Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>


Eilfter Abschnitt.

Von der Dauer der Welt, und ob dem
ganzen Weltgebäude, oder besondern Weltcörpern
dereinst der Untergang, oder eine gänzliche
Vernichtung bevorstehe.

Wenn die Wissensbegierde der Menschen erreget
wird, zu ergründen, woher, wie und auf
was Art, und aus was vor Macht dieses
unermeßliche Weltgebäude entstanden ist, und was vor
Begebenheiten und Veränderungen sich in denen ver-
flossenen Zeiten mit dem Erdcörper, auf welchem wir
herumwallen, zugetragen haben; so ist sie gewiß eben
so stark bemühet, zu erforschen, was dieses Weltge-
bäude und unser besonderer Weltcörper inskünftige vor
Schicksale zu gewarten haben dürfte. Der Mensch ist
vor sein kleines Daseyn sehr besorgt. Er siehet leicht
ein, daß, wenn dem ganzen Weltgebäude, oder un-
serm Erdcörper der Untergang, oder eine gänzliche
Vernichtung bevorstehe, sein eigener Untergang noth-
wendig damit verwickelt seyn werde.

Vielleicht sind alle Menschen mehr zum Aberglau-
ben geneigt, als sie es sich selbst einbilden. Man
weis nicht, soll man es diesem Aberglauben, oder ei-
ner unersättlichen Neubegierde beymessen, daß alle Men-
schen so gern in die Zukunft eintringen möchten. Jch
habe Gelehrte gekennet, die sich über allen Aberglau-

ben
X 2


Eilfter Abſchnitt.

Von der Dauer der Welt, und ob dem
ganzen Weltgebaͤude, oder beſondern Weltcoͤrpern
dereinſt der Untergang, oder eine gaͤnzliche
Vernichtung bevorſtehe.

Wenn die Wiſſensbegierde der Menſchen erreget
wird, zu ergruͤnden, woher, wie und auf
was Art, und aus was vor Macht dieſes
unermeßliche Weltgebaͤude entſtanden iſt, und was vor
Begebenheiten und Veraͤnderungen ſich in denen ver-
floſſenen Zeiten mit dem Erdcoͤrper, auf welchem wir
herumwallen, zugetragen haben; ſo iſt ſie gewiß eben
ſo ſtark bemuͤhet, zu erforſchen, was dieſes Weltge-
baͤude und unſer beſonderer Weltcoͤrper inskuͤnftige vor
Schickſale zu gewarten haben duͤrfte. Der Menſch iſt
vor ſein kleines Daſeyn ſehr beſorgt. Er ſiehet leicht
ein, daß, wenn dem ganzen Weltgebaͤude, oder un-
ſerm Erdcoͤrper der Untergang, oder eine gaͤnzliche
Vernichtung bevorſtehe, ſein eigener Untergang noth-
wendig damit verwickelt ſeyn werde.

Vielleicht ſind alle Menſchen mehr zum Aberglau-
ben geneigt, als ſie es ſich ſelbſt einbilden. Man
weis nicht, ſoll man es dieſem Aberglauben, oder ei-
ner unerſaͤttlichen Neubegierde beymeſſen, daß alle Men-
ſchen ſo gern in die Zukunft eintringen moͤchten. Jch
habe Gelehrte gekennet, die ſich uͤber allen Aberglau-

