie dieſe Redensart
entweder gar nicht, oder nicht recht er-
klaͤren. Nach unſerer Beſchreibung
koͤnnen wir nichts ungereimtes darinne
antreffen. Denn nach derſelben iſt der
Verſtand dieſer Worte folgender:
GOtt hat den Zuſammenhang der freien
Handlungen der Menſchen in ſolche
Verfaſſung geſetzt, daß er nach ſeiner
unendlichen Heiligkeit hat koͤnnen wieder
anfangen gegen die Suͤnder auf die or-
dentlichſte und weiſefte Art Gnade zu of-
fenbahren. Was iſt nun hierbey den
Vollkommenheiten GOttes zuwider und

unan-
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[422[418]/0454] finden koͤnne, ſo den Vollkommenhei- ten GOttes zuwider lieffe, und unan- ſtaͤndig waͤre. §. 46. Der Heiland hat GOtt verſoͤhnet, (§. 42.) Dieſer aber iſt kein bloſſer Menſch, ſondern auch zugleich GOtt. Joh. Cap. 1. v. 1. 2. 3. 14. 17. GOtt hat ſich derowegen ſelbſt verſoͤhnt. (ſiehe 2 Cor. C. 5. v. 19.) Es halten dieſes eini- ge beſonders von denen, die des DJP- PELS Lehrſaͤtzen gewogen ſind, fuͤr eine ſo ungereimte Folge, daß ſie meinen, es hebe ſelbige allein die gantze Lehre von der Gnugthuung und Verſoͤhnung Chri- ſti auf. Jch finde aber auf ihrer Sei- te den Fehler, daß ſie dieſe Redensart entweder gar nicht, oder nicht recht er- klaͤren. Nach unſerer Beſchreibung koͤnnen wir nichts ungereimtes darinne antreffen. Denn nach derſelben iſt der Verſtand dieſer Worte folgender: GOtt hat den Zuſammenhang der freien Handlungen der Menſchen in ſolche Verfaſſung geſetzt, daß er nach ſeiner unendlichen Heiligkeit hat koͤnnen wieder anfangen gegen die Suͤnder auf die or- dentlichſte und weiſefte Art Gnade zu of- fenbahren. Was iſt nun hierbey den Vollkommenheiten GOttes zuwider und unan-

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 422[418]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/454>, abgerufen am 25.04.2024.