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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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ne Vielweiberey ist gantz und gar nicht
möglich, ausser in solchen seltenen Zeiten,
die wir oben (§. 17.) angeführet, und die
bey Pflantzung der Christlichen Lehre nicht
gewesen. Erstlich stehet im Wege, daß
die Anzahl der Frauens-Personen zu einer
weitläuftigen Vielweiberey nicht hinrei-
chet. Zweytens aber können auch die al-
lerwenigsten viel Weiber ernehren. Es
ist ohne Zweifel, daß die Vielweiberey auch
da, wo sie erlaubt ist, ordentlicher Weise
nur unter die Vorzüge der Vornehmsten
und Reichsten gehöre. Und auch unter
diesen sind einige, welche lieber mit einer
Frau als mit vielen leben. Wie viel zählt
man aber von solchen vornehmen und rei-
chen Personen unter den ersten Christen?
Und wie viele sollten sich wohl von denen,
die sich mit vielen Weibern umgeben ha-
ben, entschlossen haben, eine Religion zu
wehlen, welche man mit Feuer und
Schwerdt verfolgete? Jst es unbekannt,
was für eine grosse Hinderniß bey einer
solchen Entschliessung eine eintzige Frau
machen kan? Wie viel Schwürigkeiten
hat also derjenige zu überwinden gehabt,
der mit mehrern ist verknüpft ist gewesen?

Wie



ne Vielweiberey iſt gantz und gar nicht
moͤglich, auſſer in ſolchen ſeltenen Zeiten,
die wir oben (§. 17.) angefuͤhret, und die
bey Pflantzung der Chriſtlichen Lehre nicht
geweſen. Erſtlich ſtehet im Wege, daß
die Anzahl der Frauens-Perſonen zu einer
weitlaͤuftigen Vielweiberey nicht hinrei-
chet. Zweytens aber koͤnnen auch die al-
lerwenigſten viel Weiber ernehren. Es
iſt ohne Zweifel, daß die Vielweiberey auch
da, wo ſie erlaubt iſt, ordentlicher Weiſe
nur unter die Vorzuͤge der Vornehmſten
und Reichſten gehoͤre. Und auch unter
dieſen ſind einige, welche lieber mit einer
Frau als mit vielen leben. Wie viel zaͤhlt
man aber von ſolchen vornehmen und rei-
chen Perſonen unter den erſten Chriſten?
Und wie viele ſollten ſich wohl von denen,
die ſich mit vielen Weibern umgeben ha-
ben, entſchloſſen haben, eine Religion zu
wehlen, welche man mit Feuer und
Schwerdt verfolgete? Jſt es unbekannt,
was fuͤr eine groſſe Hinderniß bey einer
ſolchen Entſchlieſſung eine eintzige Frau
machen kan? Wie viel Schwuͤrigkeiten
hat alſo derjenige zu uͤberwinden gehabt,
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[237/0255] ne Vielweiberey iſt gantz und gar nicht moͤglich, auſſer in ſolchen ſeltenen Zeiten, die wir oben (§. 17.) angefuͤhret, und die bey Pflantzung der Chriſtlichen Lehre nicht geweſen. Erſtlich ſtehet im Wege, daß die Anzahl der Frauens-Perſonen zu einer weitlaͤuftigen Vielweiberey nicht hinrei- chet. Zweytens aber koͤnnen auch die al- lerwenigſten viel Weiber ernehren. Es iſt ohne Zweifel, daß die Vielweiberey auch da, wo ſie erlaubt iſt, ordentlicher Weiſe nur unter die Vorzuͤge der Vornehmſten und Reichſten gehoͤre. Und auch unter dieſen ſind einige, welche lieber mit einer Frau als mit vielen leben. Wie viel zaͤhlt man aber von ſolchen vornehmen und rei- chen Perſonen unter den erſten Chriſten? Und wie viele ſollten ſich wohl von denen, die ſich mit vielen Weibern umgeben ha- ben, entſchloſſen haben, eine Religion zu wehlen, welche man mit Feuer und Schwerdt verfolgete? Jſt es unbekannt, was fuͤr eine groſſe Hinderniß bey einer ſolchen Entſchlieſſung eine eintzige Frau machen kan? Wie viel Schwuͤrigkeiten hat alſo derjenige zu uͤberwinden gehabt, der mit mehrern iſt verknuͤpft iſt geweſen? Wie

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/255>, abgerufen am 28.03.2024.