Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

können geleistet werden, wenn die Ehen
unzertrennlich sind, als wenn eine willkühr-
liche Scheidung statt findet. Da nun das
Gute, so aus einer Sache folget, die Ab-
sicht Gottes ist, die er dadurch erhalten
will, so werden wir auch eine gute Erzie-
hung der Kinder, als eine Ursache ansehen
können, warum Gott das Gesetz gegeben,
daß die Ehen unzertrennlich seyn sollten.

§. 8.
Dritte Ab-
sicht.

Noch eine Absicht der Ehen ist, daß
durch selbige allerhand Ausschweifungen
von bösen Folgen vorgebeuget werde, zu
welchen ein gewisser natürlicher Trieb Ge-
legenheit zu geben pfleget. Der weise
Schöpfer hat einen gewissen Trieb recht
stark machen müssen, damit die Menschen
die schwere Last, so mit Erziehung der Kin-
der verknüpft ist, freywillig und gerne über
sich nehmen. Es ist in der zwoten Be-
trachtung gewiesen, daß es höchst nöthig
gewesen, die Erziehung der Menschen viel
weitläuftiger und beschwerlicher zu machen,
als die Erziehung eines Viehes. Diese
Beschwerden aber würden die Menschen
abgeschreckt haben, Kinder zu zeugen und
zu ernähren. Denn sollten nicht mehr
Menschen in der Welt seyn, als man aus
Liebe gegen den Beherrscher der Welt
zeugen und erziehen würde, die Welt wür-
de weniger Einwohner haben. Es mußte

dero-

koͤnnen geleiſtet werden, wenn die Ehen
unzertrennlich ſind, als wenn eine willkuͤhr-
liche Scheidung ſtatt findet. Da nun das
Gute, ſo aus einer Sache folget, die Ab-
ſicht Gottes iſt, die er dadurch erhalten
will, ſo werden wir auch eine gute Erzie-
hung der Kinder, als eine Urſache anſehen
koͤnnen, warum Gott das Geſetz gegeben,
daß die Ehen unzertrennlich ſeyn ſollten.

§. 8.
Dritte Ab-
ſicht.

Noch eine Abſicht der Ehen iſt, daß
durch ſelbige allerhand Ausſchweifungen
von boͤſen Folgen vorgebeuget werde, zu
welchen ein gewiſſer natuͤrlicher Trieb Ge-
legenheit zu geben pfleget. Der weiſe
Schoͤpfer hat einen gewiſſen Trieb recht
ſtark machen muͤſſen, damit die Menſchen
die ſchwere Laſt, ſo mit Erziehung der Kin-
der verknuͤpft iſt, freywillig und gerne uͤber
ſich nehmen. Es iſt in der zwoten Be-
trachtung gewieſen, daß es hoͤchſt noͤthig
geweſen, die Erziehung der Menſchen viel
weitlaͤuftiger und beſchwerlicher zu machen,
als die Erziehung eines Viehes. Dieſe
Beſchwerden aber wuͤrden die Menſchen
abgeſchreckt haben, Kinder zu zeugen und
zu ernaͤhren. Denn ſollten nicht mehr
Menſchen in der Welt ſeyn, als man aus
Liebe gegen den Beherrſcher der Welt
zeugen und erziehen wuͤrde, die Welt wuͤr-
de weniger Einwohner haben. Es mußte

