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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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rung in dem Gnadenreiche GOttes als
ein Rebelle anzusehen. (*)

§. 3.
Was die
Rechtfer-
tigung
sey?

Die Rechtfertigung ist ein ewi-
ger Rathschluß GOttes, vermöge
welches ein Sünder unter gewissen
Bedingungen
(*) begnadiget und
zu der Anzahl und den Vorzügen
der Kinder GOttes gelassen wird.

(**) Bey der Rechtfertigung finden
wir etwas, so von Ewigkeit her gewe-
sen, und etwas, so mit der Zeit seinen
Anfang nimmt. Der Rathschluß GOt-



tes,
(*) Jst jemand mit diesem Worte nicht zu-
frieden, und erfordert mehr zu einem
Rebellen, als wir angeben, der beliebe
ein ander Wort zu nehmen. Er gebe
uns nur die Sache zu, so wir mit die-
sem Worte hier andeuten. Er gebe uns
zu, daß der natürliche rohe und unbekehrte
Mensch ausser dem Gnadenreiche GOt-
tes, d. i. ausser der Gesellschaft und Ge-
meinschaft der treuen und gehorsahmen
Bürger GOttes sey, und dem gemeinen
Besten dieses Reichs sich wiedersetze.
(*) Diese Bedingungen (causae impulsiuae
externae
) sind die Gnugthuung Christi
und der Glaube an dieselbe.
(**) Es ist hieraus ohne unsere Erinnerung
klar, daß die Rechtfertigung kein actus
physicus,
sondern ein actus forensis sey.





rung in dem Gnadenreiche GOttes als
ein Rebelle anzuſehen. (*)

§. 3.
Was die
Rechtfer-
tigung
ſey?

Die Rechtfertigung iſt ein ewi-
ger Rathſchluß GOttes, vermoͤge
welches ein Suͤnder unter gewiſſen
Bedingungen
(*) begnadiget und
zu der Anzahl und den Vorzuͤgen
der Kinder GOttes gelaſſen wird.

(**) Bey der Rechtfertigung finden
wir etwas, ſo von Ewigkeit her gewe-
ſen, und etwas, ſo mit der Zeit ſeinen
Anfang nimmt. Der Rathſchluß GOt-



tes,
(*) Jſt jemand mit dieſem Worte nicht zu-
frieden, und erfordert mehr zu einem
Rebellen, als wir angeben, der beliebe
ein ander Wort zu nehmen. Er gebe
uns nur die Sache zu, ſo wir mit die-
ſem Worte hier andeuten. Er gebe uns
zu, daß der natuͤrliche rohe und unbekehrte
Menſch auſſer dem Gnadenreiche GOt-
tes, d. i. auſſer der Geſellſchaft und Ge-
meinſchaft der treuen und gehorſahmen
Buͤrger GOttes ſey, und dem gemeinen
Beſten dieſes Reichs ſich wiederſetze.
(*) Dieſe Bedingungen (cauſae impulſiuae
externae
) ſind die Gnugthuung Chriſti
und der Glaube an dieſelbe.
(**) Es iſt hieraus ohne unſere Erinnerung
klar, daß die Rechtfertigung kein actus
phyſicus,
ſondern ein actus forenſis ſey.
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[486[482]/0518] rung in dem Gnadenreiche GOttes als ein Rebelle anzuſehen. (*) §. 3. Die Rechtfertigung iſt ein ewi- ger Rathſchluß GOttes, vermoͤge welches ein Suͤnder unter gewiſſen Bedingungen (*) begnadiget und zu der Anzahl und den Vorzuͤgen der Kinder GOttes gelaſſen wird. (**) Bey der Rechtfertigung finden wir etwas, ſo von Ewigkeit her gewe- ſen, und etwas, ſo mit der Zeit ſeinen Anfang nimmt. Der Rathſchluß GOt- tes, (*) Jſt jemand mit dieſem Worte nicht zu- frieden, und erfordert mehr zu einem Rebellen, als wir angeben, der beliebe ein ander Wort zu nehmen. Er gebe uns nur die Sache zu, ſo wir mit die- ſem Worte hier andeuten. Er gebe uns zu, daß der natuͤrliche rohe und unbekehrte Menſch auſſer dem Gnadenreiche GOt- tes, d. i. auſſer der Geſellſchaft und Ge- meinſchaft der treuen und gehorſahmen Buͤrger GOttes ſey, und dem gemeinen Beſten dieſes Reichs ſich wiederſetze. (*) Dieſe Bedingungen (cauſae impulſiuae externae) ſind die Gnugthuung Chriſti und der Glaube an dieſelbe. (**) Es iſt hieraus ohne unſere Erinnerung klar, daß die Rechtfertigung kein actus phyſicus, ſondern ein actus forenſis ſey.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 486[482]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/518>, abgerufen am 19.04.2024.