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Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779.

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Allgemeine
Erzeugungen so zubereitet werden, daß sie
den Eigenschaften der Bedürfnisse genug thun:
folglich liegen die Heischesäze der Kunst erst-
lich in den Eigenschaften der Erzeugungen,
hernach auch in den Eigenschaften der Kunst-
bedürfnisse.

§. 199. Es ist daher ganz natürlich, daß
alle Künste, welche sich vorzüglich auf die
Eigenschaften der Erzeugungen gründen, zu-
gleich auch die ersten seyn müssen. Nun ste-
hen aber alle Erzeugungen in den dreien Rei-
chen der Natur, mithin können wir auch die-
se Künste dahin ordnen, und füglich mit dem
Thierreiche den Anfang machen, weil es dem
Menschen ganz gewiß am ersten bekannt ge-
worden.

§. 200. Das Fleisch der Thiere gab dem
Menschen Speise. Doch verspar ich seine
Zubereitung zur Kochkunst. Die Häute der
Thiere aber wurden zur Kleidung und aller-
hand Sachen gebraucht: daher mache ich aus
der Fellbereitung die erste Klasse, oder den
ersten Abschnitt.

§. 201.

Allgemeine
Erzeugungen ſo zubereitet werden, daß ſie
den Eigenſchaften der Beduͤrfniſſe genug thun:
folglich liegen die Heiſcheſaͤze der Kunſt erſt-
lich in den Eigenſchaften der Erzeugungen,
hernach auch in den Eigenſchaften der Kunſt-
beduͤrfniſſe.

§. 199. Es iſt daher ganz natuͤrlich, daß
alle Kuͤnſte, welche ſich vorzuͤglich auf die
Eigenſchaften der Erzeugungen gruͤnden, zu-
gleich auch die erſten ſeyn muͤſſen. Nun ſte-
hen aber alle Erzeugungen in den dreien Rei-
chen der Natur, mithin koͤnnen wir auch die-
ſe Kuͤnſte dahin ordnen, und fuͤglich mit dem
Thierreiche den Anfang machen, weil es dem
Menſchen ganz gewiß am erſten bekannt ge-
worden.

§. 200. Das Fleiſch der Thiere gab dem
Menſchen Speiſe. Doch verſpar ich ſeine
Zubereitung zur Kochkunſt. Die Haͤute der
Thiere aber wurden zur Kleidung und aller-
hand Sachen gebraucht: daher mache ich aus
der Fellbereitung die erſte Klaſſe, oder den
erſten Abſchnitt.

§. 201.
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[104/0124] Allgemeine Erzeugungen ſo zubereitet werden, daß ſie den Eigenſchaften der Beduͤrfniſſe genug thun: folglich liegen die Heiſcheſaͤze der Kunſt erſt- lich in den Eigenſchaften der Erzeugungen, hernach auch in den Eigenſchaften der Kunſt- beduͤrfniſſe. §. 199. Es iſt daher ganz natuͤrlich, daß alle Kuͤnſte, welche ſich vorzuͤglich auf die Eigenſchaften der Erzeugungen gruͤnden, zu- gleich auch die erſten ſeyn muͤſſen. Nun ſte- hen aber alle Erzeugungen in den dreien Rei- chen der Natur, mithin koͤnnen wir auch die- ſe Kuͤnſte dahin ordnen, und fuͤglich mit dem Thierreiche den Anfang machen, weil es dem Menſchen ganz gewiß am erſten bekannt ge- worden. §. 200. Das Fleiſch der Thiere gab dem Menſchen Speiſe. Doch verſpar ich ſeine Zubereitung zur Kochkunſt. Die Haͤute der Thiere aber wurden zur Kleidung und aller- hand Sachen gebraucht: daher mache ich aus der Fellbereitung die erſte Klaſſe, oder den erſten Abſchnitt. §. 201.

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Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/124>, abgerufen am 25.04.2024.