Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Haushaltungs-Wissenschaft
überall noch für Verbesserungen möglich sind,
und dann dieselben aus dem reinen Ertrage
ins Werk richtet. Hernach wenn er auch
eben dieses in Ansehung der Erwerbungs-
mittel zu Stande zu bringen sucht.

§. 74. Jst aber die Nahrungsquelle kei-
ner Verbesserung mehr fähig, so muß sie er-
weitert werden. Dieses geschieht: wenn
der reine Ertrag selbsten zur Nahrungs-
quelle umgeschaffen wird.
Dieses soll auf
eine solche Weise geschehen, daß die neuent-
standene Nahrungsquelle wiederum auf die
ergiebigste Art eingerichtet werde: da nun
die Verlehnung der Gelder gegen Renten, die
allergeringste Art einer Nahrungsquelle ist,
so soll ein Haushälter niemals um Gewinnes
willen Gelder auslehnen, weil er diesen
Zweck besser erreichen kann, sondern er soll
es nur dann thun, wann ihn die Pflicht der
Liebe des Nächsten dazu auffodert.

§. 75. Diese Regeln der Haushaltung
sind im Gewerbe eben so wichtig, als die Ge-
seze der Bewegung in der Natur und Kunst.
Deswegen müssen alle Gewerbwissenschaften

nach
C 5

Haushaltungs-Wiſſenſchaft
uͤberall noch fuͤr Verbeſſerungen moͤglich ſind,
und dann dieſelben aus dem reinen Ertrage
ins Werk richtet. Hernach wenn er auch
eben dieſes in Anſehung der Erwerbungs-
mittel zu Stande zu bringen ſucht.

§. 74. Jſt aber die Nahrungsquelle kei-
ner Verbeſſerung mehr faͤhig, ſo muß ſie er-
weitert werden. Dieſes geſchieht: wenn
der reine Ertrag ſelbſten zur Nahrungs-
quelle umgeſchaffen wird.
Dieſes ſoll auf
eine ſolche Weiſe geſchehen, daß die neuent-
ſtandene Nahrungsquelle wiederum auf die
ergiebigſte Art eingerichtet werde: da nun
die Verlehnung der Gelder gegen Renten, die
allergeringſte Art einer Nahrungsquelle iſt,
ſo ſoll ein Haushaͤlter niemals um Gewinnes
willen Gelder auslehnen, weil er dieſen
Zweck beſſer erreichen kann, ſondern er ſoll
es nur dann thun, wann ihn die Pflicht der
Liebe des Naͤchſten dazu auffodert.

§. 75. Dieſe Regeln der Haushaltung
ſind im Gewerbe eben ſo wichtig, als die Ge-
ſeze der Bewegung in der Natur und Kunſt.
Deswegen muͤſſen alle Gewerbwiſſenſchaften

nach
C 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0061" n="41"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Haushaltungs-Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft</hi></fw><lb/>
u&#x0364;berall noch fu&#x0364;r Verbe&#x017F;&#x017F;erungen mo&#x0364;glich &#x017F;ind,<lb/>
und dann die&#x017F;elben aus dem reinen Ertrage<lb/>
ins Werk richtet. Hernach wenn er auch<lb/>
eben die&#x017F;es in An&#x017F;ehung der Erwerbungs-<lb/>
mittel zu Stande zu bringen &#x017F;ucht.</p><lb/>
          <p>§. 74. J&#x017F;t aber die Nahrungsquelle kei-<lb/>
ner Verbe&#x017F;&#x017F;erung mehr fa&#x0364;hig, &#x017F;o muß &#x017F;ie er-<lb/>
weitert werden. Die&#x017F;es ge&#x017F;chieht: <hi rendition="#fr">wenn<lb/>
der reine Ertrag &#x017F;elb&#x017F;ten zur Nahrungs-<lb/>
quelle umge&#x017F;chaffen wird.</hi> Die&#x017F;es &#x017F;oll auf<lb/>
eine &#x017F;olche Wei&#x017F;e ge&#x017F;chehen, daß die neuent-<lb/>
&#x017F;tandene Nahrungsquelle wiederum auf die<lb/>
ergiebig&#x017F;te Art eingerichtet werde: da nun<lb/>
die Verlehnung der Gelder gegen Renten, die<lb/>
allergering&#x017F;te Art einer Nahrungsquelle i&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;oll ein Hausha&#x0364;lter niemals um Gewinnes<lb/>
willen Gelder auslehnen, weil er die&#x017F;en<lb/>
Zweck be&#x017F;&#x017F;er erreichen kann, &#x017F;ondern er &#x017F;oll<lb/>
es nur dann thun, wann ihn die Pflicht der<lb/>
Liebe des Na&#x0364;ch&#x017F;ten dazu auffodert.</p><lb/>
          <p>§. 75. Die&#x017F;e Regeln der Haushaltung<lb/>
&#x017F;ind im Gewerbe eben &#x017F;o wichtig, als die Ge-<lb/>
&#x017F;eze der Bewegung in der Natur und Kun&#x017F;t.<lb/>
Deswegen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en alle Gewerbwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 5</fw><fw place="bottom" type="catch">nach</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0061] Haushaltungs-Wiſſenſchaft uͤberall noch fuͤr Verbeſſerungen moͤglich ſind, und dann dieſelben aus dem reinen Ertrage ins Werk richtet. Hernach wenn er auch eben dieſes in Anſehung der Erwerbungs- mittel zu Stande zu bringen ſucht. §. 74. Jſt aber die Nahrungsquelle kei- ner Verbeſſerung mehr faͤhig, ſo muß ſie er- weitert werden. Dieſes geſchieht: wenn der reine Ertrag ſelbſten zur Nahrungs- quelle umgeſchaffen wird. Dieſes ſoll auf eine ſolche Weiſe geſchehen, daß die neuent- ſtandene Nahrungsquelle wiederum auf die ergiebigſte Art eingerichtet werde: da nun die Verlehnung der Gelder gegen Renten, die allergeringſte Art einer Nahrungsquelle iſt, ſo ſoll ein Haushaͤlter niemals um Gewinnes willen Gelder auslehnen, weil er dieſen Zweck beſſer erreichen kann, ſondern er ſoll es nur dann thun, wann ihn die Pflicht der Liebe des Naͤchſten dazu auffodert. §. 75. Dieſe Regeln der Haushaltung ſind im Gewerbe eben ſo wichtig, als die Ge- ſeze der Bewegung in der Natur und Kunſt. Deswegen muͤſſen alle Gewerbwiſſenſchaften nach C 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/61
Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/61>, abgerufen am 25.04.2024.