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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Erstes Buch.
Wilde Gänse.

Von wilden Gänsen giebt es zwey Arten, von welchen jede Art sich in Haufen
vereinigt. Die erstere ist schneeweis, mit pechschwarzen Schlagfedern; die andere Art
ist ganz grau oder aschfarbig. Sie sind in diesen Ländern, und besonders die grauen in
großer Menge, und auch so zahm, daß sie nicht leicht vor einem Menschen auffliegen und
völlig zahm scheinen. Sie thun den Aeckern großen Schaden, dürfen aber doch bei Lebens-
strafe von keinem beleidigt werden, als von denen, welche die Freiheit selbige zu schießen an
gewissen Orten gepachtet haben. Die Bauren beziehen ihre Felder mit Linien oder Netzen,
um sie vor dem Einfal der Gänse zu schützen. Es mag aber doch wenig helfen; denn ich
habe mit meinen Augen gesehen, daß sie, nachdem sie sich niedergelassen, zur Seite
hineinbrachen.*)

Enten.

Enten findet man von verschiedener Art, und eben so zahm, wie die Gänse.
Unter denselben ist eine Art, wovon das Mänchen Kin mod sui eine so seltne Schönheit hat,
Tab. X.
Fig.
3.
daß ich den gemalten nicht glauben können, bis sie mir häufig in der Natur vorgekommen
sind. Sie prangen mit vielfarbigen, aber am Hals und Bauch mit rothen Federn; das
Haupt ist mit einem dicken Federbusch gekrönet, der Schwanz steht in die quer auf, und
die Flügel über den Rücken empor.

Fasanen.

Fasanen sind auch von ungemeiner Schönheit. Ein großes Geschlecht hat bunte,
goldfarbige, und über den ganzen Leib glänzende Federn; auch wie ein Pfau einen in gold-
blau wiederscheinenden Schwanz, von der Länge eines halben Mannes.

Feldhühner.

Feldhühner sind die gemeinsten Vögel, welche nebst Fasanen, Enten und Gän-
sen genüzt werden.

Feldtauben.

Man findet wilde Feldtauben, welche schwarzblaue Federn, aber keine Schön-
heit haben. Man will sie aus Vorsicht in keinen Wohnhäusern dulden, weil man gefun-
den, daß durch Brüchung**) ihres Mistes zuweilen Feuersbrünste entstanden sind.

Störche
*) [Spaltenumbruch]
Jn der englischen Uebersetzung: "denn sie
fliegen über die Netze."
**) [Spaltenumbruch]
Dies ist Kämpfers eigner Ausdruk; Scheuch-
[Spaltenumbruch] zer hat es übersezt, that their dung upon removal
is very apt to take fire.
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.
Wilde Gaͤnſe.

Von wilden Gaͤnſen giebt es zwey Arten, von welchen jede Art ſich in Haufen
vereinigt. Die erſtere iſt ſchneeweis, mit pechſchwarzen Schlagfedern; die andere Art
iſt ganz grau oder aſchfarbig. Sie ſind in dieſen Laͤndern, und beſonders die grauen in
großer Menge, und auch ſo zahm, daß ſie nicht leicht vor einem Menſchen auffliegen und
voͤllig zahm ſcheinen. Sie thun den Aeckern großen Schaden, duͤrfen aber doch bei Lebens-
ſtrafe von keinem beleidigt werden, als von denen, welche die Freiheit ſelbige zu ſchießen an
gewiſſen Orten gepachtet haben. Die Bauren beziehen ihre Felder mit Linien oder Netzen,
um ſie vor dem Einfal der Gaͤnſe zu ſchuͤtzen. Es mag aber doch wenig helfen; denn ich
habe mit meinen Augen geſehen, daß ſie, nachdem ſie ſich niedergelaſſen, zur Seite
hineinbrachen.*)

Enten.

Enten findet man von verſchiedener Art, und eben ſo zahm, wie die Gaͤnſe.
Unter denſelben iſt eine Art, wovon das Maͤnchen Kin mod ſui eine ſo ſeltne Schoͤnheit hat,
Tab. X.
Fig.
3.
daß ich den gemalten nicht glauben koͤnnen, bis ſie mir haͤufig in der Natur vorgekommen
ſind. Sie prangen mit vielfarbigen, aber am Hals und Bauch mit rothen Federn; das
Haupt iſt mit einem dicken Federbuſch gekroͤnet, der Schwanz ſteht in die quer auf, und
die Fluͤgel uͤber den Ruͤcken empor.

