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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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Willen gefaßt werden, nicht bestehen, und
er allein GOtt und der stärckste Schutz sei-
nes Volckes sey.

§. 8.

Einen Zweiffel müssen wir noch heben,Ein Zweif-
fel und
dessen Auf-
lösung.

welcher unsere bisher behauptete Meynung
scheinet gantz und gar aufzuheben. Die
ersten vier Verse des achten Capitels Je-
saias scheinen ausdrücklich eine Gnaden-
Verheissung der nächstbevorstehenden Be-
freyung von dem Rezin und Pekah durch
die Assyrer in sich zu enthalten. Denn
der HErr befiehlt in denselben dem Jesaias
den mit einer Prophetin gezeugten Sohn zu
nennen, Raubebald Eilebeute. Und setzet
diese Ursach hinzu. Denn ehe der Knabe
ruffen kan: Lieber Vater, liebe Mutter,
soll die Macht Damasci und die Ausbeute
Samariä weggenommen werden durch den
König zu Assyrien.

Es ist an dem, wenn man diese Verse
nach den gewöhnlichen Uebersetzungen und
besonders mit Zurücklassung der folgenden
Verse lieset, so scheinen diese Worte den
Bürgern Juda eine Gnade anzuzeigen,
und selbige zu versichern, daß ihr Bündniß
mit den Assyrern ihnen den gewünschten

Vortheil



Willen gefaßt werden, nicht beſtehen, und
er allein GOtt und der ſtaͤrckſte Schutz ſei-
nes Volckes ſey.

§. 8.

Einen Zweiffel muͤſſen wir noch heben,Ein Zweif-
fel und
deſſen Auf-
loͤſung.

welcher unſere bisher behauptete Meynung
ſcheinet gantz und gar aufzuheben. Die
erſten vier Verſe des achten Capitels Je-
ſaias ſcheinen ausdruͤcklich eine Gnaden-
Verheiſſung der naͤchſtbevorſtehenden Be-
freyung von dem Rezin und Pekah durch
die Aſſyrer in ſich zu enthalten. Denn
der HErr befiehlt in denſelben dem Jeſaias
den mit einer Prophetin gezeugten Sohn zu
nennen, Raubebald Eilebeute. Und ſetzet
dieſe Urſach hinzu. Denn ehe der Knabe
ruffen kan: Lieber Vater, liebe Mutter,
ſoll die Macht Damaſci und die Ausbeute
Samariaͤ weggenommen werden durch den
Koͤnig zu Aſſyrien.

Es iſt an dem, wenn man dieſe Verſe
nach den gewoͤhnlichen Ueberſetzungen und
beſonders mit Zuruͤcklaſſung der folgenden
Verſe lieſet, ſo ſcheinen dieſe Worte den
Buͤrgern Juda eine Gnade anzuzeigen,
und ſelbige zu verſichern, daß ihr Buͤndniß
mit den Aſſyrern ihnen den gewuͤnſchten

Vortheil
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[93/0111] Willen gefaßt werden, nicht beſtehen, und er allein GOtt und der ſtaͤrckſte Schutz ſei- nes Volckes ſey. §. 8. Einen Zweiffel muͤſſen wir noch heben, welcher unſere bisher behauptete Meynung ſcheinet gantz und gar aufzuheben. Die erſten vier Verſe des achten Capitels Je- ſaias ſcheinen ausdruͤcklich eine Gnaden- Verheiſſung der naͤchſtbevorſtehenden Be- freyung von dem Rezin und Pekah durch die Aſſyrer in ſich zu enthalten. Denn der HErr befiehlt in denſelben dem Jeſaias den mit einer Prophetin gezeugten Sohn zu nennen, Raubebald Eilebeute. Und ſetzet dieſe Urſach hinzu. Denn ehe der Knabe ruffen kan: Lieber Vater, liebe Mutter, ſoll die Macht Damaſci und die Ausbeute Samariaͤ weggenommen werden durch den Koͤnig zu Aſſyrien. Ein Zweif- fel und deſſen Auf- loͤſung. Es iſt an dem, wenn man dieſe Verſe nach den gewoͤhnlichen Ueberſetzungen und beſonders mit Zuruͤcklaſſung der folgenden Verſe lieſet, ſo ſcheinen dieſe Worte den Buͤrgern Juda eine Gnade anzuzeigen, und ſelbige zu verſichern, daß ihr Buͤndniß mit den Aſſyrern ihnen den gewuͤnſchten Vortheil

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/111>, abgerufen am 18.04.2024.