ben
X 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0351" n="323"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Eilfter Ab&#x017F;chnitt.</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Von der Dauer der Welt, und ob dem<lb/>
ganzen Weltgeba&#x0364;ude, oder be&#x017F;ondern Weltco&#x0364;rpern<lb/>
derein&#x017F;t der Untergang, oder eine ga&#x0364;nzliche<lb/>
Vernichtung bevor&#x017F;tehe.</hi> </hi> </p>
          </argument><lb/>
          <p><hi rendition="#in">W</hi>enn die Wi&#x017F;&#x017F;ensbegierde der Men&#x017F;chen erreget<lb/>
wird, zu ergru&#x0364;nden, woher, wie und auf<lb/>
was Art, und aus was vor Macht die&#x017F;es<lb/>
unermeßliche Weltgeba&#x0364;ude ent&#x017F;tanden i&#x017F;t, und was vor<lb/>
Begebenheiten und Vera&#x0364;nderungen &#x017F;ich in denen ver-<lb/>
flo&#x017F;&#x017F;enen Zeiten mit dem Erdco&#x0364;rper, auf welchem wir<lb/>
herumwallen, zugetragen haben; &#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;ie gewiß eben<lb/>
&#x017F;o &#x017F;tark bemu&#x0364;het, zu erfor&#x017F;chen, was die&#x017F;es Weltge-<lb/>
ba&#x0364;ude und un&#x017F;er be&#x017F;onderer Weltco&#x0364;rper insku&#x0364;nftige vor<lb/>
Schick&#x017F;ale zu gewarten haben du&#x0364;rfte. Der Men&#x017F;ch i&#x017F;t<lb/>
vor &#x017F;ein kleines Da&#x017F;eyn &#x017F;ehr be&#x017F;orgt. Er &#x017F;iehet leicht<lb/>
ein, daß, wenn dem ganzen Weltgeba&#x0364;ude, oder un-<lb/>
&#x017F;erm Erdco&#x0364;rper der Untergang, oder eine ga&#x0364;nzliche<lb/>
Vernichtung bevor&#x017F;tehe, &#x017F;ein eigener Untergang noth-<lb/>
wendig damit verwickelt &#x017F;eyn werde.</p><lb/>
          <p>Vielleicht &#x017F;ind alle Men&#x017F;chen mehr zum Aberglau-<lb/>
ben geneigt, als &#x017F;ie es &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t einbilden. Man<lb/>
weis nicht, &#x017F;oll man es die&#x017F;em Aberglauben, oder ei-<lb/>
ner uner&#x017F;a&#x0364;ttlichen Neubegierde beyme&#x017F;&#x017F;en, daß alle Men-<lb/>
&#x017F;chen &#x017F;o gern in die Zukunft eintringen mo&#x0364;chten. Jch<lb/>
habe Gelehrte gekennet, die &#x017F;ich u&#x0364;ber allen Aberglau-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ben</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[323/0351] Eilfter Abſchnitt. Von der Dauer der Welt, und ob dem ganzen Weltgebaͤude, oder beſondern Weltcoͤrpern dereinſt der Untergang, oder eine gaͤnzliche Vernichtung bevorſtehe. Wenn die Wiſſensbegierde der Menſchen erreget wird, zu ergruͤnden, woher, wie und auf was Art, und aus was vor Macht dieſes unermeßliche Weltgebaͤude entſtanden iſt, und was vor Begebenheiten und Veraͤnderungen ſich in denen ver- floſſenen Zeiten mit dem Erdcoͤrper, auf welchem wir herumwallen, zugetragen haben; ſo iſt ſie gewiß eben ſo ſtark bemuͤhet, zu erforſchen, was dieſes Weltge- baͤude und unſer beſonderer Weltcoͤrper inskuͤnftige vor Schickſale zu gewarten haben duͤrfte. Der Menſch iſt vor ſein kleines Daſeyn ſehr beſorgt. Er ſiehet leicht ein, daß, wenn dem ganzen Weltgebaͤude, oder un- ſerm Erdcoͤrper der Untergang, oder eine gaͤnzliche Vernichtung bevorſtehe, ſein eigener Untergang noth- wendig damit verwickelt ſeyn werde. Vielleicht ſind alle Menſchen mehr zum Aberglau- ben geneigt, als ſie es ſich ſelbſt einbilden. Man weis nicht, ſoll man es dieſem Aberglauben, oder ei- ner unerſaͤttlichen Neubegierde beymeſſen, daß alle Men- ſchen ſo gern in die Zukunft eintringen moͤchten. Jch habe Gelehrte gekennet, die ſich uͤber allen Aberglau- ben X 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/351
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/351>, abgerufen am 24.04.2024.