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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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XI. Abschn. Von der Dauer der Welt.
gemeinen Auslachen entrissen hat, wie der letztere ge-
lehrte Prophet unseres Landes, der Herr Rector Heyn,
in der That so glücklich war, seinen so nahe prophezey-
ten Untergang der Welt nicht zu erleben.

Jch bin weit entfernet, mich allhier mit derglei-
chen Ausgeburthen einer kranken Einbildungskraft ab-
zugeben. Dasjenige, was ich in diesem Abschnitt
meinen Lesern vortragen werde, soll lediglich darinnen
bestehen, was die gesunde Vernunft von der Dauer
der Welt erkennet, in wie weit aus denen wesentlichen
Beschaffenheiten des Weltgebäudes Unordnungen und
Zerrüttungen darinnen entstehen können, und in wie
fern diese Unordnungen oder die Schwächung der Trieb-
federn des Weltgebäudes Folgen und Wirkungen auf
den Untergang der Welt, oder einzelner Weltcörper
hervorzubringen im Stande sind. Hierbey ist es noth-
wendig auf die nach der Vernunft vermuthlichen End-
zwecke Gottes in Ansehung der Dauer oder der Ver-
nichtung des Weltgebäudes zurück zu sehen, und end-
lich zu betrachten, in wie weit sich dasjenige, was die
Offenbahrung von dem Untergange der Welt saget,
hiermit vereinigen läßt. Da also dieser Abschnitt weit-
läuftiger als einer der vorigen ausfallen wird; so wird
es, um die Materien besser aus einander zu setzen,
nöthig seyn, denselben in drey Hauptstücken vorzu-
tragen.



Erstes
X 3

XI. Abſchn. Von der Dauer der Welt.
gemeinen Auslachen entriſſen hat, wie der letztere ge-
lehrte Prophet unſeres Landes, der Herr Rector Heyn,
in der That ſo gluͤcklich war, ſeinen ſo nahe prophezey-
ten Untergang der Welt nicht zu erleben.

Jch bin weit entfernet, mich allhier mit derglei-
chen Ausgeburthen einer kranken Einbildungskraft ab-
zugeben. Dasjenige, was ich in dieſem Abſchnitt
meinen Leſern vortragen werde, ſoll lediglich darinnen
beſtehen, was die geſunde Vernunft von der Dauer
der Welt erkennet, in wie weit aus denen weſentlichen
Beſchaffenheiten des Weltgebaͤudes Unordnungen und
Zerruͤttungen darinnen entſtehen koͤnnen, und in wie
fern dieſe Unordnungen oder die Schwaͤchung der Trieb-
federn des Weltgebaͤudes Folgen und Wirkungen auf
den Untergang der Welt, oder einzelner Weltcoͤrper
hervorzubringen im Stande ſind. Hierbey iſt es noth-
wendig auf die nach der Vernunft vermuthlichen End-
zwecke Gottes in Anſehung der Dauer oder der Ver-
nichtung des Weltgebaͤudes zuruͤck zu ſehen, und end-
lich zu betrachten, in wie weit ſich dasjenige, was die
Offenbahrung von dem Untergange der Welt ſaget,
hiermit vereinigen laͤßt. Da alſo dieſer Abſchnitt weit-
laͤuftiger als einer der vorigen ausfallen wird; ſo wird
es, um die Materien beſſer aus einander zu ſetzen,
noͤthig ſeyn, denſelben in drey Hauptſtuͤcken vorzu-
tragen.



Erſtes
X 3
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[325/0353] XI. Abſchn. Von der Dauer der Welt. gemeinen Auslachen entriſſen hat, wie der letztere ge- lehrte Prophet unſeres Landes, der Herr Rector Heyn, in der That ſo gluͤcklich war, ſeinen ſo nahe prophezey- ten Untergang der Welt nicht zu erleben. Jch bin weit entfernet, mich allhier mit derglei- chen Ausgeburthen einer kranken Einbildungskraft ab- zugeben. Dasjenige, was ich in dieſem Abſchnitt meinen Leſern vortragen werde, ſoll lediglich darinnen beſtehen, was die geſunde Vernunft von der Dauer der Welt erkennet, in wie weit aus denen weſentlichen Beſchaffenheiten des Weltgebaͤudes Unordnungen und Zerruͤttungen darinnen entſtehen koͤnnen, und in wie fern dieſe Unordnungen oder die Schwaͤchung der Trieb- federn des Weltgebaͤudes Folgen und Wirkungen auf den Untergang der Welt, oder einzelner Weltcoͤrper hervorzubringen im Stande ſind. Hierbey iſt es noth- wendig auf die nach der Vernunft vermuthlichen End- zwecke Gottes in Anſehung der Dauer oder der Ver- nichtung des Weltgebaͤudes zuruͤck zu ſehen, und end- lich zu betrachten, in wie weit ſich dasjenige, was die Offenbahrung von dem Untergange der Welt ſaget, hiermit vereinigen laͤßt. Da alſo dieſer Abſchnitt weit- laͤuftiger als einer der vorigen ausfallen wird; ſo wird es, um die Materien beſſer aus einander zu ſetzen, noͤthig ſeyn, denſelben in drey Hauptſtuͤcken vorzu- tragen. Erſtes X 3

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/353>, abgerufen am 29.03.2024.