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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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setzen, unter welchen die göttlichen Offen-
barungen zuerst sind gemein gemacht wor-
den. Jch mache mir ihre Sprache, ihre
Geschichte, Meynungen, Sitten und Ge-
bräuche, so viel möglich, bekannt, und frage
alsdenn: Was für Gedancken würdest du
in jener Umständen mit diesen und jenen
Worten der Offenbarung verknüpft ha-
ben? Und wenn ich denn finde, dieses und
jenes würde ich bey diesem und jenem kla-
ren Ausdruck gedacht haben, so halte ich
solches für den echten Sinn der Offenba-
rung, er mag sich übrigens mit meiner Phi-
losophie reimen oder nicht. Wir halten
ja dieses für die rechte Haupt-Regel, nach
welcher andere Schriften zu erklären, war-
um soll sie denn bloß bey der Offenbarung
hinweg fallen?

§. XV.

Was heraus kommt, wenn man festeWie weit
sie nicht zu
gebrau-
chen?

setzet, was mit unserer Philosophie
streitet, muß in der Offenbarung
nicht stehen,
und hergegen, was mit
derselben überein stimmet, muß dar-
inne enthalten seyn,
können uns die
Kirchen-Geschichte durch alle Jahrhundert
lehren. Alle Jahrhundert sind gewisse

Sätze
C 3



ſetzen, unter welchen die goͤttlichen Offen-
barungen zuerſt ſind gemein gemacht wor-
den. Jch mache mir ihre Sprache, ihre
Geſchichte, Meynungen, Sitten und Ge-
braͤuche, ſo viel moͤglich, bekannt, und frage
alsdenn: Was fuͤr Gedancken wuͤrdeſt du
in jener Umſtaͤnden mit dieſen und jenen
Worten der Offenbarung verknuͤpft ha-
ben? Und wenn ich denn finde, dieſes und
jenes wuͤrde ich bey dieſem und jenem kla-
ren Ausdruck gedacht haben, ſo halte ich
ſolches fuͤr den echten Sinn der Offenba-
rung, er mag ſich uͤbrigens mit meiner Phi-
loſophie reimen oder nicht. Wir halten
ja dieſes fuͤr die rechte Haupt-Regel, nach
welcher andere Schriften zu erklaͤren, war-
um ſoll ſie denn bloß bey der Offenbarung
hinweg fallen?

§. XV.

Was heraus kommt, wenn man feſteWie weit
ſie nicht zu
gebrau-
chen?

ſetzet, was mit unſerer Philoſophie
ſtreitet, muß in der Offenbarung
nicht ſtehen,
und hergegen, was mit
derſelben uͤberein ſtimmet, muß dar-
inne enthalten ſeyn,
koͤnnen uns die
Kirchen-Geſchichte durch alle Jahrhundert
lehren. Alle Jahrhundert ſind gewiſſe

Saͤtze
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[37/0055] ſetzen, unter welchen die goͤttlichen Offen- barungen zuerſt ſind gemein gemacht wor- den. Jch mache mir ihre Sprache, ihre Geſchichte, Meynungen, Sitten und Ge- braͤuche, ſo viel moͤglich, bekannt, und frage alsdenn: Was fuͤr Gedancken wuͤrdeſt du in jener Umſtaͤnden mit dieſen und jenen Worten der Offenbarung verknuͤpft ha- ben? Und wenn ich denn finde, dieſes und jenes wuͤrde ich bey dieſem und jenem kla- ren Ausdruck gedacht haben, ſo halte ich ſolches fuͤr den echten Sinn der Offenba- rung, er mag ſich uͤbrigens mit meiner Phi- loſophie reimen oder nicht. Wir halten ja dieſes fuͤr die rechte Haupt-Regel, nach welcher andere Schriften zu erklaͤren, war- um ſoll ſie denn bloß bey der Offenbarung hinweg fallen? §. XV. Was heraus kommt, wenn man feſte ſetzet, was mit unſerer Philoſophie ſtreitet, muß in der Offenbarung nicht ſtehen, und hergegen, was mit derſelben uͤberein ſtimmet, muß dar- inne enthalten ſeyn, koͤnnen uns die Kirchen-Geſchichte durch alle Jahrhundert lehren. Alle Jahrhundert ſind gewiſſe Saͤtze Wie weit ſie nicht zu gebrau- chen? C 3

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/55>, abgerufen am 28.03.2024.