Faſanen.

Faſanen ſind auch von ungemeiner Schoͤnheit. Ein großes Geſchlecht hat bunte,
goldfarbige, und uͤber den ganzen Leib glaͤnzende Federn; auch wie ein Pfau einen in gold-
blau wiederſcheinenden Schwanz, von der Laͤnge eines halben Mannes.

Feldhuͤhner.

Feldhuͤhner ſind die gemeinſten Voͤgel, welche nebſt Faſanen, Enten und Gaͤn-
ſen genuͤzt werden.

Feldtauben.

Man findet wilde Feldtauben, welche ſchwarzblaue Federn, aber keine Schoͤn-
heit haben. Man will ſie aus Vorſicht in keinen Wohnhaͤuſern dulden, weil man gefun-
den, daß durch Bruͤchung**) ihres Miſtes zuweilen Feuersbruͤnſte entſtanden ſind.

Stoͤrche
*) [Spaltenumbruch]
Jn der engliſchen Ueberſetzung: „denn ſie
fliegen uͤber die Netze.‟
**) [Spaltenumbruch]
Dies iſt Kaͤmpfers eigner Ausdruk; Scheuch-
[Spaltenumbruch] zer hat es uͤberſezt, that their dung upon removal
is very apt to take fire.
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[146/0236] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch. Wilde Gaͤnſe. Von wilden Gaͤnſen giebt es zwey Arten, von welchen jede Art ſich in Haufen vereinigt. Die erſtere iſt ſchneeweis, mit pechſchwarzen Schlagfedern; die andere Art iſt ganz grau oder aſchfarbig. Sie ſind in dieſen Laͤndern, und beſonders die grauen in großer Menge, und auch ſo zahm, daß ſie nicht leicht vor einem Menſchen auffliegen und voͤllig zahm ſcheinen. Sie thun den Aeckern großen Schaden, duͤrfen aber doch bei Lebens- ſtrafe von keinem beleidigt werden, als von denen, welche die Freiheit ſelbige zu ſchießen an gewiſſen Orten gepachtet haben. Die Bauren beziehen ihre Felder mit Linien oder Netzen, um ſie vor dem Einfal der Gaͤnſe zu ſchuͤtzen. Es mag aber doch wenig helfen; denn ich habe mit meinen Augen geſehen, daß ſie, nachdem ſie ſich niedergelaſſen, zur Seite hineinbrachen. *) Enten. Enten findet man von verſchiedener Art, und eben ſo zahm, wie die Gaͤnſe. Unter denſelben iſt eine Art, wovon das Maͤnchen Kin mod ſui eine ſo ſeltne Schoͤnheit hat, daß ich den gemalten nicht glauben koͤnnen, bis ſie mir haͤufig in der Natur vorgekommen ſind. Sie prangen mit vielfarbigen, aber am Hals und Bauch mit rothen Federn; das Haupt iſt mit einem dicken Federbuſch gekroͤnet, der Schwanz ſteht in die quer auf, und die Fluͤgel uͤber den Ruͤcken empor. Tab. X. Fig. 3. Faſanen. Faſanen ſind auch von ungemeiner Schoͤnheit. Ein großes Geſchlecht hat bunte, goldfarbige, und uͤber den ganzen Leib glaͤnzende Federn; auch wie ein Pfau einen in gold- blau wiederſcheinenden Schwanz, von der Laͤnge eines halben Mannes. Feldhuͤhner. Feldhuͤhner ſind die gemeinſten Voͤgel, welche nebſt Faſanen, Enten und Gaͤn- ſen genuͤzt werden. Feldtauben. Man findet wilde Feldtauben, welche ſchwarzblaue Federn, aber keine Schoͤn- heit haben. Man will ſie aus Vorſicht in keinen Wohnhaͤuſern dulden, weil man gefun- den, daß durch Bruͤchung **) ihres Miſtes zuweilen Feuersbruͤnſte entſtanden ſind. Stoͤrche *) Jn der engliſchen Ueberſetzung: „denn ſie fliegen uͤber die Netze.‟ **) Dies iſt Kaͤmpfers eigner Ausdruk; Scheuch- zer hat es uͤberſezt, that their dung upon removal is very apt to take fire.

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/236>, abgerufen am 28.03.2024.