Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

nehmen, wenn ich sage, daß sie von der
Absicht der Offenbarung des Johannes
handeln soll.

§. 2.
Warum die
Offenbar.
Joh. weni-
ge erbauet.

Weil man die Absicht dieses Buches,
und was selbige bey Verfassung der darin-
ne enthaltenen Weissagungen nothwendig
erfordert, nicht vor Augen gehabt, so ist
dasselbe sehr gemishandelt worden. Man
hat unzählige Auslegungen davon gemacht,
welche dieser göttlichen Offenbarung, und
dem menschlichen Verstande wenige Ehre
machen, und den Feinden der Religion zu
mancherley Gespött Gelegenheit gegeben,
und manchen aufrichtigen Christen dahin
gebracht, daß er aus demselben gar keine
Erbauung mehr suchet, da es doch die al-
lererbaulichsten und prächtigsten Aussprü-
che in sich fasset. Ehemals habe ich aus
eben dieser Ursache wenig Erbauung darin-
ne angetroffen, da es mir jetzo eines der
erbaulichsten Bücher ist. Jch wünsche
darzu etwas beytragen zu können, daß es
auch andern nützlich werde, welche jetzo
wenig Geschmack daran finden. Soll
aber dieses Buch jemanden erbaulich wer-
den, so ist nöthig, daß man die Absicht
desselben vor Augen habe, und diejenigen
Regeln im Lesen beobachte, welche aus
derselben folgen.

§. 3.

nehmen, wenn ich ſage, daß ſie von der
Abſicht der Offenbarung des Johannes
handeln ſoll.

§. 2.
Warum die
Offenbar.
Joh. weni-
ge erbauet.

Weil man die Abſicht dieſes Buches,
und was ſelbige bey Verfaſſung der darin-
ne enthaltenen Weiſſagungen nothwendig
erfordert, nicht vor Augen gehabt, ſo iſt
daſſelbe ſehr gemishandelt worden. Man
hat unzaͤhlige Auslegungen davon gemacht,
welche dieſer goͤttlichen Offenbarung, und
dem menſchlichen Verſtande wenige Ehre
machen, und den Feinden der Religion zu
mancherley Geſpoͤtt Gelegenheit gegeben,
und manchen aufrichtigen Chriſten dahin
gebracht, daß er aus demſelben gar keine
Erbauung mehr ſuchet, da es doch die al-
lererbaulichſten und praͤchtigſten Ausſpruͤ-
che in ſich faſſet. Ehemals habe ich aus
eben dieſer Urſache wenig Erbauung darin-
ne angetroffen, da es mir jetzo eines der
erbaulichſten Buͤcher iſt. Jch wuͤnſche
darzu etwas beytragen zu koͤnnen, daß es
auch andern nuͤtzlich werde, welche jetzo
wenig Geſchmack daran finden. Soll
aber dieſes Buch jemanden erbaulich wer-
den, ſo iſt noͤthig, daß man die Abſicht
deſſelben vor Augen habe, und diejenigen
Regeln im Leſen beobachte, welche aus
derſelben folgen.

§. 3.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0414" n="394"/>
nehmen, wenn ich &#x017F;age, daß &#x017F;ie von der<lb/>
Ab&#x017F;icht der Offenbarung des Johannes<lb/>
handeln &#x017F;oll.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 2.</head><lb/>
          <note place="left">Warum die<lb/>
Offenbar.<lb/>
Joh. weni-<lb/>
ge erbauet.</note>
          <p>Weil man die Ab&#x017F;icht die&#x017F;es Buches,<lb/>
und was &#x017F;elbige bey Verfa&#x017F;&#x017F;ung der darin-<lb/>
ne enthaltenen Wei&#x017F;&#x017F;agungen nothwendig<lb/>
erfordert, nicht vor Augen gehabt, &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe &#x017F;ehr gemishandelt worden. Man<lb/>
hat unza&#x0364;hlige Auslegungen davon gemacht,<lb/>
welche die&#x017F;er go&#x0364;ttlichen Offenbarung, und<lb/>
dem men&#x017F;chlichen Ver&#x017F;tande wenige Ehre<lb/>
machen, und den Feinden der Religion zu<lb/>
mancherley Ge&#x017F;po&#x0364;tt Gelegenheit gegeben,<lb/>
und manchen aufrichtigen Chri&#x017F;ten dahin<lb/>
gebracht, daß er aus dem&#x017F;elben gar keine<lb/>
Erbauung mehr &#x017F;uchet, da es doch die al-<lb/>
lererbaulich&#x017F;ten und pra&#x0364;chtig&#x017F;ten Aus&#x017F;pru&#x0364;-<lb/>
che in &#x017F;ich fa&#x017F;&#x017F;et. Ehemals habe ich aus<lb/>
eben die&#x017F;er Ur&#x017F;ache wenig Erbauung darin-<lb/>
ne angetroffen, da es mir jetzo eines der<lb/>
erbaulich&#x017F;ten Bu&#x0364;cher i&#x017F;t. Jch wu&#x0364;n&#x017F;che<lb/>
darzu etwas beytragen zu ko&#x0364;nnen, daß es<lb/>
auch andern nu&#x0364;tzlich werde, welche jetzo<lb/>
wenig Ge&#x017F;chmack daran finden. Soll<lb/>
aber die&#x017F;es Buch jemanden erbaulich wer-<lb/>
den, &#x017F;o i&#x017F;t no&#x0364;thig, daß man die Ab&#x017F;icht<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben vor Augen habe, und diejenigen<lb/>
Regeln im Le&#x017F;en beobachte, welche aus<lb/>
der&#x017F;elben folgen.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 3.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[394/0414] nehmen, wenn ich ſage, daß ſie von der Abſicht der Offenbarung des Johannes handeln ſoll. §. 2. Weil man die Abſicht dieſes Buches, und was ſelbige bey Verfaſſung der darin- ne enthaltenen Weiſſagungen nothwendig erfordert, nicht vor Augen gehabt, ſo iſt daſſelbe ſehr gemishandelt worden. Man hat unzaͤhlige Auslegungen davon gemacht, welche dieſer goͤttlichen Offenbarung, und dem menſchlichen Verſtande wenige Ehre machen, und den Feinden der Religion zu mancherley Geſpoͤtt Gelegenheit gegeben, und manchen aufrichtigen Chriſten dahin gebracht, daß er aus demſelben gar keine Erbauung mehr ſuchet, da es doch die al- lererbaulichſten und praͤchtigſten Ausſpruͤ- che in ſich faſſet. Ehemals habe ich aus eben dieſer Urſache wenig Erbauung darin- ne angetroffen, da es mir jetzo eines der erbaulichſten Buͤcher iſt. Jch wuͤnſche darzu etwas beytragen zu koͤnnen, daß es auch andern nuͤtzlich werde, welche jetzo wenig Geſchmack daran finden. Soll aber dieſes Buch jemanden erbaulich wer- den, ſo iſt noͤthig, daß man die Abſicht deſſelben vor Augen habe, und diejenigen Regeln im Leſen beobachte, welche aus derſelben folgen. §. 3.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/414
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/414>, abgerufen am 25.04.2024.