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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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§. 15.

Jacobus scheinet indessen die Lehre,Beweis,
daß Pau-
lus und
Jacobus
in der Leh-
re von der
Rechtfer-
tigung [ei-]
nig sind.

welche wir zeither vorgetragen, mit den
deutlichsten Worten umzustossen, da er
Jacob. Cap. 2. v. 24. schreibet: So se-
het ihr nun, daß der Mensch durch
die Wercke gerecht wird, nicht
durch den Glauben allein.
Wir
halten dafür, daß diese Lehre Jacobi
mit der obigen Lehre besonders mit Pau-
li Worten am leichtesten und natürlich-
sten auf folgende Art verglichen wird.
Doch wollen wir gerne unsere Meinung
wiederruffen, wenn sie von andern un-
richtig befunden wird. Es können zwey
Fragen aufgeworffen werden. Die er-
ste ist: welches ist die Bedingung,
unter welcher GOtt den Sünder
unter seine treuen Unterthanen aus
Gnaden wieder aufnimmt und ihm
die bürgerlichen Gnadenrechte sei-
nes Reichs wieder schencket?
Hier-
auf ist die Antwort, der Glaube oder
die neue Huldigung gantz allein. Die
[z]weyte Frage ist diese: welches sind
die Bedingungen, unter welchen ei-
ner ein treuer Bürger GOttes blei-
bet?
Die Antwort hierauf ist unstreitig,
Glaube, da man fortfähret GOtt und
seine Zeugnisse ehrerbietig anzunehmen,
und gute Wercke, welche mit der Zeit

und




§. 15.

Jacobus ſcheinet indeſſen die Lehre,Beweis,
daß Pau-
lus und
Jacobus
in der Leh-
re von der
Rechtfer-
tigung [ei-]
nig ſind.

welche wir zeither vorgetragen, mit den
deutlichſten Worten umzuſtoſſen, da er
Jacob. Cap. 2. v. 24. ſchreibet: So ſe-
het ihr nun, daß der Menſch durch
die Wercke gerecht wird, nicht
durch den Glauben allein.
Wir
halten dafuͤr, daß dieſe Lehre Jacobi
mit der obigen Lehre beſonders mit Pau-
li Worten am leichteſten und natuͤrlich-
ſten auf folgende Art verglichen wird.
Doch wollen wir gerne unſere Meinung
wiederruffen, wenn ſie von andern un-
richtig befunden wird. Es koͤnnen zwey
Fragen aufgeworffen werden. Die er-
ſte iſt: welches iſt die Bedingung,
unter welcher GOtt den Suͤnder
unter ſeine treuen Unterthanen aus
Gnaden wieder aufnimmt und ihm
die buͤrgerlichen Gnadenrechte ſei-
nes Reichs wieder ſchencket?
Hier-
auf iſt die Antwort, der Glaube oder
die neue Huldigung gantz allein. Die
[z]weyte Frage iſt dieſe: welches ſind
die Bedingungen, unter welchen ei-
ner ein treuer Buͤrger GOttes blei-
bet?
Die Antwort hierauf iſt unſtreitig,
Glaube, da man fortfaͤhret GOtt und
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[509[505]/0541] §. 15. Jacobus ſcheinet indeſſen die Lehre, welche wir zeither vorgetragen, mit den deutlichſten Worten umzuſtoſſen, da er Jacob. Cap. 2. v. 24. ſchreibet: So ſe- het ihr nun, daß der Menſch durch die Wercke gerecht wird, nicht durch den Glauben allein. Wir halten dafuͤr, daß dieſe Lehre Jacobi mit der obigen Lehre beſonders mit Pau- li Worten am leichteſten und natuͤrlich- ſten auf folgende Art verglichen wird. Doch wollen wir gerne unſere Meinung wiederruffen, wenn ſie von andern un- richtig befunden wird. Es koͤnnen zwey Fragen aufgeworffen werden. Die er- ſte iſt: welches iſt die Bedingung, unter welcher GOtt den Suͤnder unter ſeine treuen Unterthanen aus Gnaden wieder aufnimmt und ihm die buͤrgerlichen Gnadenrechte ſei- nes Reichs wieder ſchencket? Hier- auf iſt die Antwort, der Glaube oder die neue Huldigung gantz allein. Die zweyte Frage iſt dieſe: welches ſind die Bedingungen, unter welchen ei- ner ein treuer Buͤrger GOttes blei- bet? Die Antwort hierauf iſt unſtreitig, Glaube, da man fortfaͤhret GOtt und ſeine Zeugniſſe ehrerbietig anzunehmen, und gute Wercke, welche mit der Zeit und Beweis, daß Pau- lus und Jacobus in der Leh- re von der Rechtfer- tigung ei- nig ſind.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 509[505]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/541>, abgerufen am 23.04.2024.