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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Quellen und Literatur.
dem Maler aus Murcia, D. Nicolas de Villacis korrespondirt. Eine
bedeutende Entdeckung würde die neuerdings ans Licht gezogene
Memorie über die Gemälde im Escorial sein, aber sie ist mehr als
zweifelhaft.

Zuerst hat der Bibliothekar des Königs, D. Manuel Zarco del
Valle, ein hervorragender Bücherkenner, in den Documentos ineditos
eine Anzahl der wichtigeren Aktenstücke des Palastarchivs abgedruckt;
er versprach damals eine Arbeit, welche äusserst merkwürdige Dokumente
enthalten sollte, mit Benutzung sehr seltener Drucke des siebzehnten
Jahrhunderts, Nachrichten von unbekannten Gemälden, nach Aufzeich-
nungen von Zeitgenossen1).

Am meisten hat sich um diese Studien verdient gemacht d. Gre-
gorio Cruzada Villaamil (geb. 1832 + 1885), der Herausgeber der einzigen,
aus Mangel an Theilnehmern eingegangenen spanischen Kunstzeitschrift
El Arte en Espanna (1862--1870) und Verfasser der Schrift über Rubens
als spanischen Diplomaten (Madrid 1876). Er hat die für das Studium
der spanischen Malerei dieser Zeit so wichtigen und seltenen Malerbücher
des Carducho und Pacheco (fast unauffindbar) wieder abgedruckt, und
die Akten des Ordensarchivs von Ucles über Velazquez Adelsprobe ver-
öffentlicht (1874). Er stand fast allein mit diesem gemeinnützigen
Charakter seiner Schriftstellerei, in einer Gelehrtenrepublik, wo die Ca-
binete der Bücher- und Urkundensammler oft der Höhle des Löwen glei-
chen, in welche viele Spuren hinein und keine herausführen, und wo
in luxuriösen Bibliophilen- u. a. Publikationen die Kunstgeschichte, mit
sehr seltenen Ausnahmen, leer ausgeht. Villaamil hatte ein dokumen-
tirtes Leben des Malers in den Druck zu geben begonnen, wovon mir
neun Bogen vorliegen, als den kräftigen und auch politisch thätigen
Mann ein plötzlicher zu früher Tod seinen Freunden entriss.

Der ausführliche, sehr geschickt gearbeitete, ja in der Form
musterhafte erste Theil des Katalogs des Prado-Museums von d. Pedro
de Madrazo y Kuntz (Madrid 1872) enthält ausser einem gedrängten
und aus den fleissigen Studien des Verfassers im Palastarchiv mit
einigen neuen Daten bereicherten Lebensabriss, sorgfältige Beschreibungen
der Gemälde, brauchbar besonders für das Kostüm, und die Angabe ihrer
wechselnden Aufstellungen in den königlichen Schlössern. Für diesen
Band, der der einzige geblieben ist, erhielt d. Pedro von Isabella II. tau-
send Goldstücke. Zahlreiche Artikel des ungemein fruchtbaren Literaten
und hochgestellten Staatsbeamten in seinen "Juwelen der Malerei", in der
Illustrirten Zeitung, in der Pariser Revue L'Art sind die Vorläufer

1) Documentos ineditos para la Historia de Espanna. Tomo LV. 1870. S. 398.
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Quellen und Literatur.
dem Maler aus Murcia, D. Nicolas de Villacis korrespondirt. Eine
bedeutende Entdeckung würde die neuerdings ans Licht gezogene
Memorie über die Gemälde im Escorial sein, aber sie ist mehr als
zweifelhaft.

Zuerst hat der Bibliothekar des Königs, D. Manuel Zarco del
Valle, ein hervorragender Bücherkenner, in den Documentos inéditos
eine Anzahl der wichtigeren Aktenstücke des Palastarchivs abgedruckt;
er versprach damals eine Arbeit, welche äusserst merkwürdige Dokumente
enthalten sollte, mit Benutzung sehr seltener Drucke des siebzehnten
Jahrhunderts, Nachrichten von unbekannten Gemälden, nach Aufzeich-
nungen von Zeitgenossen1).

Am meisten hat sich um diese Studien verdient gemacht d. Gre-
gorio Cruzada Villaamil (geb. 1832 † 1885), der Herausgeber der einzigen,
aus Mangel an Theilnehmern eingegangenen spanischen Kunstzeitschrift
El Arte en España (1862—1870) und Verfasser der Schrift über Rubens
als spanischen Diplomaten (Madrid 1876). Er hat die für das Studium
der spanischen Malerei dieser Zeit so wichtigen und seltenen Malerbücher
des Carducho und Pacheco (fast unauffindbar) wieder abgedruckt, und
die Akten des Ordensarchivs von Uclés über Velazquez Adelsprobe ver-
öffentlicht (1874). Er stand fast allein mit diesem gemeinnützigen
Charakter seiner Schriftstellerei, in einer Gelehrtenrepublik, wo die Ca-
binete der Bücher- und Urkundensammler oft der Höhle des Löwen glei-
chen, in welche viele Spuren hinein und keine herausführen, und wo
in luxuriösen Bibliophilen- u. a. Publikationen die Kunstgeschichte, mit
sehr seltenen Ausnahmen, leer ausgeht. Villaamil hatte ein dokumen-
tirtes Leben des Malers in den Druck zu geben begonnen, wovon mir
neun Bogen vorliegen, als den kräftigen und auch politisch thätigen
Mann ein plötzlicher zu früher Tod seinen Freunden entriss.

