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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

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Achtes Kapitel.
Von dem Clima der japanischen Länder, und ihren
Mineralien.


Clima.

Es rühmt sich dieses Reich eines gesunden Climas. Die Luft aber ist sehr ungestüm,
durchgehends kalt und des Winters mit vielem Schnee beladen; allein doch in den
Hundstagen unerträglich heiß. Der Himmel ist das ganze Jahr durch mildreich in Be-
wässerung des Landes, besonders in den Monaten Junius und Julius; welche bei ihnen
deswegen Satsuki d. i. Wassermonden genant werden. Doch fält der Regen nicht so an-
haltend, noch so genau auf besagte Zeiten, daß ich es einer indischen Witterung vergleichen
mögte. Auch Donnerwetter hört man hier nicht selten.

See; Strudel u. s. f.

Die umgrenzende See ist vielen Sturmwinden unterworfen, mit vielen Klippen
ober und unter dem Wasser besezt, und deswegen gefährlich zu beschiffen. Es giebt in
demselben zween gefährliche, merkwürdige Strudel. Der eine, Faisaki genant, liegt unter
Amakusa bei Simabari, und wird nur zwischen Ebbe und Fluth gemieden: weil alsdenn
derselbe, da er vorhin mit der See in gleicher Fläche gestanden, nach einigen gewaltsamen
Drehungen, plözlich in eine Tiefe von funfzehn Klaftern (wenn man es glauben darf) einfält,
und die unwissende Fahrzeuge auf seinen Klippengrund herunter reist und zerschmettert. Die
Stücke sollen einige Meilen davon oder auch gar nicht wieder hervorkommen. Der andere
Strudel, Narroto genant, liegt ohnweit Kinokuni bei der Provinz Awa; man heißet ihn des-

wegen


Achtes Kapitel.
Von dem Clima der japaniſchen Laͤnder, und ihren
Mineralien.


Clima.

Es ruͤhmt ſich dieſes Reich eines geſunden Climas. Die Luft aber iſt ſehr ungeſtuͤm,
durchgehends kalt und des Winters mit vielem Schnee beladen; allein doch in den
Hundstagen unertraͤglich heiß. Der Himmel iſt das ganze Jahr durch mildreich in Be-
waͤſſerung des Landes, beſonders in den Monaten Junius und Julius; welche bei ihnen
deswegen Satſuki d. i. Waſſermonden genant werden. Doch faͤlt der Regen nicht ſo an-
haltend, noch ſo genau auf beſagte Zeiten, daß ich es einer indiſchen Witterung vergleichen
moͤgte. Auch Donnerwetter hoͤrt man hier nicht ſelten.

See; Strudel u. ſ. f.

Die umgrenzende See iſt vielen Sturmwinden unterworfen, mit vielen Klippen
ober und unter dem Waſſer beſezt, und deswegen gefaͤhrlich zu beſchiffen. Es giebt in
demſelben zween gefaͤhrliche, merkwuͤrdige Strudel. Der eine, Faiſaki genant, liegt unter
Amakuſa bei Simabari, und wird nur zwiſchen Ebbe und Fluth gemieden: weil alsdenn
derſelbe, da er vorhin mit der See in gleicher Flaͤche geſtanden, nach einigen gewaltſamen
Drehungen, ploͤzlich in eine Tiefe von funfzehn Klaftern (wenn man es glauben darf) einfaͤlt,
und die unwiſſende Fahrzeuge auf ſeinen Klippengrund herunter reiſt und zerſchmettert. Die
Stuͤcke ſollen einige Meilen davon oder auch gar nicht wieder hervorkommen. Der andere
Strudel, Narroto genant, liegt ohnweit Kinokuni bei der Provinz Awa; man heißet ihn des-

wegen
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[118/0206] Achtes Kapitel. Von dem Clima der japaniſchen Laͤnder, und ihren Mineralien. Clima. Es ruͤhmt ſich dieſes Reich eines geſunden Climas. Die Luft aber iſt ſehr ungeſtuͤm, durchgehends kalt und des Winters mit vielem Schnee beladen; allein doch in den Hundstagen unertraͤglich heiß. Der Himmel iſt das ganze Jahr durch mildreich in Be- waͤſſerung des Landes, beſonders in den Monaten Junius und Julius; welche bei ihnen deswegen Satſuki d. i. Waſſermonden genant werden. Doch faͤlt der Regen nicht ſo an- haltend, noch ſo genau auf beſagte Zeiten, daß ich es einer indiſchen Witterung vergleichen moͤgte. Auch Donnerwetter hoͤrt man hier nicht ſelten. See; Strudel u. ſ. f. Die umgrenzende See iſt vielen Sturmwinden unterworfen, mit vielen Klippen ober und unter dem Waſſer beſezt, und deswegen gefaͤhrlich zu beſchiffen. Es giebt in demſelben zween gefaͤhrliche, merkwuͤrdige Strudel. Der eine, Faiſaki genant, liegt unter Amakuſa bei Simabari, und wird nur zwiſchen Ebbe und Fluth gemieden: weil alsdenn derſelbe, da er vorhin mit der See in gleicher Flaͤche geſtanden, nach einigen gewaltſamen Drehungen, ploͤzlich in eine Tiefe von funfzehn Klaftern (wenn man es glauben darf) einfaͤlt, und die unwiſſende Fahrzeuge auf ſeinen Klippengrund herunter reiſt und zerſchmettert. Die Stuͤcke ſollen einige Meilen davon oder auch gar nicht wieder hervorkommen. Der andere Strudel, Narroto genant, liegt ohnweit Kinokuni bei der Provinz Awa; man heißet ihn des- wegen

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/206>, abgerufen am 20.04.2024.