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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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handen seyn, welche die übrigen Menschen
verpflichtete, die Oberherrschaft eines ei-
nigen unter ihnen zu erkennen und anzu-
nehmen. Hierzu war nun wol kein besserer
und der Natur gemässerer Grund, als
wenn sie alle von einem abstammeten,
den folglich die Natur selber zum allge-
meinen Oberhaupte machte. Und wer
weiß, wie vielen Nutzen selbiges in dem
ersten Welt-Alter gehabt, da die Men-
schen viel länger, als jetzo lebeten? Wer
weiß, wie viele blutige Kriege damals da-
durch verhütet worden, welche nachher
aus der Herrschsucht entstanden? Denn ob
Adam sich gleich der Herrschaft über die
Menschen in jener Welt durch seinen Un-
gehorsam verlustig gemacht, so ist er doch
vermuthlich das Oberhaupt seiner Nach-
kommen gewesen, so lange er auf dieser
Erden gelebet hat.

§. 4.

Diejenigen, welche gerne wider dasAuflösung
eines Zwei-
sels.

Göttliche Ansehen der Schrift Zweifel er-
regen, setzen der Abstammung aller Völker
von einem Blut die sehr verschiedene Far-
ben, Haare, Gesichtszüge und dergleichen,
so man unter den Menschen antrifft, ent-
gegen, besonders, da man wahrnimmt,
daß die Mohren unter keinem Himmels-
striche sich in weisse Völker, und die weissen
sich nirgend in Mohren verwandeln.

Viele

handen ſeyn, welche die uͤbrigen Menſchen
verpflichtete, die Oberherrſchaft eines ei-
nigen unter ihnen zu erkennen und anzu-
nehmen. Hierzu war nun wol kein beſſerer
und der Natur gemaͤſſerer Grund, als
wenn ſie alle von einem abſtammeten,
den folglich die Natur ſelber zum allge-
meinen Oberhaupte machte. Und wer
weiß, wie vielen Nutzen ſelbiges in dem
erſten Welt-Alter gehabt, da die Men-
ſchen viel laͤnger, als jetzo lebeten? Wer
weiß, wie viele blutige Kriege damals da-
durch verhuͤtet worden, welche nachher
aus der Herrſchſucht entſtanden? Denn ob
Adam ſich gleich der Herrſchaft uͤber die
Menſchen in jener Welt durch ſeinen Un-
gehorſam verluſtig gemacht, ſo iſt er doch
vermuthlich das Oberhaupt ſeiner Nach-
kommen geweſen, ſo lange er auf dieſer
Erden gelebet hat.

§. 4.

Diejenigen, welche gerne wider dasAufloͤſung
eines Zwei-
ſels.

Goͤttliche Anſehen der Schrift Zweifel er-
regen, ſetzen der Abſtammung aller Voͤlker
von einem Blut die ſehr verſchiedene Far-
ben, Haare, Geſichtszuͤge und dergleichen,
ſo man unter den Menſchen antrifft, ent-
gegen, beſonders, da man wahrnimmt,
daß die Mohren unter keinem Himmels-
ſtriche ſich in weiſſe Voͤlker, und die weiſſen
ſich nirgend in Mohren verwandeln.

Viele
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[11/0031] handen ſeyn, welche die uͤbrigen Menſchen verpflichtete, die Oberherrſchaft eines ei- nigen unter ihnen zu erkennen und anzu- nehmen. Hierzu war nun wol kein beſſerer und der Natur gemaͤſſerer Grund, als wenn ſie alle von einem abſtammeten, den folglich die Natur ſelber zum allge- meinen Oberhaupte machte. Und wer weiß, wie vielen Nutzen ſelbiges in dem erſten Welt-Alter gehabt, da die Men- ſchen viel laͤnger, als jetzo lebeten? Wer weiß, wie viele blutige Kriege damals da- durch verhuͤtet worden, welche nachher aus der Herrſchſucht entſtanden? Denn ob Adam ſich gleich der Herrſchaft uͤber die Menſchen in jener Welt durch ſeinen Un- gehorſam verluſtig gemacht, ſo iſt er doch vermuthlich das Oberhaupt ſeiner Nach- kommen geweſen, ſo lange er auf dieſer Erden gelebet hat. §. 4. Diejenigen, welche gerne wider das Goͤttliche Anſehen der Schrift Zweifel er- regen, ſetzen der Abſtammung aller Voͤlker von einem Blut die ſehr verſchiedene Far- ben, Haare, Geſichtszuͤge und dergleichen, ſo man unter den Menſchen antrifft, ent- gegen, beſonders, da man wahrnimmt, daß die Mohren unter keinem Himmels- ſtriche ſich in weiſſe Voͤlker, und die weiſſen ſich nirgend in Mohren verwandeln. Viele Aufloͤſung eines Zwei- ſels.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/31>, abgerufen am 20.04.2024.