Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

Zehnt. Kap. Von den vierfüßigen Thieren, Vögeln etc.
Störche bleiben das ganze Jahr im Lande. Die besten Falken werden in den nördlichen
Provinzen gefangen, und mehr zum Staat als zur Jagd gehalten. Habichte findet man
hier häufig, und sind wie durch ganz Jndien stolze Gäste.*) Raben sind ebenfals häu-
fig; sie haben eine mittelmäßige Größe, und sind zuerst als Geschenke aus Sina hieher ge-
bracht worden.

Elster.

So ist auch die Elster**) zuerst als ein seltner Vogel dem Kaiser aus Corey
zugesandt; sie heist deswegen Corei garas, das ist coreyischer Rabe; sie hat aber ihr
Geschlecht in diesem Lande wenig fortgepflanzet.

Foken.

Europäische blaue Krähen, Papageyen und andre indische Vögel werden hierTab. X.
Fig.
4.

nicht gefunden. Foken gemeiniglich Foto tenis genant, ist ein sehr seltner Nachtvogel,
der auf hohen Gastmalen als eine köstliche Delikatesse aufgesezt wird; und dessen kalcinirte
Asche, in sauern Saki gethan, dieselbe wieder trinkbar macht.

Misago.

Misago oder Bisago ist ein Seeraubvogel, wie ein Habicht oder Sperber, derTab. X.
Fig.
5.

an einer Klippe sich eine Höhle zu seinem Keller unterhält,***) wo er seinen übrigen Fisch-
raub hineinlegt. Es ist zu bewundern, daß dieser, wie ein in Essig oder Salz eingeleg-
ter Fisch, oder Atsjaar, nicht verdirbt; daher er Bitsago Susj, das ist, Bisago
atsjaar
genant wird: er ist theuer und sehr salzig. Wer einen solchen Keller weiß, steht
sich wohl; er mus aber auf einmal nicht zu viel heraus nehmen.

Möven, Seeraben u. s. f.

Möven, Seeraben, und vielerlei kleine Vögel als Holz- und Wasserschne-
pfen, Schwalben, Sperlinge
und viele andere gemeine Vögel, sind hier wie in Eu-
ropa vorhanden.

Lerche, Nachtigal.

Die Lerche singt viel treflicher als in Europa; die Nachtigal schlechter: und wenn
man zuweilen eine hat, die ungemein singt, wird sie von vornehmen Liebhabern bisweilen
weit mehr als mit 20 Cobang bezahlt.

Jnsek-
*) [Spaltenumbruch]
Kämpfers Ausdruk, den ich nicht habe weg-
modernisiren mögen.
**) [Spaltenumbruch]
Jm Original findet sich das niedersächsische
Wort Exter. Der englische Uebersetzer sagt blos:
[Spaltenumbruch] "ein anderer seltener Vogel, u. s. f."
***) [Spaltenumbruch]
Jn der englis. Uebersetzung: "Er macht sich
eine Höhle in einem Felsen auf der Küste."
T 2

Zehnt. Kap. Von den vierfuͤßigen Thieren, Voͤgeln ꝛc.
Stoͤrche bleiben das ganze Jahr im Lande. Die beſten Falken werden in den noͤrdlichen
Provinzen gefangen, und mehr zum Staat als zur Jagd gehalten. Habichte findet man
hier haͤufig, und ſind wie durch ganz Jndien ſtolze Gaͤſte.*) Raben ſind ebenfals haͤu-
fig; ſie haben eine mittelmaͤßige Groͤße, und ſind zuerſt als Geſchenke aus Sina hieher ge-
bracht worden.

Elſter.

So iſt auch die Elſter**) zuerſt als ein ſeltner Vogel dem Kaiſer aus Corey
zugeſandt; ſie heiſt deswegen Corei garas, das iſt coreyiſcher Rabe; ſie hat aber ihr
Geſchlecht in dieſem Lande wenig fortgepflanzet.

Foken.

