Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweites Buch.

[Abbildung]

Der alte Palast.

Hof und Palast von Madrid.

Velazquez gehörte also nun zum Hof des Königs von Spanien,
er war dessen Hausgenosse geworden. Seine Existenz war fort-
an in den unabänderlichen Gang dieses Hoflebens hineingezogen,
das sich mit der Regelmässigkeit der Himmelskörper zwischen
Palast und Villa, Festen und Ceremonien in Madrid, Landlust
und Jagd im Pardo, Escorial, Balsain und Aranjuez abspielte.
Denn "der spanische König weiss Tag für Tag, was er sein
ganzes Leben hindurch thun wird". Seine Freiheit und Ruhe
hatte er für immer hingegeben; nur in Italien hat er sie wieder
gekostet. "Rasch leben und langsam sterben" hiess es hier,
und die Haupterlebnisse waren Enttäuschungen (desengannos de
palacio
(Calderon).


Alto: somos de palacio?
Trasnochar, ir a dormir
al amanecer, y morir despacio
.

(Alarcon, los favores del mundo. II, 2.)

Allen die ihm dienten, gab Seine Majestät in Palast und
Stadt Wohnung und Kost, bis auf die Wachen, an tausend Perso-
nen. Sie erhielten in den Speisekammern täglich ihren Mund-
vorrath: Fleisch, Geflügel, Wildpret, Fisch, Chocolade, Früchte,
Eis, Brot und Oel, Kerzen und Kohlen. Zum Theil wurden
auch Arzt und Apotheker bezahlt. Sie kosteten ihn jährlich eine
Million Escudos; bloss die Wachskerzen 60,000 Dukaten.


Zweites Buch.

[Abbildung]

Der alte Palast.

Hof und Palast von Madrid.

Velazquez gehörte also nun zum Hof des Königs von Spanien,
er war dessen Hausgenosse geworden. Seine Existenz war fort-
an in den unabänderlichen Gang dieses Hoflebens hineingezogen,
das sich mit der Regelmässigkeit der Himmelskörper zwischen
Palast und Villa, Festen und Ceremonien in Madrid, Landlust
und Jagd im Pardo, Escorial, Balsain und Aranjuez abspielte.
Denn „der spanische König weiss Tag für Tag, was er sein
ganzes Leben hindurch thun wird“. Seine Freiheit und Ruhe
hatte er für immer hingegeben; nur in Italien hat er sie wieder
gekostet. „Rasch leben und langsam sterben“ hiess es hier,
und die Haupterlebnisse waren Enttäuschungen (desengaños de
palacio
(Calderon).


Alto: somos de palacio?
Trasnochar, ir á dormir
al amanecer, y morir despacio
.

(Alarcon, los favores del mundo. II, 2.)

Allen die ihm dienten, gab Seine Majestät in Palast und
Stadt Wohnung und Kost, bis auf die Wachen, an tausend Perso-
nen. Sie erhielten in den Speisekammern täglich ihren Mund-
vorrath: Fleisch, Geflügel, Wildpret, Fisch, Chocolade, Früchte,
Eis, Brot und Oel, Kerzen und Kohlen. Zum Theil wurden
auch Arzt und Apotheker bezahlt. Sie kosteten ihn jährlich eine
Million Escudos; bloss die Wachskerzen 60,000 Dukaten.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0198" n="178"/>
          <fw place="top" type="header">Zweites Buch.</fw><lb/>
          <figure>
            <p>Der alte Palast.</p>
          </figure>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hof und Palast von Madrid.</hi> </head><lb/>
          <p>Velazquez gehörte also nun zum Hof des Königs von Spanien,<lb/>
er war dessen Hausgenosse geworden. Seine Existenz war fort-<lb/>
an in den unabänderlichen Gang dieses Hoflebens hineingezogen,<lb/>
das sich mit der Regelmässigkeit der Himmelskörper zwischen<lb/>
Palast und Villa, Festen und Ceremonien in Madrid, Landlust<lb/>
und Jagd im Pardo, Escorial, Balsain und Aranjuez abspielte.<lb/>
Denn &#x201E;der spanische König weiss Tag für Tag, was er sein<lb/>
ganzes Leben hindurch thun wird&#x201C;. Seine Freiheit und Ruhe<lb/>
hatte er für immer hingegeben; nur in Italien hat er sie wieder<lb/>
gekostet. &#x201E;Rasch leben und langsam sterben&#x201C; hiess es hier,<lb/>
und die Haupterlebnisse waren Enttäuschungen (<hi rendition="#i">desengaños de<lb/>
palacio</hi> (Calderon).</p><lb/>
          <cit rendition="#et">
            <quote><hi rendition="#i">Alto: somos de palacio?<lb/>
Trasnochar, ir á dormir<lb/>
al amanecer, y morir despacio</hi>.</quote><lb/>
            <bibl>(Alarcon, los favores del mundo. II, 2.)</bibl>
          </cit><lb/>
          <p>Allen die ihm dienten, gab Seine Majestät in Palast und<lb/>
Stadt Wohnung und Kost, bis auf die Wachen, an tausend Perso-<lb/>
nen. Sie erhielten in den Speisekammern täglich ihren Mund-<lb/>
vorrath: Fleisch, Geflügel, Wildpret, Fisch, Chocolade, Früchte,<lb/>
Eis, Brot und Oel, Kerzen und Kohlen. Zum Theil wurden<lb/>
auch Arzt und Apotheker bezahlt. Sie kosteten ihn jährlich eine<lb/>
Million Escudos; bloss die Wachskerzen 60,000 Dukaten.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[178/0198] Zweites Buch. [Abbildung Der alte Palast. ] Hof und Palast von Madrid. Velazquez gehörte also nun zum Hof des Königs von Spanien, er war dessen Hausgenosse geworden. Seine Existenz war fort- an in den unabänderlichen Gang dieses Hoflebens hineingezogen, das sich mit der Regelmässigkeit der Himmelskörper zwischen Palast und Villa, Festen und Ceremonien in Madrid, Landlust und Jagd im Pardo, Escorial, Balsain und Aranjuez abspielte. Denn „der spanische König weiss Tag für Tag, was er sein ganzes Leben hindurch thun wird“. Seine Freiheit und Ruhe hatte er für immer hingegeben; nur in Italien hat er sie wieder gekostet. „Rasch leben und langsam sterben“ hiess es hier, und die Haupterlebnisse waren Enttäuschungen (desengaños de palacio (Calderon). Alto: somos de palacio? Trasnochar, ir á dormir al amanecer, y morir despacio. (Alarcon, los favores del mundo. II, 2.) Allen die ihm dienten, gab Seine Majestät in Palast und Stadt Wohnung und Kost, bis auf die Wachen, an tausend Perso- nen. Sie erhielten in den Speisekammern täglich ihren Mund- vorrath: Fleisch, Geflügel, Wildpret, Fisch, Chocolade, Früchte, Eis, Brot und Oel, Kerzen und Kohlen. Zum Theil wurden auch Arzt und Apotheker bezahlt. Sie kosteten ihn jährlich eine Million Escudos; bloss die Wachskerzen 60,000 Dukaten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/198
Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/198>, abgerufen am 18.04.2024.