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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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vielen Provintzen von Deutschland wie-
derfahren? Man wird dergleichen nirgend
finden. Sondern, wenn solche schädliche
Thiere mannichmahl nur wenige Monath
ein Land verheeret, kommen sie auf ein-
mahl, insgemein durch eine Witterung, so
ihnen entgegen, hinweg, daß man keine
Spuhr von ihnen findet. Die Heuschre-
cken treibet der Wind zu Zeiten ins Meer,
daß sie auf einmahl umkommen. Wie
die Menge derselben nicht nach und nach,
sondern auf einmal in wenig Tagen merck-
lich wird, so werden sie auch schleunig, ehe
man es sich versiehet, wieder weggeschafft.
Verschiedene Raub-Thiere fangen zwar
von solchen Ungeziefer etwas weg; aber
dieser Abgang ist nicht mercklich, und sel-
biger kan nicht verursachen, daß grosse
Schaaren in wenig Tagen unsichtbar
werden. Wer kan nun glauben, daß die-
ses allezeit nur von ohngefehr so trifft, daß
wenn in einem Jahr eine so gar grosse Brut
von diesen Thieren ausgekommen, immer
eine solche Witterung oder Wind folget,
welcher den grösten Theil derselben vernich-
tet. Wer sich überreden kan, daß die-
ses alles ohne Vorsehung eines höchst-wei-

sen



vielen Provintzen von Deutſchland wie-
derfahren? Man wird dergleichen nirgend
finden. Sondern, wenn ſolche ſchaͤdliche
Thiere mannichmahl nur wenige Monath
ein Land verheeret, kommen ſie auf ein-
mahl, insgemein durch eine Witterung, ſo
ihnen entgegen, hinweg, daß man keine
Spuhr von ihnen findet. Die Heuſchre-
cken treibet der Wind zu Zeiten ins Meer,
daß ſie auf einmahl umkommen. Wie
die Menge derſelben nicht nach und nach,
ſondern auf einmal in wenig Tagen merck-
lich wird, ſo werden ſie auch ſchleunig, ehe
man es ſich verſiehet, wieder weggeſchafft.
Verſchiedene Raub-Thiere fangen zwar
von ſolchen Ungeziefer etwas weg; aber
dieſer Abgang iſt nicht mercklich, und ſel-
biger kan nicht verurſachen, daß groſſe
Schaaren in wenig Tagen unſichtbar
werden. Wer kan nun glauben, daß die-
ſes allezeit nur von ohngefehr ſo trifft, daß
wenn in einem Jahr eine ſo gar groſſe Brut
von dieſen Thieren ausgekommen, immer
eine ſolche Witterung oder Wind folget,
welcher den groͤſten Theil derſelben vernich-
tet. Wer ſich uͤberreden kan, daß die-
ſes alles ohne Vorſehung eines hoͤchſt-wei-

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[302/0320] vielen Provintzen von Deutſchland wie- derfahren? Man wird dergleichen nirgend finden. Sondern, wenn ſolche ſchaͤdliche Thiere mannichmahl nur wenige Monath ein Land verheeret, kommen ſie auf ein- mahl, insgemein durch eine Witterung, ſo ihnen entgegen, hinweg, daß man keine Spuhr von ihnen findet. Die Heuſchre- cken treibet der Wind zu Zeiten ins Meer, daß ſie auf einmahl umkommen. Wie die Menge derſelben nicht nach und nach, ſondern auf einmal in wenig Tagen merck- lich wird, ſo werden ſie auch ſchleunig, ehe man es ſich verſiehet, wieder weggeſchafft. Verſchiedene Raub-Thiere fangen zwar von ſolchen Ungeziefer etwas weg; aber dieſer Abgang iſt nicht mercklich, und ſel- biger kan nicht verurſachen, daß groſſe Schaaren in wenig Tagen unſichtbar werden. Wer kan nun glauben, daß die- ſes allezeit nur von ohngefehr ſo trifft, daß wenn in einem Jahr eine ſo gar groſſe Brut von dieſen Thieren ausgekommen, immer eine ſolche Witterung oder Wind folget, welcher den groͤſten Theil derſelben vernich- tet. Wer ſich uͤberreden kan, daß die- ſes alles ohne Vorſehung eines hoͤchſt-wei- ſen

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/320>, abgerufen am 19.04.2024.