Europaͤiſche blaue Kraͤhen, Papageyen und andre indiſche Voͤgel werden hierTab. X.
Fig.
4.

nicht gefunden. Foken gemeiniglich Foto tenis genant, iſt ein ſehr ſeltner Nachtvogel,
der auf hohen Gaſtmalen als eine koͤſtliche Delikateſſe aufgeſezt wird; und deſſen kalcinirte
Aſche, in ſauern Saki gethan, dieſelbe wieder trinkbar macht.

Miſago.

Miſago oder Biſago iſt ein Seeraubvogel, wie ein Habicht oder Sperber, derTab. X.
Fig.
5.

an einer Klippe ſich eine Hoͤhle zu ſeinem Keller unterhaͤlt,***) wo er ſeinen uͤbrigen Fiſch-
raub hineinlegt. Es iſt zu bewundern, daß dieſer, wie ein in Eſſig oder Salz eingeleg-
ter Fiſch, oder Atſjaar, nicht verdirbt; daher er Bitſago Suſj, das iſt, Biſago
atſjaar
genant wird: er iſt theuer und ſehr ſalzig. Wer einen ſolchen Keller weiß, ſteht
ſich wohl; er mus aber auf einmal nicht zu viel heraus nehmen.

Moͤven, Seeraben u. ſ. f.

Moͤven, Seeraben, und vielerlei kleine Voͤgel als Holz- und Waſſerſchne-
pfen, Schwalben, Sperlinge
und viele andere gemeine Voͤgel, ſind hier wie in Eu-
ropa vorhanden.

Lerche, Nachtigal.

Die Lerche ſingt viel treflicher als in Europa; die Nachtigal ſchlechter: und wenn
man zuweilen eine hat, die ungemein ſingt, wird ſie von vornehmen Liebhabern bisweilen
weit mehr als mit 20 Cobang bezahlt.

