Jsraelitischen Volke ganz hinweggeschafft werden, so mußte ihnen alle genaue Ge- meinschaft mit den Heiden untersaget, und ihnen aus Noth ein grösserer Abscheu und Haß wider dieselben eingeflösset werden, als sonsten der allgemeinen göttlichen Men- scheniiebe gemäß war. Zu dem Ende wur- de durch allerhand Gesetze ein starker Zaun zwischen die Jsraeliten und die Heiden ge- flochten *), und damit bey diesem Volke ein sinnlicher Ekel wider die Heiden ent- stehen möchte, wurde ihnen allerhand Fleisch verbothen, woraus die benachbahrten ab- göttischen Völker Leckerbißgen machten **).
§. 28.
Dieses alles aber war doch noch nichtStrafge- setze wider die Abgöt- terey und wie selbige von einem Gewissens- zwange un- terschieden. genung jenes Volk bey der Verehrung des einigen Gottes und den davon abhangen- den Tugenden zu erhalten. Zu diesen weisen Gesetzen mußte eine sehr strenge Zucht kom- men. Die emfindlichsten Strafen mußten denselben einige Kraft geben. Wenn ein- zelne Personen von den Jsraeliten einen Götzendienst anrichteten, so war die Stra- fe der Steinigung darauf gesetzet. Oder wenn eine einzelne Stadt dergleichen that, so sollten die Bürger getödtet und die Stadt
ge-
*) Ephes. Cap. 2. v. 14.
**) Man findet dieses mit mehrern in der IV. Betracht.
E 4
Jſraelitiſchen Volke ganz hinweggeſchafft werden, ſo mußte ihnen alle genaue Ge- meinſchaft mit den Heiden unterſaget, und ihnen aus Noth ein groͤſſerer Abſcheu und Haß wider dieſelben eingefloͤſſet werden, als ſonſten der allgemeinen goͤttlichen Men- ſcheniiebe gemaͤß war. Zu dem Ende wur- de durch allerhand Geſetze ein ſtarker Zaun zwiſchen die Jſraeliten und die Heiden ge- flochten *), und damit bey dieſem Volke ein ſinnlicher Ekel wider die Heiden ent- ſtehen moͤchte, wurde ihnen allerhand Fleiſch verbothen, woraus die benachbahrten ab- goͤttiſchen Voͤlker Leckerbißgen machten **).
§. 28.
Dieſes alles aber war doch noch nichtStrafge- ſetze wider die Abgoͤt- terey und wie ſelbige von einem Gewiſſens- zwange un- terſchieden. genung jenes Volk bey der Verehrung des einigen Gottes und den davon abhangen- den Tugenden zu erhalten. Zu dieſen weiſen Geſetzen mußte eine ſehr ſtrenge Zucht kom- men. Die emfindlichſten Strafen mußten denſelben einige Kraft geben. Wenn ein- zelne Perſonen von den Jſraeliten einen Goͤtzendienſt anrichteten, ſo war die Stra- fe der Steinigung darauf geſetzet. Oder wenn eine einzelne Stadt dergleichen that, ſo ſollten die Buͤrger getoͤdtet und die Stadt
ge-
*) Epheſ. Cap. 2. v. 14.
**) Man findet dieſes mit mehrern in der IV. Betracht.
E 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0091"n="71"/>
Jſraelitiſchen Volke ganz hinweggeſchafft<lb/>
werden, ſo mußte ihnen alle genaue Ge-<lb/>
meinſchaft mit den Heiden unterſaget, und<lb/>
ihnen aus Noth ein groͤſſerer Abſcheu und<lb/>
Haß wider dieſelben eingefloͤſſet werden,<lb/>
als ſonſten der allgemeinen goͤttlichen Men-<lb/>ſcheniiebe gemaͤß war. Zu dem Ende wur-<lb/>
de durch allerhand Geſetze ein ſtarker Zaun<lb/>
zwiſchen die Jſraeliten und die Heiden ge-<lb/>
flochten <noteplace="foot"n="*)">Epheſ. Cap. 2. v. 14.</note>, und damit bey dieſem Volke<lb/>
ein ſinnlicher Ekel wider die Heiden ent-<lb/>ſtehen moͤchte, wurde ihnen allerhand Fleiſch<lb/>
verbothen, woraus die benachbahrten ab-<lb/>
goͤttiſchen Voͤlker Leckerbißgen machten <noteplace="foot"n="**)">Man findet dieſes mit mehrern in der<lb/><hirendition="#aq">IV.</hi> Betracht.</note>.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 28.</head><lb/><p>Dieſes alles aber war doch noch nicht<noteplace="right">Strafge-<lb/>ſetze wider<lb/>
die Abgoͤt-<lb/>
terey und<lb/>
wie ſelbige<lb/>
von einem<lb/>
Gewiſſens-<lb/>
zwange un-<lb/>
terſchieden.</note><lb/>
genung jenes Volk bey der Verehrung des<lb/>
einigen Gottes und den davon abhangen-<lb/>
den Tugenden zu erhalten. Zu dieſen weiſen<lb/>
Geſetzen mußte eine ſehr ſtrenge Zucht kom-<lb/>
men. Die emfindlichſten Strafen mußten<lb/>
denſelben einige Kraft geben. Wenn ein-<lb/>
zelne Perſonen von den Jſraeliten einen<lb/>
Goͤtzendienſt anrichteten, ſo war die Stra-<lb/>
fe der Steinigung darauf geſetzet. Oder<lb/>
wenn eine einzelne Stadt dergleichen that,<lb/>ſo ſollten die Buͤrger getoͤdtet und die Stadt<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">ge-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[71/0091]
Jſraelitiſchen Volke ganz hinweggeſchafft
werden, ſo mußte ihnen alle genaue Ge-
meinſchaft mit den Heiden unterſaget, und
ihnen aus Noth ein groͤſſerer Abſcheu und
Haß wider dieſelben eingefloͤſſet werden,
als ſonſten der allgemeinen goͤttlichen Men-
ſcheniiebe gemaͤß war. Zu dem Ende wur-
de durch allerhand Geſetze ein ſtarker Zaun
zwiſchen die Jſraeliten und die Heiden ge-
flochten *), und damit bey dieſem Volke
ein ſinnlicher Ekel wider die Heiden ent-
ſtehen moͤchte, wurde ihnen allerhand Fleiſch
verbothen, woraus die benachbahrten ab-
goͤttiſchen Voͤlker Leckerbißgen machten **).
§. 28.
Dieſes alles aber war doch noch nicht
genung jenes Volk bey der Verehrung des
einigen Gottes und den davon abhangen-
den Tugenden zu erhalten. Zu dieſen weiſen
Geſetzen mußte eine ſehr ſtrenge Zucht kom-
men. Die emfindlichſten Strafen mußten
denſelben einige Kraft geben. Wenn ein-
zelne Perſonen von den Jſraeliten einen
Goͤtzendienſt anrichteten, ſo war die Stra-
fe der Steinigung darauf geſetzet. Oder
wenn eine einzelne Stadt dergleichen that,
ſo ſollten die Buͤrger getoͤdtet und die Stadt
ge-
Strafge-
ſetze wider
die Abgoͤt-
terey und
wie ſelbige
von einem
Gewiſſens-
zwange un-
terſchieden.
*) Epheſ. Cap. 2. v. 14.
**) Man findet dieſes mit mehrern in der
IV. Betracht.
E 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/91>, abgerufen am 23.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.