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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888.

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Siebentes Buch.
Originalwerke finden sich wenige, oft Niemand. Und deshalb
soll man einen Mann allemal gebrauchen darin wo er einzig,
und nicht darin wo er nicht mehr als gewöhnlich ist."

Palomino vergisst hierbei nur, dass Velazquez sich um das
Amt beworben hat, es sogar seinem "Genius" zusagend ge-
nannt. Der herbe Tadel traf also eigentlich diesen. Er zahlte
hier seiner adligen Geburt ihren Zoll1).

Um in grössere Nähe des Königs zu kommen, dazu hatte
er es wol kaum nöthig. Er wurde oft stundenlangen vertrau-
lichen Zwiegesprächs über wichtige (arduos) Dinge, nach Ent-
fernung der Höflinge gewürdigt. Und das gab ihm grosses An-
sehn. Als einst das "Söhnchen eines grossen Herrn" ihm wegen
einer amtlichen Erinnerung unhöflich begegnet war, belehrte
es der Vater: "Mit einem Mann, den der König so hoch
schätzt, und der ganze Stunden der Unterhaltung mit Seiner
Majestät hat, erlaubst du dir eine solche Unart? Geh, und ohne
ihm volle Genugthuung geleistet und dich seiner Freundschaft
versichert zu haben, komme mir nicht wieder vor die Augen".

Palomino scheint auch zu wissen, dass der König ihm noch
höhere Ehren als die des Schlossmarschallamts und selbst des
Ritterkreuzes bestimmt hatte (S. 341. 350).

Galerieverwaltung.

"Velasquez Sorge, sagt der Prior Francisco de los Santos im
Jahre 1681 in seiner Beschreibung des Escorial2), ist es zu ver-
danken, dass der königliche Palast, was die Ausstattung mit
Gemälden betrifft, einer der grössten unter den Monarchenpalästen
der Welt geworden ist". Wir bemerkten dass er schon vor
seiner Ernennung zum Palastmarschall die öfteren Veränder-
ungen des Wandschmucks geleitet hat. Der alte Alcazar, wie
er im Jahre 1660 aussah, war ein Denkmal seiner langjäh-
rigen, vielverzweigten Thätigkeit. Die Inventare des Palast-
archivs geben Aufschlüsse über die Aufstellungen in den Anfängen

1) Qui ne sait etre un Erasme doit penser a etre eveque; mais quel besoin a
Benigne d'etre cardinal? La Bruyere, du merite personnel.
2) Diego Velazquez . . . . a quien su Magestad honro mucho por sus pren-
das, y lealtad con que le sirvio, y por el cuydado que puso en que su Real Palacio
fuesse, como es en materia de los adornos de la pintura, de los mayores que ay
entre los Monarchas del Mundo. Descripcion de S. Lorenzo 1681. S. 67.

Siebentes Buch.
Originalwerke finden sich wenige, oft Niemand. Und deshalb
soll man einen Mann allemal gebrauchen darin wo er einzig,
und nicht darin wo er nicht mehr als gewöhnlich ist.“

Palomino vergisst hierbei nur, dass Velazquez sich um das
Amt beworben hat, es sogar seinem „Genius“ zusagend ge-
nannt. Der herbe Tadel traf also eigentlich diesen. Er zahlte
hier seiner adligen Geburt ihren Zoll1).

Um in grössere Nähe des Königs zu kommen, dazu hatte
er es wol kaum nöthig. Er wurde oft stundenlangen vertrau-
lichen Zwiegesprächs über wichtige (arduos) Dinge, nach Ent-
fernung der Höflinge gewürdigt. Und das gab ihm grosses An-
sehn. Als einst das „Söhnchen eines grossen Herrn“ ihm wegen
einer amtlichen Erinnerung unhöflich begegnet war, belehrte
es der Vater: „Mit einem Mann, den der König so hoch
schätzt, und der ganze Stunden der Unterhaltung mit Seiner
Majestät hat, erlaubst du dir eine solche Unart? Geh, und ohne
ihm volle Genugthuung geleistet und dich seiner Freundschaft
versichert zu haben, komme mir nicht wieder vor die Augen“.