Jnſek-
*) [Spaltenumbruch]
Kaͤmpfers Ausdruk, den ich nicht habe weg-
moderniſiren moͤgen.
**) [Spaltenumbruch]
Jm Original findet ſich das niederſaͤchſiſche
Wort Exter. Der engliſche Ueberſetzer ſagt blos:
[Spaltenumbruch] „ein anderer ſeltener Vogel, u. ſ. f.‟
***) [Spaltenumbruch]
Jn der engliſ. Ueberſetzung: „Er macht ſich
eine Hoͤhle in einem Felſen auf der Kuͤſte.‟
T 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0237" n="147"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zehnt. Kap. Von den vierfu&#x0364;ßigen Thieren, Vo&#x0364;geln &#xA75B;c.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Sto&#x0364;rche</hi> bleiben das ganze Jahr im Lande. Die be&#x017F;ten <hi rendition="#fr">Falken</hi> werden in den no&#x0364;rdlichen<lb/>
Provinzen gefangen, und mehr zum Staat als zur Jagd gehalten. <hi rendition="#fr">Habichte</hi> findet man<lb/>
hier ha&#x0364;ufig, und &#x017F;ind wie durch ganz Jndien &#x017F;tolze Ga&#x0364;&#x017F;te.<note place="foot" n="*)"><cb/><lb/>
Ka&#x0364;mpfers Ausdruk, den ich nicht habe weg-<lb/>
moderni&#x017F;iren mo&#x0364;gen.</note> <hi rendition="#fr">Raben</hi> &#x017F;ind ebenfals ha&#x0364;u-<lb/>
fig; &#x017F;ie haben eine mittelma&#x0364;ßige Gro&#x0364;ße, und &#x017F;ind zuer&#x017F;t als Ge&#x017F;chenke aus Sina hieher ge-<lb/>
bracht worden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">El&#x017F;ter</hi>.</hi> </head><lb/>
            <p>So i&#x017F;t auch die <hi rendition="#fr">El&#x017F;ter</hi><note place="foot" n="**)"><cb/><lb/>
Jm Original findet &#x017F;ich das nieder&#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;che<lb/>
Wort Exter. Der engli&#x017F;che Ueber&#x017F;etzer &#x017F;agt blos:<lb/><cb/>
&#x201E;ein anderer &#x017F;eltener Vogel, u. &#x017F;. f.&#x201F;</note> zuer&#x017F;t als ein &#x017F;eltner Vogel dem Kai&#x017F;er aus <hi rendition="#fr">Corey</hi><lb/>
zuge&#x017F;andt; &#x017F;ie hei&#x017F;t deswegen <hi rendition="#fr">Corei garas,</hi> das i&#x017F;t <hi rendition="#fr">coreyi&#x017F;cher Rabe;</hi> &#x017F;ie hat aber ihr<lb/>
Ge&#x017F;chlecht in die&#x017F;em Lande wenig fortgepflanzet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Foken</hi>.</hi> </head><lb/>
            <p>Europa&#x0364;i&#x017F;che <hi rendition="#fr">blaue Kra&#x0364;hen, Papageyen</hi> und andre indi&#x017F;che Vo&#x0364;gel werden hier<note place="right"><hi rendition="#aq">Tab. X.<lb/>
Fig.</hi> 4.</note><lb/>
nicht gefunden. <hi rendition="#fr">Foken</hi> gemeiniglich <hi rendition="#fr">Foto tenis</hi> genant, i&#x017F;t ein &#x017F;ehr &#x017F;eltner Nachtvogel,<lb/>
der auf hohen Ga&#x017F;tmalen als eine ko&#x0364;&#x017F;tliche Delikate&#x017F;&#x017F;e aufge&#x017F;ezt wird; und de&#x017F;&#x017F;en kalcinirte<lb/>
A&#x017F;che, in &#x017F;auern <hi rendition="#fr">Saki</hi> gethan, die&#x017F;elbe wieder trinkbar macht.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Mi&#x017F;ago</hi>.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Mi&#x017F;ago</hi> oder <hi rendition="#fr">Bi&#x017F;ago</hi> i&#x017F;t ein Seeraubvogel, wie ein Habicht oder Sperber, der<note place="right"><hi rendition="#aq">Tab. X.<lb/>
Fig.</hi> 5.</note><lb/>
an einer Klippe &#x017F;ich eine Ho&#x0364;hle zu &#x017F;einem Keller unterha&#x0364;lt,<note place="foot" n="***)"><cb/><lb/>
Jn der engli&#x017F;. Ueber&#x017F;etzung: &#x201E;Er macht &#x017F;ich<lb/>
eine Ho&#x0364;hle in einem Fel&#x017F;en auf der Ku&#x0364;&#x017F;te.&#x201F;</note> wo er &#x017F;einen u&#x0364;brigen Fi&#x017F;ch-<lb/>
raub hineinlegt. Es i&#x017F;t zu bewundern, daß die&#x017F;er, wie ein in E&#x017F;&#x017F;ig oder Salz eingeleg-<lb/>
