Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite



man darunter den Zusammenhang der
Wahrheiten selber verstehet? Allein diese
Frage fällt gantz hinweg, weil der Zusam-
menhang der Wahrheiten bey Erklärung
der Schrift und in Glaubens-Sachen uns
nicht zu statten kommen kan, als in so fern
wir eine Einsicht in denselben haben. Hier-
aus aber entstehen die Fragen, mit deren
Beantwortung wir uns anjetzt beschäfti-
gen.

§. VI.

Wir untersuchen also nur noch, ob undNach der
vierdten
Bedeu-
tung.

wie weit die Vernunft bey Erklärung der
Schrift und in Glaubens-Sachen zu ge-
brauchen, in so fern ein jeder darunter sei-
ne eigene mit unerkannten Jrrthümern
vermischte Einsicht, die er ohne Offenba-
rung hat, verstehet? Der Geist GOttes
entdecket uns nicht unmittelbar, welche un-
ter so vielen vorgegebenen Offenbarungen
die wahre sey. Der Geist GOttes sagt uns
ferner nicht unmittelbar, was für Begrif-
fe mit den Worten, darinnen die wahre
Offenbarung verfasset, zu verknüpfen.
Es bleibet uns derowegen nichts übrig als
dieses: entweder wir müssen gar nicht unter-
suchen, welches die wahre Offenbarung

und



man darunter den Zuſammenhang der
Wahrheiten ſelber verſtehet? Allein dieſe
Frage faͤllt gantz hinweg, weil der Zuſam-
menhang der Wahrheiten bey Erklaͤrung
der Schrift und in Glaubens-Sachen uns
nicht zu ſtatten kommen kan, als in ſo fern
wir eine Einſicht in denſelben haben. Hier-
aus aber entſtehen die Fragen, mit deren
Beantwortung wir uns anjetzt beſchaͤfti-
gen.

§. VI.

Wir unterſuchen alſo nur noch, ob undNach der
vierdten
Bedeu-
tung.

wie weit die Vernunft bey Erklaͤrung der
Schrift und in Glaubens-Sachen zu ge-
brauchen, in ſo fern ein jeder darunter ſei-
ne eigene mit unerkannten Jrrthuͤmern
vermiſchte Einſicht, die er ohne Offenba-
rung hat, verſtehet? Der Geiſt GOttes
entdecket uns nicht unmittelbar, welche un-
ter ſo vielen vorgegebenen Offenbarungen
die wahre ſey. Der Geiſt GOttes ſagt uns
ferner nicht unmittelbar, was fuͤr Begrif-
fe mit den Worten, darinnen die wahre
Offenbarung verfaſſet, zu verknuͤpfen.
Es bleibet uns derowegen nichts uͤbrig als
dieſes: entweder wir muͤſſen gar nicht unter-
ſuchen, welches die wahre Offenbarung

und
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0029" n="11"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
man darunter den Zu&#x017F;ammenhang der<lb/>
Wahrheiten &#x017F;elber ver&#x017F;tehet? Allein die&#x017F;e<lb/>
Frage fa&#x0364;llt gantz hinweg, weil der Zu&#x017F;am-<lb/>
menhang der Wahrheiten bey Erkla&#x0364;rung<lb/>
der Schrift und in Glaubens-Sachen uns<lb/>
nicht zu &#x017F;tatten kommen kan, als in &#x017F;o fern<lb/>
wir eine Ein&#x017F;icht in den&#x017F;elben haben. Hier-<lb/>
aus aber ent&#x017F;tehen die Fragen, mit deren<lb/>
Beantwortung wir uns anjetzt be&#x017F;cha&#x0364;fti-<lb/>
gen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. <hi rendition="#aq">VI.</hi></head><lb/>
          <p>Wir unter&#x017F;uchen al&#x017F;o nur noch, ob und<note place="right">Nach der<lb/>
vierdten<lb/>
Bedeu-<lb/>
tung.</note><lb/>
wie weit die Vernunft bey Erkla&#x0364;rung der<lb/>
Schrift und in Glaubens-Sachen zu ge-<lb/>
brauchen, in &#x017F;o fern ein jeder darunter &#x017F;ei-<lb/>
ne eigene mit unerkannten Jrrthu&#x0364;mern<lb/>
vermi&#x017F;chte Ein&#x017F;icht, die er ohne Offenba-<lb/>
rung hat, ver&#x017F;tehet? Der Gei&#x017F;t GOttes<lb/>
entdecket uns nicht unmittelbar, welche un-<lb/>
ter &#x017F;o vielen vorgegebenen Offenbarungen<lb/>
die wahre &#x017F;ey. Der Gei&#x017F;t GOttes &#x017F;agt uns<lb/>
ferner nicht unmittelbar, was fu&#x0364;r Begrif-<lb/>
fe mit den Worten, darinnen die wahre<lb/>
Offenbarung verfa&#x017F;&#x017F;et, zu verknu&#x0364;pfen.<lb/>
Es bleibet uns derowegen nichts u&#x0364;brig als<lb/>
die&#x017F;es: entweder wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en gar nicht unter-<lb/>
&#x017F;uchen, welches die wahre Offenbarung<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[11/0029] man darunter den Zuſammenhang der Wahrheiten ſelber verſtehet? Allein dieſe Frage faͤllt gantz hinweg, weil der Zuſam- menhang der Wahrheiten bey Erklaͤrung der Schrift und in Glaubens-Sachen uns nicht zu ſtatten kommen kan, als in ſo fern wir eine Einſicht in denſelben haben. Hier- aus aber entſtehen die Fragen, mit deren Beantwortung wir uns anjetzt beſchaͤfti- gen. §. VI. Wir unterſuchen alſo nur noch, ob und wie weit die Vernunft bey Erklaͤrung der Schrift und in Glaubens-Sachen zu ge- brauchen, in ſo fern ein jeder darunter ſei- ne eigene mit unerkannten Jrrthuͤmern vermiſchte Einſicht, die er ohne Offenba- rung hat, verſtehet? Der Geiſt GOttes entdecket uns nicht unmittelbar, welche un- ter ſo vielen vorgegebenen Offenbarungen die wahre ſey. Der Geiſt GOttes ſagt uns ferner nicht unmittelbar, was fuͤr Begrif- fe mit den Worten, darinnen die wahre Offenbarung verfaſſet, zu verknuͤpfen. Es bleibet uns derowegen nichts uͤbrig als dieſes: entweder wir muͤſſen gar nicht unter- ſuchen, welches die wahre Offenbarung und Nach der vierdten Bedeu- tung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/29
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/29>, abgerufen am 29.03.2024.