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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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Orten begraben worden, wo wir sie über
den ganzen Erdboden noch anjetzo finden.

§. 9.
Verände-
rung der
Erde durch
die Sünd-
fluch.

Die ersten glückseeligern Umstände, in
welchen Gott die Menschen auch noch nach
dem Falle aus den eben angezeigeten höchst
wichtigen Ursachen gelassen, zogen fol-
gendes Uebel nach sich. Die Menschen
überliessen sich nach und nach den Wollü-
sten und verwilderten dabey dergestalt, daß
alle Ermahnungen und Drohungen, so
Gott durch heilige Leute an sie ergehen ließ,
vergeblich waren. Sie wollten sich den
Geist Gottes nicht mehr belehren und stra-
fen lassen. Nachdem also die nöthigsten
Künste erfunden, und die Menschen in den
Stand gesetzet worden, auf einem weniger
fruchtbaren Erdboden fortzukommen und
sich zu erhalten, beschloß der weiseste Re-
gierer der Welt, die Erde durch eine grosse
Sündfluth zu verderben und das erste Ge-
schlecht der Menschen bis auf die Familie
eines frommen Noah auszurotten. Es
entstand eine Ueberschwemmung, die alles
umstürzete, und die bisherige Verfassung
der Erde merklich änderte.*) Die Erde er-

forderte
*) Es sind auf unserm Erdboden mancherley
Spuhren, welche auch ohne Offenbahrung
höchst wahrscheinlich machen, daß einmahl
eine grosse und heftige Ueberströhmung über
den

Orten begraben worden, wo wir ſie uͤber
den ganzen Erdboden noch anjetzo finden.

§. 9.
Veraͤnde-
rung der
Erde durch
die Suͤnd-
fluch.

Die erſten gluͤckſeeligern Umſtaͤnde, in
welchen Gott die Menſchen auch noch nach
dem Falle aus den eben angezeigeten hoͤchſt
wichtigen Urſachen gelaſſen, zogen fol-
gendes Uebel nach ſich. Die Menſchen
uͤberlieſſen ſich nach und nach den Wolluͤ-
ſten und verwilderten dabey dergeſtalt, daß
alle Ermahnungen und Drohungen, ſo
Gott durch heilige Leute an ſie ergehen ließ,
vergeblich waren. Sie wollten ſich den
Geiſt Gottes nicht mehr belehren und ſtra-
fen laſſen. Nachdem alſo die noͤthigſten
Kuͤnſte erfunden, und die Menſchen in den
Stand geſetzet worden, auf einem weniger
fruchtbaren Erdboden fortzukommen und
ſich zu erhalten, beſchloß der weiſeſte Re-
gierer der Welt, die Erde durch eine groſſe
Suͤndfluth zu verderben und das erſte Ge-
ſchlecht der Menſchen bis auf die Familie
eines frommen Noah auszurotten. Es
entſtand eine Ueberſchwemmung, die alles
umſtuͤrzete, und die bisherige Verfaſſung
der Erde merklich aͤnderte.*) Die Erde er-

forderte
*) Es ſind auf unſerm Erdboden mancherley
Spuhren, welche auch ohne Offenbahrung
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eine groſſe und heftige Ueberſtroͤhmung uͤber
den
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[32/0052] Orten begraben worden, wo wir ſie uͤber den ganzen Erdboden noch anjetzo finden. §. 9. Die erſten gluͤckſeeligern Umſtaͤnde, in welchen Gott die Menſchen auch noch nach dem Falle aus den eben angezeigeten hoͤchſt wichtigen Urſachen gelaſſen, zogen fol- gendes Uebel nach ſich. Die Menſchen uͤberlieſſen ſich nach und nach den Wolluͤ- ſten und verwilderten dabey dergeſtalt, daß alle Ermahnungen und Drohungen, ſo Gott durch heilige Leute an ſie ergehen ließ, vergeblich waren. Sie wollten ſich den Geiſt Gottes nicht mehr belehren und ſtra- fen laſſen. Nachdem alſo die noͤthigſten Kuͤnſte erfunden, und die Menſchen in den Stand geſetzet worden, auf einem weniger fruchtbaren Erdboden fortzukommen und ſich zu erhalten, beſchloß der weiſeſte Re- gierer der Welt, die Erde durch eine groſſe Suͤndfluth zu verderben und das erſte Ge- ſchlecht der Menſchen bis auf die Familie eines frommen Noah auszurotten. Es entſtand eine Ueberſchwemmung, die alles umſtuͤrzete, und die bisherige Verfaſſung der Erde merklich aͤnderte. *) Die Erde er- forderte *) Es ſind auf unſerm Erdboden mancherley Spuhren, welche auch ohne Offenbahrung hoͤchſt wahrſcheinlich machen, daß einmahl eine groſſe und heftige Ueberſtroͤhmung uͤber den

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/52>, abgerufen am 25.04.2024.