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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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Hätte man nun Exempel von Männern
mit vielen Weibern unter den Christen
gehabt, würde man sich in solchen Stel-
len nicht nothwendig darüber haben erklä-
ren müssen? Ja da die alten Kirchen-Vä-
ter so sehr viel mit Ehe-Sachen in ihren
Schrifften zu thun haben, und den Bo-
gen höher spannen, als billig und solche
Sätze lehren, wider welche nothwendig
solche Exempel würden seyn angeführet
worden, man aber kein einiges mal fin-
det, daß ihnen daher ein Einwurf ge-
macht worden, oder daß sie demselben
zuvor gekommen und ihn beantwortet,
so urtheile ein jeder Unpartheyischer,
was hieraus zu schliessen. Da einige
der alten Kirchen-Väter so gar die
zweyte Ehe tadelten, würde man selbi-
gen nicht entgegen gesetzt haben? Daß
man ja bey einigen Bekehrten so gar die
Vielweiberey duldete. Man lieset aber
nirgend das allergeringste davon. Was
noch mehr? Man lieset, daß sie aller-
hand Fragen gehabt, von der Eheschei-
dung zwischen einem gläubigen und un-
gläubigen Ehegatten. Nirgend aber
wird bey diesen Fragen mehr als einer

Frau



Haͤtte man nun Exempel von Maͤnnern
mit vielen Weibern unter den Chriſten
gehabt, wuͤrde man ſich in ſolchen Stel-
len nicht nothwendig daruͤber haben erklaͤ-
ren muͤſſen? Ja da die alten Kirchen-Vaͤ-
ter ſo ſehr viel mit Ehe-Sachen in ihren
Schrifften zu thun haben, und den Bo-
gen hoͤher ſpannen, als billig und ſolche
Saͤtze lehren, wider welche nothwendig
ſolche Exempel wuͤrden ſeyn angefuͤhret
worden, man aber kein einiges mal fin-
det, daß ihnen daher ein Einwurf ge-
macht worden, oder daß ſie demſelben
zuvor gekommen und ihn beantwortet,
ſo urtheile ein jeder Unpartheyiſcher,
was hieraus zu ſchlieſſen. Da einige
der alten Kirchen-Vaͤter ſo gar die
zweyte Ehe tadelten, wuͤrde man ſelbi-
gen nicht entgegen geſetzt haben? Daß
man ja bey einigen Bekehrten ſo gar die
Vielweiberey duldete. Man lieſet aber
nirgend das allergeringſte davon. Was
noch mehr? Man lieſet, daß ſie aller-
hand Fragen gehabt, von der Eheſchei-
dung zwiſchen einem glaͤubigen und un-
glaͤubigen Ehegatten. Nirgend aber
wird bey dieſen Fragen mehr als einer

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[244/0262] Haͤtte man nun Exempel von Maͤnnern mit vielen Weibern unter den Chriſten gehabt, wuͤrde man ſich in ſolchen Stel- len nicht nothwendig daruͤber haben erklaͤ- ren muͤſſen? Ja da die alten Kirchen-Vaͤ- ter ſo ſehr viel mit Ehe-Sachen in ihren Schrifften zu thun haben, und den Bo- gen hoͤher ſpannen, als billig und ſolche Saͤtze lehren, wider welche nothwendig ſolche Exempel wuͤrden ſeyn angefuͤhret worden, man aber kein einiges mal fin- det, daß ihnen daher ein Einwurf ge- macht worden, oder daß ſie demſelben zuvor gekommen und ihn beantwortet, ſo urtheile ein jeder Unpartheyiſcher, was hieraus zu ſchlieſſen. Da einige der alten Kirchen-Vaͤter ſo gar die zweyte Ehe tadelten, wuͤrde man ſelbi- gen nicht entgegen geſetzt haben? Daß man ja bey einigen Bekehrten ſo gar die Vielweiberey duldete. Man lieſet aber nirgend das allergeringſte davon. Was noch mehr? Man lieſet, daß ſie aller- hand Fragen gehabt, von der Eheſchei- dung zwiſchen einem glaͤubigen und un- glaͤubigen Ehegatten. Nirgend aber wird bey dieſen Fragen mehr als einer Frau

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/262>, abgerufen am 19.04.2024.