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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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in Ansehung der Dauer der Welt.
als daß es Gott auf einmahl wieder in Stand der Dun-
kelheit und eines düstern Chaos versetzen sollte. Ob
es gleich in der Absicht geschähe, dasselbe desto schöner
und prächtiger wieder hervorzubringen; so würden doch
die Engel und die seligen Geister eines so herrlichen An-
blicks wenigstens auf eine Zeitlang beraubet werden.

Vermuthlich sind auch alle Sonnensysteme, alle Son-
nen und alle zu einem Sonnensystem gehörigen Plane-
ten und Himmelscörper nicht von einerley Größe, Be-
schaffenheit und Anzahl. Da es nun der unendlichen
Weisheit eines allmächtigen Schöpfers viel gemäßer
ist, alle seine weisen Absichten nicht durch Wunder-
werke und durch unmittelbare Ausübung seiner All-
macht, sondern durch natürliche Erfolge geschehen zu
lassen; so folget schon von selbst, daß der Untergang
aller Sonnensysteme nicht zu gleicher Zeit und auf ein-
mahl vor sich gehen kann; sondern der Untergang ei-
nes jeden Sonnensystems muß sich nach der Maaße
früher oder später ereignen, nachdem das System und
seine Sonne, wie auch die Planeten und andere Him-
melscörper groß sind, und sich von der Sonne nahe
oder weit entfernet befinden; wie denn auch die Ver-
nunft sich nicht einmahl zu behaupten getrauen kann,
daß alle Sonnensysteme zugleich und auf einmahl er-
schaffen worden; sondern es kann auch hierinn in dem
unendlichen und ewigen Raume eine gewisse in sei-
nem Wesen gegründete Ordnung vorgegangen seyn,
so, daß einige Sonnensysteme viel früher, andere aber
viel später erschaffen worden; dahero auch um so mehr
ein Sonnensystem vor dem andern viel eher seinen Unter-

gang
Z

in Anſehung der Dauer der Welt.
als daß es Gott auf einmahl wieder in Stand der Dun-
kelheit und eines duͤſtern Chaos verſetzen ſollte. Ob
es gleich in der Abſicht geſchaͤhe, daſſelbe deſto ſchoͤner
und praͤchtiger wieder hervorzubringen; ſo wuͤrden doch
die Engel und die ſeligen Geiſter eines ſo herrlichen An-
blicks wenigſtens auf eine Zeitlang beraubet werden.

Vermuthlich ſind auch alle Sonnenſyſteme, alle Son-
nen und alle zu einem Sonnenſyſtem gehoͤrigen Plane-
ten und Himmelscoͤrper nicht von einerley Groͤße, Be-
ſchaffenheit und Anzahl. Da es nun der unendlichen
Weisheit eines allmaͤchtigen Schoͤpfers viel gemaͤßer
iſt, alle ſeine weiſen Abſichten nicht durch Wunder-
werke und durch unmittelbare Ausuͤbung ſeiner All-
macht, ſondern durch natuͤrliche Erfolge geſchehen zu
laſſen; ſo folget ſchon von ſelbſt, daß der Untergang
aller Sonnenſyſteme nicht zu gleicher Zeit und auf ein-
mahl vor ſich gehen kann; ſondern der Untergang ei-
nes jeden Sonnenſyſtems muß ſich nach der Maaße
fruͤher oder ſpaͤter ereignen, nachdem das Syſtem und
ſeine Sonne, wie auch die Planeten und andere Him-
melscoͤrper groß ſind, und ſich von der Sonne nahe
oder weit entfernet befinden; wie denn auch die Ver-
nunft ſich nicht einmahl zu behaupten getrauen kann,
daß alle Sonnenſyſteme zugleich und auf einmahl er-
ſchaffen worden; ſondern es kann auch hierinn in dem
unendlichen und ewigen Raume eine gewiſſe in ſei-
nem Weſen gegruͤndete Ordnung vorgegangen ſeyn,
ſo, daß einige Sonnenſyſteme viel fruͤher, andere aber
viel ſpaͤter erſchaffen worden; dahero auch um ſo mehr
ein Sonnenſyſtem vor dem andern viel eher ſeinen Unter-

gang
Z
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[353/0381] in Anſehung der Dauer der Welt. als daß es Gott auf einmahl wieder in Stand der Dun- kelheit und eines duͤſtern Chaos verſetzen ſollte. Ob es gleich in der Abſicht geſchaͤhe, daſſelbe deſto ſchoͤner und praͤchtiger wieder hervorzubringen; ſo wuͤrden doch die Engel und die ſeligen Geiſter eines ſo herrlichen An- blicks wenigſtens auf eine Zeitlang beraubet werden. Vermuthlich ſind auch alle Sonnenſyſteme, alle Son- nen und alle zu einem Sonnenſyſtem gehoͤrigen Plane- ten und Himmelscoͤrper nicht von einerley Groͤße, Be- ſchaffenheit und Anzahl. Da es nun der unendlichen Weisheit eines allmaͤchtigen Schoͤpfers viel gemaͤßer iſt, alle ſeine weiſen Abſichten nicht durch Wunder- werke und durch unmittelbare Ausuͤbung ſeiner All- macht, ſondern durch natuͤrliche Erfolge geſchehen zu laſſen; ſo folget ſchon von ſelbſt, daß der Untergang aller Sonnenſyſteme nicht zu gleicher Zeit und auf ein- mahl vor ſich gehen kann; ſondern der Untergang ei- nes jeden Sonnenſyſtems muß ſich nach der Maaße fruͤher oder ſpaͤter ereignen, nachdem das Syſtem und ſeine Sonne, wie auch die Planeten und andere Him- melscoͤrper groß ſind, und ſich von der Sonne nahe oder weit entfernet befinden; wie denn auch die Ver- nunft ſich nicht einmahl zu behaupten getrauen kann, daß alle Sonnenſyſteme zugleich und auf einmahl er- ſchaffen worden; ſondern es kann auch hierinn in dem unendlichen und ewigen Raume eine gewiſſe in ſei- nem Weſen gegruͤndete Ordnung vorgegangen ſeyn, ſo, daß einige Sonnenſyſteme viel fruͤher, andere aber viel ſpaͤter erſchaffen worden; dahero auch um ſo mehr ein Sonnenſyſtem vor dem andern viel eher ſeinen Unter- gang Z

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/381>, abgerufen am 25.04.2024.