Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite



sammlet sind, haben einen gesunden Ver-
stand, und die allermehresten haben das
Glück, daß ihre Seele in einem vollständi-
gen Cörper wohnet. Jn und an uns sel-
ber hat die ewige Liebe eine ungemeine
Menge Wohlthaten zusammen gehäuft
und mit einander verbunden, deren hohen
Werth von wenigen erkannt wird. Da-
mit ihr aber selbige schätzen lernet, so fragt
euch selbst, für welchen Preiß ihr wohl ge-
dächtet euren Verstand, oder das Gesicht,
Gehör und Sprache oder auch nur Arme
und Füsse dahin zu geben und euch dersel-
ben berauben zu lassen. Jch weiß, ihr
werdet keinen Preiß finden, der euch für
diese edlen Geschencke hoch genug wäre.
Begreift also, wie die Güte des HErrn uns
mit unschätzbaren Wohlthaten überhäuft.
Das Unendliche in der Liebe des Schöpf-
fers wird sich uns noch mehr vor Augen
stellen, wenn wir uns selber fragen, ob wir
diesen grossen Wohlthäter etwas zuvor ge-
geben, so uns würde wieder vergolten. Ach,
möchten wir nur recht erkänntliche und
danckbare Geschöpfe seyn, welche ihren so
gütigen Schöpfer als ihren grösten Wohl-
thäter verehrten! Möchten wir solche seyn,

welche
Jacobi Betr. 2. Band. Y



ſammlet ſind, haben einen geſunden Ver-
ſtand, und die allermehreſten haben das
Gluͤck, daß ihre Seele in einem vollſtaͤndi-
gen Coͤrper wohnet. Jn und an uns ſel-
ber hat die ewige Liebe eine ungemeine
Menge Wohlthaten zuſammen gehaͤuft
und mit einander verbunden, deren hohen
Werth von wenigen erkannt wird. Da-
mit ihr aber ſelbige ſchaͤtzen lernet, ſo fragt
euch ſelbſt, fuͤr welchen Preiß ihr wohl ge-
daͤchtet euren Verſtand, oder das Geſicht,
Gehoͤr und Sprache oder auch nur Arme
und Fuͤſſe dahin zu geben und euch derſel-
ben berauben zu laſſen. Jch weiß, ihr
werdet keinen Preiß finden, der euch fuͤr
dieſe edlen Geſchencke hoch genug waͤre.
Begreift alſo, wie die Guͤte des HErrn uns
mit unſchaͤtzbaren Wohlthaten uͤberhaͤuft.
Das Unendliche in der Liebe des Schoͤpf-
fers wird ſich uns noch mehr vor Augen
ſtellen, wenn wir uns ſelber fragen, ob wir
dieſen groſſen Wohlthaͤter etwas zuvor ge-
geben, ſo uns wuͤrde wieder vergolten. Ach,
moͤchten wir nur recht erkaͤnntliche und
danckbare Geſchoͤpfe ſeyn, welche ihren ſo
guͤtigen Schoͤpfer als ihren groͤſten Wohl-
thaͤter verehrten! Moͤchten wir ſolche ſeyn,

welche
Jacobi Betr. 2. Band. Y
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0355" n="337"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x017F;ammlet &#x017F;ind, haben einen ge&#x017F;unden Ver-<lb/>
&#x017F;tand, und die allermehre&#x017F;ten haben das<lb/>
Glu&#x0364;ck, daß ihre Seele in einem voll&#x017F;ta&#x0364;ndi-<lb/>
gen Co&#x0364;rper wohnet. Jn und an uns &#x017F;el-<lb/>
ber hat die ewige Liebe eine ungemeine<lb/>
Menge Wohlthaten zu&#x017F;ammen geha&#x0364;uft<lb/>
und mit einander verbunden, deren hohen<lb/>
Werth von wenigen erkannt wird. Da-<lb/>
mit ihr aber &#x017F;elbige &#x017F;cha&#x0364;tzen lernet, &#x017F;o fragt<lb/>
euch &#x017F;elb&#x017F;t, fu&#x0364;r welchen Preiß ihr wohl ge-<lb/>
da&#x0364;chtet euren Ver&#x017F;tand, oder das Ge&#x017F;icht,<lb/>
Geho&#x0364;r und Sprache oder auch nur Arme<lb/>
und Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e dahin zu geben und euch der&#x017F;el-<lb/>
ben berauben zu la&#x017F;&#x017F;en. Jch weiß, ihr<lb/>
werdet keinen Preiß finden, der euch fu&#x0364;r<lb/>
die&#x017F;e edlen Ge&#x017F;chencke hoch genug wa&#x0364;re.<lb/>
Begreift al&#x017F;o, wie die Gu&#x0364;te des HErrn uns<lb/>
mit un&#x017F;cha&#x0364;tzbaren Wohlthaten u&#x0364;berha&#x0364;uft.<lb/>
Das Unendliche in der Liebe des Scho&#x0364;pf-<lb/>
fers wird &#x017F;ich uns noch mehr vor Augen<lb/>
&#x017F;tellen, wenn wir uns &#x017F;elber fragen, ob wir<lb/>
die&#x017F;en gro&#x017F;&#x017F;en Wohltha&#x0364;ter etwas zuvor ge-<lb/>
geben, &#x017F;o uns wu&#x0364;rde wieder vergolten. Ach,<lb/>
mo&#x0364;chten wir nur recht erka&#x0364;nntliche und<lb/>
danckbare Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe &#x017F;eyn, welche ihren &#x017F;o<lb/>
gu&#x0364;tigen Scho&#x0364;pfer als ihren gro&#x0364;&#x017F;ten Wohl-<lb/>
tha&#x0364;ter verehrten! Mo&#x0364;chten wir &#x017F;olche &#x017F;eyn,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Jacobi Betr. 2. Band. Y</fw><fw place="bottom" type="catch">welche</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[337/0355] ſammlet ſind, haben einen geſunden Ver- ſtand, und die allermehreſten haben das Gluͤck, daß ihre Seele in einem vollſtaͤndi- gen Coͤrper wohnet. Jn und an uns ſel- ber hat die ewige Liebe eine ungemeine Menge Wohlthaten zuſammen gehaͤuft und mit einander verbunden, deren hohen Werth von wenigen erkannt wird. Da- mit ihr aber ſelbige ſchaͤtzen lernet, ſo fragt euch ſelbſt, fuͤr welchen Preiß ihr wohl ge- daͤchtet euren Verſtand, oder das Geſicht, Gehoͤr und Sprache oder auch nur Arme und Fuͤſſe dahin zu geben und euch derſel- ben berauben zu laſſen. Jch weiß, ihr werdet keinen Preiß finden, der euch fuͤr dieſe edlen Geſchencke hoch genug waͤre. Begreift alſo, wie die Guͤte des HErrn uns mit unſchaͤtzbaren Wohlthaten uͤberhaͤuft. Das Unendliche in der Liebe des Schoͤpf- fers wird ſich uns noch mehr vor Augen ſtellen, wenn wir uns ſelber fragen, ob wir dieſen groſſen Wohlthaͤter etwas zuvor ge- geben, ſo uns wuͤrde wieder vergolten. Ach, moͤchten wir nur recht erkaͤnntliche und danckbare Geſchoͤpfe ſeyn, welche ihren ſo guͤtigen Schoͤpfer als ihren groͤſten Wohl- thaͤter verehrten! Moͤchten wir ſolche ſeyn, welche Jacobi Betr. 2. Band. Y

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/355
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/355>, abgerufen am 16.04.2024.