ter Fi&#x017F;ch, oder <hi rendition="#fr">At&#x017F;jaar,</hi> nicht verdirbt; daher er <hi rendition="#fr">Bit&#x017F;ago Su&#x017F;j,</hi> das i&#x017F;t, <hi rendition="#fr">Bi&#x017F;ago<lb/>
at&#x017F;jaar</hi> genant wird: er i&#x017F;t theuer und &#x017F;ehr &#x017F;alzig. Wer einen &#x017F;olchen Keller weiß, &#x017F;teht<lb/>
&#x017F;ich wohl; er mus aber auf einmal nicht zu viel heraus nehmen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Mo&#x0364;ven, Seeraben u. &#x017F;. f.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Mo&#x0364;ven, Seeraben,</hi> und vielerlei kleine Vo&#x0364;gel als <hi rendition="#fr">Holz-</hi> und <hi rendition="#fr">Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;chne-<lb/>
pfen, Schwalben, Sperlinge</hi> und viele andere gemeine Vo&#x0364;gel, &#x017F;ind hier wie in Eu-<lb/>
ropa vorhanden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Lerche, Nachtigal</hi>.</hi> </head><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#fr">Lerche</hi> &#x017F;ingt viel treflicher als in Europa; die <hi rendition="#fr">Nachtigal</hi> &#x017F;chlechter: und wenn<lb/>
man zuweilen eine hat, die ungemein &#x017F;ingt, wird &#x017F;ie von vornehmen Liebhabern bisweilen<lb/>
weit mehr als mit 20 <hi rendition="#fr">Cobang</hi> bezahlt.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">T 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Jn&#x017F;ek-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0237] Zehnt. Kap. Von den vierfuͤßigen Thieren, Voͤgeln ꝛc. Stoͤrche bleiben das ganze Jahr im Lande. Die beſten Falken werden in den noͤrdlichen Provinzen gefangen, und mehr zum Staat als zur Jagd gehalten. Habichte findet man hier haͤufig, und ſind wie durch ganz Jndien ſtolze Gaͤſte. *) Raben ſind ebenfals haͤu- fig; ſie haben eine mittelmaͤßige Groͤße, und ſind zuerſt als Geſchenke aus Sina hieher ge- bracht worden. Elſter. So iſt auch die Elſter **) zuerſt als ein ſeltner Vogel dem Kaiſer aus Corey zugeſandt; ſie heiſt deswegen Corei garas, das iſt coreyiſcher Rabe; ſie hat aber ihr Geſchlecht in dieſem Lande wenig fortgepflanzet. Foken. Europaͤiſche blaue Kraͤhen, Papageyen und andre indiſche Voͤgel werden hier nicht gefunden. Foken gemeiniglich Foto tenis genant, iſt ein ſehr ſeltner Nachtvogel, der auf hohen Gaſtmalen als eine koͤſtliche Delikateſſe aufgeſezt wird; und deſſen kalcinirte Aſche, in ſauern Saki gethan, dieſelbe wieder trinkbar macht. Tab. X. Fig. 4. Miſago. Miſago oder Biſago iſt ein Seeraubvogel, wie ein Habicht oder Sperber, der an einer Klippe ſich eine Hoͤhle zu ſeinem Keller unterhaͤlt, ***) wo er ſeinen uͤbrigen Fiſch- raub hineinlegt. Es iſt zu bewundern, daß dieſer, wie ein in Eſſig oder Salz eingeleg- ter Fiſch, oder Atſjaar, nicht verdirbt; daher er Bitſago Suſj, das iſt, Biſago atſjaar genant wird: er iſt theuer und ſehr ſalzig. Wer einen ſolchen Keller weiß, ſteht ſich wohl; er mus aber auf einmal nicht zu viel heraus nehmen. Tab. X. Fig. 5. Moͤven, Seeraben u. ſ. f. Moͤven, Seeraben, und vielerlei kleine Voͤgel als Holz- und Waſſerſchne- pfen, Schwalben, Sperlinge und viele andere gemeine Voͤgel, ſind hier wie in Eu- ropa vorhanden. Lerche, Nachtigal. Die Lerche ſingt viel treflicher als in Europa; die Nachtigal ſchlechter: und wenn man zuweilen eine hat, die ungemein ſingt, wird ſie von vornehmen Liebhabern bisweilen weit mehr als mit 20 Cobang bezahlt. Jnſek- *) Kaͤmpfers Ausdruk, den ich nicht habe weg- moderniſiren moͤgen. **) Jm Original findet ſich das niederſaͤchſiſche Wort Exter. Der engliſche Ueberſetzer ſagt blos: „ein anderer ſeltener Vogel, u. ſ. f.‟ ***) Jn der engliſ. Ueberſetzung: „Er macht ſich eine Hoͤhle in einem Felſen auf der Kuͤſte.‟ T 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/237
Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/237>, abgerufen am 18.04.2024.