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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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lebendigen Gottes in einem einzigen Volke
hätte können fest und unbeweglich gemacht
werden? Die Babylonische Gefangenschaft
mußte nach so vielen andern göttlichen Be-
mühungen der Sache endlich den Ausschlag
geben, und der Wahrheit, daß nur ein ei-
niger Gott sey, einen unveränderlichen
Beyfall unter jenem so lange bearbeiteten
Volke verschaffen, und einen ewigen Ab-
scheu wider die Abgötterey in ihren Ge-
müthern erwecken. So viele Jahre, so
viele und grosse Anstalten, so viele und oft
wiederholete Bemühungen und so viele
standhafte Exempel solcher, die den einigen
Gott bis zu einem Märtyrer-Tode bekannt
und durch denselben verherrlichet, sind bey
so verhärteten Sinnen der Menschen nöthig
gewesen, um die Erkänntniß des wahren
Gottes und einen vernünftigen Gottesdienst
in eine verfinsterte Welt zu bringen. Ehe
wir auf den glücklichen Zeitpunct fortgehen,
da diese grosse Wohlthat auch unter die
Heiden gebracht worden, wollen wir aus dem
vorhergehenden noch einige göttliche Einrich-
tungen unter den Juden erklären, welche
manchen Personen anstößig scheinen.

§. 30.

Man findet nicht, daß Gott mit Ge-Warum
mit den
Gesetzen
des Moses
Himmel
und Hölle
nicht ver-
bunden
worden.

setzen, so er seinem Volke durch den Moses
gegeben, ewige Belohnungen und Strafen
verbunden. Es wird zwar überhaupt

Fluch

lebendigen Gottes in einem einzigen Volke
haͤtte koͤnnen feſt und unbeweglich gemacht
werden? Die Babyloniſche Gefangenſchaft
mußte nach ſo vielen andern goͤttlichen Be-
muͤhungen der Sache endlich den Ausſchlag
geben, und der Wahrheit, daß nur ein ei-
niger Gott ſey, einen unveraͤnderlichen
Beyfall unter jenem ſo lange bearbeiteten
Volke verſchaffen, und einen ewigen Ab-
ſcheu wider die Abgoͤtterey in ihren Ge-
muͤthern erwecken. So viele Jahre, ſo
viele und groſſe Anſtalten, ſo viele und oft
wiederholete Bemuͤhungen und ſo viele
ſtandhafte Exempel ſolcher, die den einigen
Gott bis zu einem Maͤrtyrer-Tode bekannt
und durch denſelben verherrlichet, ſind bey
ſo verhaͤrteten Sinnen der Menſchen noͤthig
geweſen, um die Erkaͤnntniß des wahren
Gottes und einen vernuͤnftigen Gottesdienſt
in eine verfinſterte Welt zu bringen. Ehe
wir auf den gluͤcklichen Zeitpunct fortgehen,
da dieſe groſſe Wohlthat auch unter die
Heiden gebracht worden, wollen wir aus dem
vorhergehenden noch einige goͤttliche Einrich-
tungen unter den Juden erklaͤren, welche
manchen Perſonen anſtoͤßig ſcheinen.

§. 30.

Man findet nicht, daß Gott mit Ge-Warum
mit den
Geſetzen
des Moſes
Himmel
und Hoͤlle
nicht ver-
bunden
worden.

ſetzen, ſo er ſeinem Volke durch den Moſes
gegeben, ewige Belohnungen und Strafen
verbunden. Es wird zwar uͤberhaupt

Fluch
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[77/0097] lebendigen Gottes in einem einzigen Volke haͤtte koͤnnen feſt und unbeweglich gemacht werden? Die Babyloniſche Gefangenſchaft mußte nach ſo vielen andern goͤttlichen Be- muͤhungen der Sache endlich den Ausſchlag geben, und der Wahrheit, daß nur ein ei- niger Gott ſey, einen unveraͤnderlichen Beyfall unter jenem ſo lange bearbeiteten Volke verſchaffen, und einen ewigen Ab- ſcheu wider die Abgoͤtterey in ihren Ge- muͤthern erwecken. So viele Jahre, ſo viele und groſſe Anſtalten, ſo viele und oft wiederholete Bemuͤhungen und ſo viele ſtandhafte Exempel ſolcher, die den einigen Gott bis zu einem Maͤrtyrer-Tode bekannt und durch denſelben verherrlichet, ſind bey ſo verhaͤrteten Sinnen der Menſchen noͤthig geweſen, um die Erkaͤnntniß des wahren Gottes und einen vernuͤnftigen Gottesdienſt in eine verfinſterte Welt zu bringen. Ehe wir auf den gluͤcklichen Zeitpunct fortgehen, da dieſe groſſe Wohlthat auch unter die Heiden gebracht worden, wollen wir aus dem vorhergehenden noch einige goͤttliche Einrich- tungen unter den Juden erklaͤren, welche manchen Perſonen anſtoͤßig ſcheinen. §. 30. Man findet nicht, daß Gott mit Ge- ſetzen, ſo er ſeinem Volke durch den Moſes gegeben, ewige Belohnungen und Strafen verbunden. Es wird zwar uͤberhaupt Fluch Warum mit den Geſetzen des Moſes Himmel und Hoͤlle nicht ver- bunden worden.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/97>, abgerufen am 28.03.2024.