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Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816.

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durch Gefangennehmung seiner Leute so zu schwä-
chen, daß er nicht mehr im Stande ist, im freien
Felde und offner Feldschlacht Widerstand zu leisten.
Die hiezu nöthigen Kämpfe werden durch Rin-
gen
geführt. Die Leiter des Spieles, die Anführer
der Spielschaaren müssen besonders darauf sehen,
daß dasselbe nicht in ein bloßes Balgen ausartet.
Schlagen und Stoßen ist niemals erlaubt. Um
dies zu bezwecken, muß man Folgendes beobachten.

Eine offne Schlacht muß immer vermieden
werden, so man ihres Ausganges nicht ziemlich ge-
wiß ist. Man muß den Feind von dessen Vesten
ab und nach den seinigen hin zu ziehen und locken
suchen; man muß oft kleine Abtheilungen oder Ein-
zelne abschicken, seine Stellung, die Stärke seiner
Besatzungen, die Örter, wo er die Gefangenen hält
und bewahrt u. s. w., auszuforschen und bekund-
schaften; man muß seine einzelne Posten (Vor-
posten
u. s. w.) abschneiden und aufheben, Ver-
stecke
und Hinterhalte legen und aus diesen
Haltstätten dem Feinde Schaden und Abbruch thun;
falsche Angriffe und Überfälle machen u. s. w. Der
hestigste Kampf entsteht gewöhnlich bei Gefangen-
nehmungen und den Versuchen, die Gefangenen zu
befreien. Nur geübte und ringfertige Turner
dürfen zu diesem Kampfspiele gelassen werden,

und
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durch Gefangennehmung ſeiner Leute ſo zu ſchwä-
chen, daß er nicht mehr im Stande iſt, im freien
Felde und offner Feldſchlacht Widerſtand zu leiſten.
Die hiezu nöthigen Kämpfe werden durch Rin-
gen
geführt. Die Leiter des Spieles, die Anführer
der Spielſchaaren müſſen beſonders darauf ſehen,
daß daſſelbe nicht in ein bloßes Balgen ausartet.
Schlagen und Stoßen iſt niemals erlaubt. Um
dies zu bezwecken, muß man Folgendes beobachten.

Eine offne Schlacht muß immer vermieden
werden, ſo man ihres Ausganges nicht ziemlich ge-
wiß iſt. Man muß den Feind von deſſen Veſten
ab und nach den ſeinigen hin zu ziehen und locken
ſuchen; man muß oft kleine Abtheilungen oder Ein-
zelne abſchicken, ſeine Stellung, die Stärke ſeiner
Beſatzungen, die Örter, wo er die Gefangenen hält
und bewahrt u. ſ. w., auszuforſchen und bekund-
ſchaften; man muß ſeine einzelne Poſten (Vor-
poſten
u. ſ. w.) abſchneiden und aufheben, Ver-
ſtecke
und Hinterhalte legen und aus dieſen
Haltſtätten dem Feinde Schaden und Abbruch thun;
falſche Angriffe und Überfälle machen u. ſ. w. Der
heſtigſte Kampf entſteht gewöhnlich bei Gefangen-
nehmungen und den Verſuchen, die Gefangenen zu
befreien. Nur geübte und ringfertige Turner
dürfen zu dieſem Kampfſpiele gelaſſen werden,

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[179/0249] durch Gefangennehmung ſeiner Leute ſo zu ſchwä- chen, daß er nicht mehr im Stande iſt, im freien Felde und offner Feldſchlacht Widerſtand zu leiſten. Die hiezu nöthigen Kämpfe werden durch Rin- gen geführt. Die Leiter des Spieles, die Anführer der Spielſchaaren müſſen beſonders darauf ſehen, daß daſſelbe nicht in ein bloßes Balgen ausartet. Schlagen und Stoßen iſt niemals erlaubt. Um dies zu bezwecken, muß man Folgendes beobachten. Eine offne Schlacht muß immer vermieden werden, ſo man ihres Ausganges nicht ziemlich ge- wiß iſt. Man muß den Feind von deſſen Veſten ab und nach den ſeinigen hin zu ziehen und locken ſuchen; man muß oft kleine Abtheilungen oder Ein- zelne abſchicken, ſeine Stellung, die Stärke ſeiner Beſatzungen, die Örter, wo er die Gefangenen hält und bewahrt u. ſ. w., auszuforſchen und bekund- ſchaften; man muß ſeine einzelne Poſten (Vor- poſten u. ſ. w.) abſchneiden und aufheben, Ver- ſtecke und Hinterhalte legen und aus dieſen Haltſtätten dem Feinde Schaden und Abbruch thun; falſche Angriffe und Überfälle machen u. ſ. w. Der heſtigſte Kampf entſteht gewöhnlich bei Gefangen- nehmungen und den Verſuchen, die Gefangenen zu befreien. Nur geübte und ringfertige Turner dürfen zu dieſem Kampfſpiele gelaſſen werden, und M 2

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816/249>, abgerufen am 23.04.2024.