dero-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0282" n="262"/>
ko&#x0364;nnen gelei&#x017F;tet werden, wenn die Ehen<lb/>
unzertrennlich &#x017F;ind, als wenn eine willku&#x0364;hr-<lb/>
liche Scheidung &#x017F;tatt findet. Da nun das<lb/>
Gute, &#x017F;o aus einer Sache folget, die Ab-<lb/>
&#x017F;icht Gottes i&#x017F;t, die er dadurch erhalten<lb/>
will, &#x017F;o werden wir auch eine gute Erzie-<lb/>
hung der Kinder, als eine Ur&#x017F;ache an&#x017F;ehen<lb/>
ko&#x0364;nnen, warum Gott das Ge&#x017F;etz gegeben,<lb/>
daß die Ehen unzertrennlich &#x017F;eyn &#x017F;ollten.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 8.</head><lb/>
          <note place="left">Dritte Ab-<lb/>
&#x017F;icht.</note>
          <p>Noch eine Ab&#x017F;icht der Ehen i&#x017F;t, daß<lb/>
durch &#x017F;elbige allerhand Aus&#x017F;chweifungen<lb/>
von bo&#x0364;&#x017F;en Folgen vorgebeuget werde, zu<lb/>
welchen ein gewi&#x017F;&#x017F;er natu&#x0364;rlicher Trieb Ge-<lb/>
legenheit zu geben pfleget. Der wei&#x017F;e<lb/>
Scho&#x0364;pfer hat einen gewi&#x017F;&#x017F;en Trieb recht<lb/>
&#x017F;tark machen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, damit die Men&#x017F;chen<lb/>
die &#x017F;chwere La&#x017F;t, &#x017F;o mit Erziehung der Kin-<lb/>
der verknu&#x0364;pft i&#x017F;t, freywillig und gerne u&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;ich nehmen. Es i&#x017F;t in der zwoten Be-<lb/>
trachtung gewie&#x017F;en, daß es ho&#x0364;ch&#x017F;t no&#x0364;thig<lb/>
gewe&#x017F;en, die Erziehung der Men&#x017F;chen viel<lb/>
weitla&#x0364;uftiger und be&#x017F;chwerlicher zu machen,<lb/>
als die Erziehung eines Viehes. Die&#x017F;e<lb/>
Be&#x017F;chwerden aber wu&#x0364;rden die Men&#x017F;chen<lb/>
abge&#x017F;chreckt haben, Kinder zu zeugen und<lb/>
zu erna&#x0364;hren. Denn &#x017F;ollten nicht mehr<lb/>
Men&#x017F;chen in der Welt &#x017F;eyn, als man aus<lb/>
Liebe gegen den Beherr&#x017F;cher der Welt<lb/>
zeugen und erziehen wu&#x0364;rde, die Welt wu&#x0364;r-<lb/>
de weniger Einwohner haben. Es mußte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dero-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0282] koͤnnen geleiſtet werden, wenn die Ehen unzertrennlich ſind, als wenn eine willkuͤhr- liche Scheidung ſtatt findet. Da nun das Gute, ſo aus einer Sache folget, die Ab- ſicht Gottes iſt, die er dadurch erhalten will, ſo werden wir auch eine gute Erzie- hung der Kinder, als eine Urſache anſehen koͤnnen, warum Gott das Geſetz gegeben, daß die Ehen unzertrennlich ſeyn ſollten. §. 8. Noch eine Abſicht der Ehen iſt, daß durch ſelbige allerhand Ausſchweifungen von boͤſen Folgen vorgebeuget werde, zu welchen ein gewiſſer natuͤrlicher Trieb Ge- legenheit zu geben pfleget. Der weiſe Schoͤpfer hat einen gewiſſen Trieb recht ſtark machen muͤſſen, damit die Menſchen die ſchwere Laſt, ſo mit Erziehung der Kin- der verknuͤpft iſt, freywillig und gerne uͤber ſich nehmen. Es iſt in der zwoten Be- trachtung gewieſen, daß es hoͤchſt noͤthig geweſen, die Erziehung der Menſchen viel weitlaͤuftiger und beſchwerlicher zu machen, als die Erziehung eines Viehes. Dieſe Beſchwerden aber wuͤrden die Menſchen abgeſchreckt haben, Kinder zu zeugen und zu ernaͤhren. Denn ſollten nicht mehr Menſchen in der Welt ſeyn, als man aus Liebe gegen den Beherrſcher der Welt zeugen und erziehen wuͤrde, die Welt wuͤr- de weniger Einwohner haben. Es mußte dero-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/282
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/282>, abgerufen am 24.04.2024.