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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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etwas gelesen. Denn man findet nicht
die allergeringste Spur in denselben, daß
die Urheber derselben wider eine Vielwei-
berey eiffern, die unter den Christen wä-
re; sondern es ist ja klar am Tage, daß
sie wider die Vielweiberey anderer Völ-
cker, besonders der Juden reden. So
viel lässet sich doch noch leicht sehen, ob
jemand wider eine fremde oder einhei-
mische Unordnung die Feder ergriffen.
Man lese, was einige |von den alten
Kirchen-Vätern wider die zweyte, dritte
und vierte Ehe geschrieben, so wird man
bald mercken, wie sie schreiben, wenn
sie etwas unter den Christen selber fin-
den, so ihnen nicht anstehet. Es finden
sich Gelegenheiten in den Schriften der
ersten Kirchen-Väter, dabey sie sich,
wenn unter den ersten Christen Exempel
von Männern mit vielen Weibern gewe-
sen, dieserwegen nothwendig hätten ent-
schuldigen und sich von einem Wider-
spruch befreyen müssen. Man findet,
daß einige von den ersten Kirchen-Leh-
rern den Juden vorgehalten, daß die
Christen sich mit einer Frau begnügten,
und die Vielweiberey verwürffen. (*)

Hätte
(*) Wir wollen nur die wenigen Stellen an-
führen, welche uns davon sind bekannt
worden; es werden derselben aber ohne
Zweiffel mehr zu finden seyn. Man lese
demnach Dialog. cum Tryphone, welcher
von den mehresten Ivstino Martyr. zu-
geeignet wird, und ein Gespräch mit ei-
nem Juden ist. Es wird diese Schrift
in die Mitte des zweyten Jahrhunderts
gesetzt. Es kan ferner nachgeschlagen
werden Clemens Alexandr. Paedag.
Lib. I. Cap. VII. Theophilvs ad
Autolicum Lib. III.
Q 2



etwas geleſen. Denn man findet nicht
die allergeringſte Spur in denſelben, daß
die Urheber derſelben wider eine Vielwei-
berey eiffern, die unter den Chriſten waͤ-
re; ſondern es iſt ja klar am Tage, daß
ſie wider die Vielweiberey anderer Voͤl-
cker, beſonders der Juden reden. So
viel laͤſſet ſich doch noch leicht ſehen, ob
jemand wider eine fremde oder einhei-
miſche Unordnung die Feder ergriffen.
Man leſe, was einige |von den alten
Kirchen-Vaͤtern wider die zweyte, dritte
und vierte Ehe geſchrieben, ſo wird man
bald mercken, wie ſie ſchreiben, wenn
ſie etwas unter den Chriſten ſelber fin-
den, ſo ihnen nicht anſtehet. Es finden
ſich Gelegenheiten in den Schriften der
erſten Kirchen-Vaͤter, dabey ſie ſich,
wenn unter den erſten Chriſten Exempel
von Maͤnnern mit vielen Weibern gewe-
ſen, dieſerwegen nothwendig haͤtten ent-
ſchuldigen und ſich von einem Wider-
ſpruch befreyen muͤſſen. Man findet,
daß einige von den erſten Kirchen-Leh-
rern den Juden vorgehalten, daß die
Chriſten ſich mit einer Frau begnuͤgten,
und die Vielweiberey verwuͤrffen. (*)

Haͤtte
(*) Wir wollen nur die wenigen Stellen an-
fuͤhren, welche uns davon ſind bekannt
worden; es werden derſelben aber ohne
Zweiffel mehr zu finden ſeyn. Man leſe
demnach Dialog. cum Tryphone, welcher
von den mehreſten Ivstino Martyr. zu-
geeignet wird, und ein Geſpraͤch mit ei-
nem Juden iſt. Es wird dieſe Schrift
in die Mitte des zweyten Jahrhunderts
geſetzt. Es kan ferner nachgeſchlagen
werden Clemenſ Alexandr. Pædag.
Lib. I. Cap. VII. Theophilvſ ad
Autolicum Lib. III.
Q 2
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[243/0261] etwas geleſen. Denn man findet nicht die allergeringſte Spur in denſelben, daß die Urheber derſelben wider eine Vielwei- berey eiffern, die unter den Chriſten waͤ- re; ſondern es iſt ja klar am Tage, daß ſie wider die Vielweiberey anderer Voͤl- cker, beſonders der Juden reden. So viel laͤſſet ſich doch noch leicht ſehen, ob jemand wider eine fremde oder einhei- miſche Unordnung die Feder ergriffen. Man leſe, was einige |von den alten Kirchen-Vaͤtern wider die zweyte, dritte und vierte Ehe geſchrieben, ſo wird man bald mercken, wie ſie ſchreiben, wenn ſie etwas unter den Chriſten ſelber fin- den, ſo ihnen nicht anſtehet. Es finden ſich Gelegenheiten in den Schriften der erſten Kirchen-Vaͤter, dabey ſie ſich, wenn unter den erſten Chriſten Exempel von Maͤnnern mit vielen Weibern gewe- ſen, dieſerwegen nothwendig haͤtten ent- ſchuldigen und ſich von einem Wider- ſpruch befreyen muͤſſen. Man findet, daß einige von den erſten Kirchen-Leh- rern den Juden vorgehalten, daß die Chriſten ſich mit einer Frau begnuͤgten, und die Vielweiberey verwuͤrffen. (*) Haͤtte (*) Wir wollen nur die wenigen Stellen an- fuͤhren, welche uns davon ſind bekannt worden; es werden derſelben aber ohne Zweiffel mehr zu finden ſeyn. Man leſe demnach Dialog. cum Tryphone, welcher von den mehreſten Ivstino Martyr. zu- geeignet wird, und ein Geſpraͤch mit ei- nem Juden iſt. Es wird dieſe Schrift in die Mitte des zweyten Jahrhunderts geſetzt. Es kan ferner nachgeſchlagen werden Clemenſ Alexandr. Pædag. Lib. I. Cap. VII. Theophilvſ ad Autolicum Lib. III. Q 2

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/261>, abgerufen am 19.04.2024.