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Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779.

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Staatshaushaltung
fen. Die ersten Pflichten betreffen seine ei-
gene Person, um sich alle diejenigen Wissen-
schaften eigen zu machen, wodurch er zu sei-
nem hohen Amte tüchtig wird. Diese Wis-
senschaften sind alle diejenigen, welche in die-
sem Buche angewiesen worden, folglich
sämmtliche Kameralwissenschaften mit ihren
Hilfswissenschaften. Dazu kommt dann noch
die Staatskunst, mit allem, was dazu ge-
hört. Dieses ist also auch ein Hauptzweck
bei Erziehung der Prinzen.

§. 547. Eine gründliche theoretische und
praktische Religionskänntniß und Ausübung
derselben mit Besiegung der Leidenschaften
verbunden, ist der wahre fürstliche Schmuck,
und erhöht den Regenten nahe an die Wür-
de eines Engels; auch dieses ist ein Haupt-
zweck bei Erziehung fürstlicher Kinder.

§. 548. Ein Regent kann unmöglich alles
selber sehen und verrichten, er hat eine Men-
ge Menschen nöthig, durch welche er die ge-
sezgebende Gewalt ausführen läßt, aber das
ist traurig, daß alle diese Bedienten Men-
schen, und nicht Engel sind. Es gibt deren sehr

vie-

Staatshaushaltung
fen. Die erſten Pflichten betreffen ſeine ei-
gene Perſon, um ſich alle diejenigen Wiſſen-
ſchaften eigen zu machen, wodurch er zu ſei-
nem hohen Amte tuͤchtig wird. Dieſe Wiſ-
ſenſchaften ſind alle diejenigen, welche in die-
ſem Buche angewieſen worden, folglich
ſaͤmmtliche Kameralwiſſenſchaften mit ihren
Hilfswiſſenſchaften. Dazu kommt dann noch
die Staatskunſt, mit allem, was dazu ge-
hoͤrt. Dieſes iſt alſo auch ein Hauptzweck
bei Erziehung der Prinzen.

§. 547. Eine gruͤndliche theoretiſche und
praktiſche Religionskaͤnntniß und Ausuͤbung
derſelben mit Beſiegung der Leidenſchaften
verbunden, iſt der wahre fuͤrſtliche Schmuck,
und erhoͤht den Regenten nahe an die Wuͤr-
de eines Engels; auch dieſes iſt ein Haupt-
zweck bei Erziehung fuͤrſtlicher Kinder.

§. 548. Ein Regent kann unmoͤglich alles
ſelber ſehen und verrichten, er hat eine Men-
ge Menſchen noͤthig, durch welche er die ge-
ſezgebende Gewalt ausfuͤhren laͤßt, aber das
iſt traurig, daß alle dieſe Bedienten Men-
ſchen, und nicht Engel ſind. Es gibt deren ſehr

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[269/0289] Staatshaushaltung fen. Die erſten Pflichten betreffen ſeine ei- gene Perſon, um ſich alle diejenigen Wiſſen- ſchaften eigen zu machen, wodurch er zu ſei- nem hohen Amte tuͤchtig wird. Dieſe Wiſ- ſenſchaften ſind alle diejenigen, welche in die- ſem Buche angewieſen worden, folglich ſaͤmmtliche Kameralwiſſenſchaften mit ihren Hilfswiſſenſchaften. Dazu kommt dann noch die Staatskunſt, mit allem, was dazu ge- hoͤrt. Dieſes iſt alſo auch ein Hauptzweck bei Erziehung der Prinzen. §. 547. Eine gruͤndliche theoretiſche und praktiſche Religionskaͤnntniß und Ausuͤbung derſelben mit Beſiegung der Leidenſchaften verbunden, iſt der wahre fuͤrſtliche Schmuck, und erhoͤht den Regenten nahe an die Wuͤr- de eines Engels; auch dieſes iſt ein Haupt- zweck bei Erziehung fuͤrſtlicher Kinder. §. 548. Ein Regent kann unmoͤglich alles ſelber ſehen und verrichten, er hat eine Men- ge Menſchen noͤthig, durch welche er die ge- ſezgebende Gewalt ausfuͤhren laͤßt, aber das iſt traurig, daß alle dieſe Bedienten Men- ſchen, und nicht Engel ſind. Es gibt deren ſehr vie-

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Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/289>, abgerufen am 25.04.2024.