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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Die Anstellung.
in dem Schatzhause gebracht und seines Rahmens beraubt 1).
Seitdem kommt es nicht mehr vor und ist wahrscheinlich im
Brande von 1734 untergegangen. Man würde viele der späteren
Bildnisse des Königs hingeben, um dieses noch zu besitzen.

Die Anstellung.

Seine Aufnahme in den königlichen Dienst erfolgte am
6. Oktober 1623 2). Er erhielt zwanzig Dukaten monatlich aus
der Kasse der kön. Schlösser und Villen. Nach Pacheco war
die besondere Bezahlung der einzelnen Arbeiten versprochen;
auch Arzt, Apotheker und Chirurg waren eingeschlossen. Ferner
erhielt er alsbald noch 300 Dukaten Unterstützung (ayuda de
costa
), und eine Pension von weiteren 300 aus einer Pfründe,
wozu indess der Dispens Urban VIII. erst 1626 eintraf. Die
Wohnung in der Stadt wurde auf 200 veranschlagt. Auch sein
Vater wurde versorgt; er erhielt in sieben Jahren drei Secreta-
riatsposten mit tausend Dukaten Gehalt. Das Atelier (obrador) der
pintores de camara lag im Erdgeschoss (cuarto bajo) des Schlosses,
in der "Wohnung des Prinzen". Diese Summen waren ver-
glichen mit dem Gehalt der bisherigen Hofmaler bedeutend,
E. Caxesi erhielt nur 50000 Maravedis (etwa 367 francs) jährlich,
Gonzalez 6000!

Der vierundzwanzigjährige Jüngling hatte nach kurzer Fahrt
sein Ziel erreicht; er war in die merkwürdige, etwas bunte Suc-
cession der Bildnissmaler des spanischen Königshofs eingetre-
ten. Grosse Namen sah er unter seinen Vorgängern, aber es
waren Italiener und Niederländer gewesen, neben denen die
Spanier eine ziemlich ärmliche Figur machten. Carl V. verglich
Tizian mit dem Apelles Alexander des Grossen; andere Maler
hatten nur seine blasse, missgeformte, eisige Maske gesehen;
Tizian hauchte etwas geistiges hinein: die Kaltblütigkeit des
Feldherrn in der Schlacht, den durchdringenden Verstand des

1) Un retrato de el Rey Nr. Sr. D. Phelipe 40. siendo moco armado y a
cavallo al natural con Baston en la mano derecha Original de mano de Diego Ve-
lazquez en un lienzo de 5 v. de alto, 31/2 ancho poco mas o menos, sin marco.
2) A Diego Velazquez, Pintor, he mandado riciuir en mi seruicio, para
que se ocupe en lo que se le ordenare de su profesion etc. Documentos ineditos
55, 398. Der Dukaten beträgt 11 Realen oder 375 Maravedis.

Die Anstellung.
in dem Schatzhause gebracht und seines Rahmens beraubt 1).
Seitdem kommt es nicht mehr vor und ist wahrscheinlich im
Brande von 1734 untergegangen. Man würde viele der späteren
Bildnisse des Königs hingeben, um dieses noch zu besitzen.

Die Anstellung.

Seine Aufnahme in den königlichen Dienst erfolgte am
6. Oktober 1623 2). Er erhielt zwanzig Dukaten monatlich aus
der Kasse der kön. Schlösser und Villen. Nach Pacheco war
die besondere Bezahlung der einzelnen Arbeiten versprochen;
auch Arzt, Apotheker und Chirurg waren eingeschlossen. Ferner
erhielt er alsbald noch 300 Dukaten Unterstützung (ayuda de
costa
), und eine Pension von weiteren 300 aus einer Pfründe,
wozu indess der Dispens Urban VIII. erst 1626 eintraf. Die
Wohnung in der Stadt wurde auf 200 veranschlagt. Auch sein
Vater wurde versorgt; er erhielt in sieben Jahren drei Secreta-
riatsposten mit tausend Dukaten Gehalt. Das Atelier (obrador) der
pintores de cámara lag im Erdgeschoss (cuarto bajo) des Schlosses,
in der „Wohnung des Prinzen“. Diese Summen waren ver-
glichen mit dem Gehalt der bisherigen Hofmaler bedeutend,
E. Caxesi erhielt nur 50000 Maravedis (etwa 367 francs) jährlich,
Gonzalez 6000!