Der ausführliche, sehr geschickt gearbeitete, ja in der Form
musterhafte erste Theil des Katalogs des Prado-Museums von d. Pedro
de Madrazo y Kuntz (Madrid 1872) enthält ausser einem gedrängten
und aus den fleissigen Studien des Verfassers im Palastarchiv mit
einigen neuen Daten bereicherten Lebensabriss, sorgfältige Beschreibungen
der Gemälde, brauchbar besonders für das Kostüm, und die Angabe ihrer
wechselnden Aufstellungen in den königlichen Schlössern. Für diesen
Band, der der einzige geblieben ist, erhielt d. Pedro von Isabella II. tau-
send Goldstücke. Zahlreiche Artikel des ungemein fruchtbaren Literaten
und hochgestellten Staatsbeamten in seinen „Juwelen der Malerei“, in der
Illustrirten Zeitung, in der Pariser Revue L’Art sind die Vorläufer

1) Documentos inéditos para la Historia de España. Tomo LV. 1870. S. 398.
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[17/0037] Quellen und Literatur. dem Maler aus Murcia, D. Nicolas de Villacis korrespondirt. Eine bedeutende Entdeckung würde die neuerdings ans Licht gezogene Memorie über die Gemälde im Escorial sein, aber sie ist mehr als zweifelhaft. Zuerst hat der Bibliothekar des Königs, D. Manuel Zarco del Valle, ein hervorragender Bücherkenner, in den Documentos inéditos eine Anzahl der wichtigeren Aktenstücke des Palastarchivs abgedruckt; er versprach damals eine Arbeit, welche äusserst merkwürdige Dokumente enthalten sollte, mit Benutzung sehr seltener Drucke des siebzehnten Jahrhunderts, Nachrichten von unbekannten Gemälden, nach Aufzeich- nungen von Zeitgenossen 1). Am meisten hat sich um diese Studien verdient gemacht d. Gre- gorio Cruzada Villaamil (geb. 1832 † 1885), der Herausgeber der einzigen, aus Mangel an Theilnehmern eingegangenen spanischen Kunstzeitschrift El Arte en España (1862—1870) und Verfasser der Schrift über Rubens als spanischen Diplomaten (Madrid 1876). Er hat die für das Studium der spanischen Malerei dieser Zeit so wichtigen und seltenen Malerbücher des Carducho und Pacheco (fast unauffindbar) wieder abgedruckt, und die Akten des Ordensarchivs von Uclés über Velazquez Adelsprobe ver- öffentlicht (1874). Er stand fast allein mit diesem gemeinnützigen Charakter seiner Schriftstellerei, in einer Gelehrtenrepublik, wo die Ca- binete der Bücher- und Urkundensammler oft der Höhle des Löwen glei- chen, in welche viele Spuren hinein und keine herausführen, und wo in luxuriösen Bibliophilen- u. a. Publikationen die Kunstgeschichte, mit sehr seltenen Ausnahmen, leer ausgeht. Villaamil hatte ein dokumen- tirtes Leben des Malers in den Druck zu geben begonnen, wovon mir neun Bogen vorliegen, als den kräftigen und auch politisch thätigen Mann ein plötzlicher zu früher Tod seinen Freunden entriss. Der ausführliche, sehr geschickt gearbeitete, ja in der Form musterhafte erste Theil des Katalogs des Prado-Museums von d. Pedro de Madrazo y Kuntz (Madrid 1872) enthält ausser einem gedrängten und aus den fleissigen Studien des Verfassers im Palastarchiv mit einigen neuen Daten bereicherten Lebensabriss, sorgfältige Beschreibungen der Gemälde, brauchbar besonders für das Kostüm, und die Angabe ihrer wechselnden Aufstellungen in den königlichen Schlössern. Für diesen Band, der der einzige geblieben ist, erhielt d. Pedro von Isabella II. tau- send Goldstücke. Zahlreiche Artikel des ungemein fruchtbaren Literaten und hochgestellten Staatsbeamten in seinen „Juwelen der Malerei“, in der Illustrirten Zeitung, in der Pariser Revue L’Art sind die Vorläufer 1) Documentos inéditos para la Historia de España. Tomo LV. 1870. S. 398. 2

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/37>, abgerufen am 16.04.2024.