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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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terung einer Stelle der heiligen Schrift et-
was lächerliches mit einfliessen lässet, und
ich habe schon als ein junger Mensch dieje-
nigen Lehrer nicht ausstehen können, wel-
che einen theologischen Vortrag, oder wol
gar die Auslegung eines göttlichen Buches
mit allerhand Spaß würzeten. Jch habe
mir derowegen Mühe gegeben, ein Exem-
pel in dieser Sache zu finden, das nicht
lächerlich wäre; aber ich habe keines finden
können. Aus dieser Ursache aber kann ich
auch unmöglich glauben, daß sich die von
Gott angegebene Ursachen seiner Gesetze
wider die Ehen unter nahen Verwandten
auf das erste dagegen gegebene Gesetz be-
ziehen, und selbiges als der Grund der
übrigen gegeben wäre.

§. 6.
Ein andrer
Zweifel
wird geho-
ben.

Ein gelehrter Freund, welchem meine
Uebersetzung von dem 6 v. des 18 C. des
3 B. Mos. vorlegte, machte mir einen
Zweifel aus dem 25 C. aus dem 48. v. wo
eben die Worte stehen, die ich durch Fleisch
vom Fleische
übersetzet, und durch Kin-
der,
und ganz besonders durch Töchter
erkläret habe. Mein Freund meynete, an
diesem letzten Orte könnten keine Kinder
darunter verstanden werden, sondern nur
Verwandte. Es wird an dieser Stelle
zum Besten solcher Jsraeliten, die sich aus
Armuth an Fremdlinge, so unter ihnen

woh-

terung einer Stelle der heiligen Schrift et-
was laͤcherliches mit einflieſſen laͤſſet, und
ich habe ſchon als ein junger Menſch dieje-
nigen Lehrer nicht ausſtehen koͤnnen, wel-
che einen theologiſchen Vortrag, oder wol
gar die Auslegung eines goͤttlichen Buches
mit allerhand Spaß wuͤrzeten. Jch habe
mir derowegen Muͤhe gegeben, ein Exem-
pel in dieſer Sache zu finden, das nicht
laͤcherlich waͤre; aber ich habe keines finden
koͤnnen. Aus dieſer Urſache aber kann ich
auch unmoͤglich glauben, daß ſich die von
Gott angegebene Urſachen ſeiner Geſetze
wider die Ehen unter nahen Verwandten
auf das erſte dagegen gegebene Geſetz be-
ziehen, und ſelbiges als der Grund der
uͤbrigen gegeben waͤre.

§. 6.
Ein andrer
Zweifel
wird geho-
ben.

Ein gelehrter Freund, welchem meine
Ueberſetzung von dem 6 v. des 18 C. des
3 B. Moſ. vorlegte, machte mir einen
Zweifel aus dem 25 C. aus dem 48. v. wo
eben die Worte ſtehen, die ich durch Fleiſch
vom Fleiſche
uͤberſetzet, und durch Kin-
der,
und ganz beſonders durch Toͤchter
erklaͤret habe. Mein Freund meynete, an
dieſem letzten Orte koͤnnten keine Kinder
darunter verſtanden werden, ſondern nur
Verwandte. Es wird an dieſer Stelle
zum Beſten ſolcher Jſraeliten, die ſich aus
Armuth an Fremdlinge, ſo unter ihnen

woh-
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[346/0366] terung einer Stelle der heiligen Schrift et- was laͤcherliches mit einflieſſen laͤſſet, und ich habe ſchon als ein junger Menſch dieje- nigen Lehrer nicht ausſtehen koͤnnen, wel- che einen theologiſchen Vortrag, oder wol gar die Auslegung eines goͤttlichen Buches mit allerhand Spaß wuͤrzeten. Jch habe mir derowegen Muͤhe gegeben, ein Exem- pel in dieſer Sache zu finden, das nicht laͤcherlich waͤre; aber ich habe keines finden koͤnnen. Aus dieſer Urſache aber kann ich auch unmoͤglich glauben, daß ſich die von Gott angegebene Urſachen ſeiner Geſetze wider die Ehen unter nahen Verwandten auf das erſte dagegen gegebene Geſetz be- ziehen, und ſelbiges als der Grund der uͤbrigen gegeben waͤre. §. 6. Ein gelehrter Freund, welchem meine Ueberſetzung von dem 6 v. des 18 C. des 3 B. Moſ. vorlegte, machte mir einen Zweifel aus dem 25 C. aus dem 48. v. wo eben die Worte ſtehen, die ich durch Fleiſch vom Fleiſche uͤberſetzet, und durch Kin- der, und ganz beſonders durch Toͤchter erklaͤret habe. Mein Freund meynete, an dieſem letzten Orte koͤnnten keine Kinder darunter verſtanden werden, ſondern nur Verwandte. Es wird an dieſer Stelle zum Beſten ſolcher Jſraeliten, die ſich aus Armuth an Fremdlinge, ſo unter ihnen woh-

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/366>, abgerufen am 28.03.2024.