Der vierundzwanzigjährige Jüngling hatte nach kurzer Fahrt
sein Ziel erreicht; er war in die merkwürdige, etwas bunte Suc-
cession der Bildnissmaler des spanischen Königshofs eingetre-
ten. Grosse Namen sah er unter seinen Vorgängern, aber es
waren Italiener und Niederländer gewesen, neben denen die
Spanier eine ziemlich ärmliche Figur machten. Carl V. verglich
Tizian mit dem Apelles Alexander des Grossen; andere Maler
hatten nur seine blasse, missgeformte, eisige Maske gesehen;
Tizian hauchte etwas geistiges hinein: die Kaltblütigkeit des
Feldherrn in der Schlacht, den durchdringenden Verstand des

1) Un retrato de el Rey Nr. Sr. D. Phelipe 40. siendo moço armado y a
cavallo al natural con Baston en la mano derecha Original de mano de Diego Ve-
lazquez en un lienzo de 5 v. de alto, 3½ ancho poco mas o menos, sin marco.
2) A Diego Velazquez, Pintor, he mandado riçiuir en mi seruiçio, para
que se ocupe en lo que se le ordenare de su profesion etc. Documentos inéditos
55, 398. Der Dukaten beträgt 11 Realen oder 375 Maravedis.
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[165/0185] Die Anstellung. in dem Schatzhause gebracht und seines Rahmens beraubt 1). Seitdem kommt es nicht mehr vor und ist wahrscheinlich im Brande von 1734 untergegangen. Man würde viele der späteren Bildnisse des Königs hingeben, um dieses noch zu besitzen. Die Anstellung. Seine Aufnahme in den königlichen Dienst erfolgte am 6. Oktober 1623 2). Er erhielt zwanzig Dukaten monatlich aus der Kasse der kön. Schlösser und Villen. Nach Pacheco war die besondere Bezahlung der einzelnen Arbeiten versprochen; auch Arzt, Apotheker und Chirurg waren eingeschlossen. Ferner erhielt er alsbald noch 300 Dukaten Unterstützung (ayuda de costa), und eine Pension von weiteren 300 aus einer Pfründe, wozu indess der Dispens Urban VIII. erst 1626 eintraf. Die Wohnung in der Stadt wurde auf 200 veranschlagt. Auch sein Vater wurde versorgt; er erhielt in sieben Jahren drei Secreta- riatsposten mit tausend Dukaten Gehalt. Das Atelier (obrador) der pintores de cámara lag im Erdgeschoss (cuarto bajo) des Schlosses, in der „Wohnung des Prinzen“. Diese Summen waren ver- glichen mit dem Gehalt der bisherigen Hofmaler bedeutend, E. Caxesi erhielt nur 50000 Maravedis (etwa 367 francs) jährlich, Gonzalez 6000! Der vierundzwanzigjährige Jüngling hatte nach kurzer Fahrt sein Ziel erreicht; er war in die merkwürdige, etwas bunte Suc- cession der Bildnissmaler des spanischen Königshofs eingetre- ten. Grosse Namen sah er unter seinen Vorgängern, aber es waren Italiener und Niederländer gewesen, neben denen die Spanier eine ziemlich ärmliche Figur machten. Carl V. verglich Tizian mit dem Apelles Alexander des Grossen; andere Maler hatten nur seine blasse, missgeformte, eisige Maske gesehen; Tizian hauchte etwas geistiges hinein: die Kaltblütigkeit des Feldherrn in der Schlacht, den durchdringenden Verstand des 1) Un retrato de el Rey Nr. Sr. D. Phelipe 40. siendo moço armado y a cavallo al natural con Baston en la mano derecha Original de mano de Diego Ve- lazquez en un lienzo de 5 v. de alto, 3½ ancho poco mas o menos, sin marco. 2) A Diego Velazquez, Pintor, he mandado riçiuir en mi seruiçio, para que se ocupe en lo que se le ordenare de su profesion etc. Documentos inéditos 55, 398. Der Dukaten beträgt 11 Realen oder 375 Maravedis.

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/185>, abgerufen am 23.04.2024.