Palomino scheint auch zu wissen, dass der König ihm noch
höhere Ehren als die des Schlossmarschallamts und selbst des
Ritterkreuzes bestimmt hatte (S. 341. 350).

Galerieverwaltung.

„Velasquez Sorge, sagt der Prior Francisco de los Santos im
Jahre 1681 in seiner Beschreibung des Escorial2), ist es zu ver-
danken, dass der königliche Palast, was die Ausstattung mit
Gemälden betrifft, einer der grössten unter den Monarchenpalästen
der Welt geworden ist“. Wir bemerkten dass er schon vor
seiner Ernennung zum Palastmarschall die öfteren Veränder-
ungen des Wandschmucks geleitet hat. Der alte Alcazar, wie
er im Jahre 1660 aussah, war ein Denkmal seiner langjäh-
rigen, vielverzweigten Thätigkeit. Die Inventare des Palast-
archivs geben Aufschlüsse über die Aufstellungen in den Anfängen

1) Qui ne sait être un Erasme doit penser à être évèque; mais quel besoin a
Bénigne d’être cardinal? La Bruyère, du mérite personnel.
2) Diego Velazquez . . . . à quien su Magestad honró mucho por sus pren-
das, y lealtad con que le sirvió, y por el cuydado que puso en que su Real Palacio
fuesse, como es en materia de los adornos de la pintura, de los mayores que ay
entre los Monarchas del Mundo. Descripcion de S. Lorenzo 1681. S. 67.
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[224/0244] Siebentes Buch. Originalwerke finden sich wenige, oft Niemand. Und deshalb soll man einen Mann allemal gebrauchen darin wo er einzig, und nicht darin wo er nicht mehr als gewöhnlich ist.“ Palomino vergisst hierbei nur, dass Velazquez sich um das Amt beworben hat, es sogar seinem „Genius“ zusagend ge- nannt. Der herbe Tadel traf also eigentlich diesen. Er zahlte hier seiner adligen Geburt ihren Zoll 1). Um in grössere Nähe des Königs zu kommen, dazu hatte er es wol kaum nöthig. Er wurde oft stundenlangen vertrau- lichen Zwiegesprächs über wichtige (arduos) Dinge, nach Ent- fernung der Höflinge gewürdigt. Und das gab ihm grosses An- sehn. Als einst das „Söhnchen eines grossen Herrn“ ihm wegen einer amtlichen Erinnerung unhöflich begegnet war, belehrte es der Vater: „Mit einem Mann, den der König so hoch schätzt, und der ganze Stunden der Unterhaltung mit Seiner Majestät hat, erlaubst du dir eine solche Unart? Geh, und ohne ihm volle Genugthuung geleistet und dich seiner Freundschaft versichert zu haben, komme mir nicht wieder vor die Augen“. Palomino scheint auch zu wissen, dass der König ihm noch höhere Ehren als die des Schlossmarschallamts und selbst des Ritterkreuzes bestimmt hatte (S. 341. 350). Galerieverwaltung. „Velasquez Sorge, sagt der Prior Francisco de los Santos im Jahre 1681 in seiner Beschreibung des Escorial 2), ist es zu ver- danken, dass der königliche Palast, was die Ausstattung mit Gemälden betrifft, einer der grössten unter den Monarchenpalästen der Welt geworden ist“. Wir bemerkten dass er schon vor seiner Ernennung zum Palastmarschall die öfteren Veränder- ungen des Wandschmucks geleitet hat. Der alte Alcazar, wie er im Jahre 1660 aussah, war ein Denkmal seiner langjäh- rigen, vielverzweigten Thätigkeit. Die Inventare des Palast- archivs geben Aufschlüsse über die Aufstellungen in den Anfängen 1) Qui ne sait être un Erasme doit penser à être évèque; mais quel besoin a Bénigne d’être cardinal? La Bruyère, du mérite personnel. 2) Diego Velazquez . . . . à quien su Magestad honró mucho por sus pren- das, y lealtad con que le sirvió, y por el cuydado que puso en que su Real Palacio fuesse, como es en materia de los adornos de la pintura, de los mayores que ay entre los Monarchas del Mundo. Descripcion de S. Lorenzo 1681. S. 67.

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/244>, abgerufen am 28.03.2024.