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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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§. 18.

Jch will dieses auf die VerstockungGott hat
Pharao ver-
stocket.

des Pharao, in so ferne selbige Gott zuge-
schrieben wird, anwenden. Diese Sache
wird alle anscheinende Härte verlieren,
wenn wir bemerken, wenn Gott den Pha-
rao verstocket, wie er solches gethan, und
warum er ihn eigentlich verstocket, und
was für einen Zweck der Weiseste hierbey
zu erreichen gesuchet hat. Wir lesen, daß
Gott erst angefangen, den Pharao zu ver-
stocken, da derselbe schon das härteste Ge-
müth hatte, und die grausamsten Rath-
schlüsse wider die unschuldigen Jsraeliten
gefasset hatte. Wie hart muß das Ge-
müth nicht seyn, welches armen Untertha-
nen solche Lasten aufleget, als Pherao den
Jsraeliten aufgebürdet, um sie zu mindern
und zu unterdrücken *). Man bemerke
hierbey sogleich, daß Gott durch seine
Verstockung nicht verursachet, daß Pha-

rao
keine ganz unwidertreibliche Verhärtung des
Gemüthes verstehen, erhellet deutlich aus
1 B. Sam C. 6. v. 6. u. f. Hier wird
denen Philistern mit eben demjenigen Wor-
te, welches in der Historie des Pharao 2 B.
Mos. C. 9. v. 34. gebrauchet worden, von
ihren eigenen Priestern eine Verstockung vor-
geworfen, von welcher sie sich aber durch
die Vermahnung ihrer Priester zurückziehen
liessen.
*) 2 B. Mos. C. 5. v. 5.
P 3
§. 18.

Jch will dieſes auf die VerſtockungGott hat
Pharao ver-
ſtocket.

des Pharao, in ſo ferne ſelbige Gott zuge-
ſchrieben wird, anwenden. Dieſe Sache
wird alle anſcheinende Haͤrte verlieren,
wenn wir bemerken, wenn Gott den Pha-
rao verſtocket, wie er ſolches gethan, und
warum er ihn eigentlich verſtocket, und
was fuͤr einen Zweck der Weiſeſte hierbey
zu erreichen geſuchet hat. Wir leſen, daß
Gott erſt angefangen, den Pharao zu ver-
ſtocken, da derſelbe ſchon das haͤrteſte Ge-
muͤth hatte, und die grauſamſten Rath-
ſchluͤſſe wider die unſchuldigen Jſraeliten
gefaſſet hatte. Wie hart muß das Ge-
muͤth nicht ſeyn, welches armen Untertha-
nen ſolche Laſten aufleget, als Pherao den
Jſraeliten aufgebuͤrdet, um ſie zu mindern
und zu unterdruͤcken *). Man bemerke
hierbey ſogleich, daß Gott durch ſeine
Verſtockung nicht verurſachet, daß Pha-

rao
keine ganz unwidertreibliche Verhaͤrtung des
Gemuͤthes verſtehen, erhellet deutlich aus
1 B. Sam C. 6. v. 6. u. f. Hier wird
denen Philiſtern mit eben demjenigen Wor-
te, welches in der Hiſtorie des Pharao 2 B.
Moſ. C. 9. v. 34. gebrauchet worden, von
ihren eigenen Prieſtern eine Verſtockung vor-
geworfen, von welcher ſie ſich aber durch
die Vermahnung ihrer Prieſter zuruͤckziehen
lieſſen.
*) 2 B. Moſ. C. 5. v. 5.
P 3
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[229/0249] §. 18. Jch will dieſes auf die Verſtockung des Pharao, in ſo ferne ſelbige Gott zuge- ſchrieben wird, anwenden. Dieſe Sache wird alle anſcheinende Haͤrte verlieren, wenn wir bemerken, wenn Gott den Pha- rao verſtocket, wie er ſolches gethan, und warum er ihn eigentlich verſtocket, und was fuͤr einen Zweck der Weiſeſte hierbey zu erreichen geſuchet hat. Wir leſen, daß Gott erſt angefangen, den Pharao zu ver- ſtocken, da derſelbe ſchon das haͤrteſte Ge- muͤth hatte, und die grauſamſten Rath- ſchluͤſſe wider die unſchuldigen Jſraeliten gefaſſet hatte. Wie hart muß das Ge- muͤth nicht ſeyn, welches armen Untertha- nen ſolche Laſten aufleget, als Pherao den Jſraeliten aufgebuͤrdet, um ſie zu mindern und zu unterdruͤcken *). Man bemerke hierbey ſogleich, daß Gott durch ſeine Verſtockung nicht verurſachet, daß Pha- rao *) Gott hat Pharao ver- ſtocket. *) 2 B. Moſ. C. 5. v. 5. *) keine ganz unwidertreibliche Verhaͤrtung des Gemuͤthes verſtehen, erhellet deutlich aus 1 B. Sam C. 6. v. 6. u. f. Hier wird denen Philiſtern mit eben demjenigen Wor- te, welches in der Hiſtorie des Pharao 2 B. Moſ. C. 9. v. 34. gebrauchet worden, von ihren eigenen Prieſtern eine Verſtockung vor- geworfen, von welcher ſie ſich aber durch die Vermahnung ihrer Prieſter zuruͤckziehen lieſſen. P 3

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/249>, abgerufen am 28.03.2024.