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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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den Raupen, so lange, bis sie Fittige be-
kommen, sich durch das Nest durchfressen
und fort fliegen. Mercket man hier nicht
ohne Mühe, daß der Schöpffer diese
Schlupff-Wespen so bereitet, daß sie ver-
möge eines natürlichen Triebes ihre Eyer
dahin legen, wo sie können auskommen, und
so versorgen, daß es ihnen an Nahrung
nicht mangelt? Kan man glauben, daß
dem Schöpfer unbekannt gewesen, daß
durch diese Thiere viele Raupen würden
vernichtet werden, ehe sie ihre Vollkom-
menheit erreicheten, und schöne Butter-
Vogel werden könnten? Wer muß diesen
Schluß nicht bündig nennen?

Wer eine besondere Art von Thie-
ren so zubereitet, daß sie sich
nicht anders fortzeugen kön-
nen ohne den Untergang eines
andern zu befördern, und ihnen
einen Trieb giebet solches Thier
aufzusuchen, anbey an den
Eyerstock jener Thiere einen
holen und spitzigen Stachel
macht, womit sie die Eyer un-
ter die Haut des andern Thie-
res bringen können, der hat ge-

wust,



den Raupen, ſo lange, bis ſie Fittige be-
kommen, ſich durch das Neſt durchfreſſen
und fort fliegen. Mercket man hier nicht
ohne Muͤhe, daß der Schoͤpffer dieſe
Schlupff-Weſpen ſo bereitet, daß ſie ver-
moͤge eines natuͤrlichen Triebes ihre Eyer
dahin legen, wo ſie koͤnnen auskommen, und
ſo verſorgen, daß es ihnen an Nahrung
nicht mangelt? Kan man glauben, daß
dem Schoͤpfer unbekannt geweſen, daß
durch dieſe Thiere viele Raupen wuͤrden
vernichtet werden, ehe ſie ihre Vollkom-
menheit erreicheten, und ſchoͤne Butter-
Vogel werden koͤnnten? Wer muß dieſen
Schluß nicht buͤndig nennen?

Wer eine beſondere Art von Thie-
ren ſo zubereitet, daß ſie ſich
nicht anders fortzeugen koͤn-
nen ohne den Untergang eines
andern zu befoͤrdern, und ihnen
einen Trieb giebet ſolches Thier
aufzuſuchen, anbey an den
Eyerſtock jener Thiere einen
holen und ſpitzigen Stachel
macht, womit ſie die Eyer un-
ter die Haut des andern Thie-
res bringen koͤnnen, der hat ge-

wuſt,
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[300/0318] den Raupen, ſo lange, bis ſie Fittige be- kommen, ſich durch das Neſt durchfreſſen und fort fliegen. Mercket man hier nicht ohne Muͤhe, daß der Schoͤpffer dieſe Schlupff-Weſpen ſo bereitet, daß ſie ver- moͤge eines natuͤrlichen Triebes ihre Eyer dahin legen, wo ſie koͤnnen auskommen, und ſo verſorgen, daß es ihnen an Nahrung nicht mangelt? Kan man glauben, daß dem Schoͤpfer unbekannt geweſen, daß durch dieſe Thiere viele Raupen wuͤrden vernichtet werden, ehe ſie ihre Vollkom- menheit erreicheten, und ſchoͤne Butter- Vogel werden koͤnnten? Wer muß dieſen Schluß nicht buͤndig nennen? Wer eine beſondere Art von Thie- ren ſo zubereitet, daß ſie ſich nicht anders fortzeugen koͤn- nen ohne den Untergang eines andern zu befoͤrdern, und ihnen einen Trieb giebet ſolches Thier aufzuſuchen, anbey an den Eyerſtock jener Thiere einen holen und ſpitzigen Stachel macht, womit ſie die Eyer un- ter die Haut des andern Thie- res bringen koͤnnen, der hat ge- wuſt,

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/318>, abgerufen am 25.04.2024.