Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Hauptst. Von dem Grunde d. Untersch. etc.
sondern nur die Art anzeigen, wie er überhaupt mit der
Erkentnißkraft verbunden wird.

Der
Transscendent. Doctrin der Urtheilskraft
(Analytik der Grundsätze)
Drittes Hauptstück.
Von dem Grunde der Unterscheidung aller
Gegenstände überhaupt

in
Phaenomena und Noümena.

Wir haben iezt das Land des reinen Verstandes nicht
allein durchreiset, und ieden Theil davon sorgfäl-
tig in Augenschein genommen, sondern es auch durchmes-
sen, und iedem Dinge auf demselben seine Stelle be-
stimt. Dieses Land aber ist eine Insel, und durch die
Natur selbst in unveränderliche Gränzen eingeschlossen. Es
ist das Land der Wahrheit (ein reizender Nahme), umge-
ben von einem weiten und stürmischen Oceane, dem eigent-
lichen Sitze des Scheins, wo manche Nebelbank, und
manches bald wegschmelzende Eis neue Länder lügt, und

indem
denn das kan niemals mehr in der Wirklichkeit enthalten,
als was in dessen vollständiger Möglichkeit enthalten
war. Sondern da die Möglichkeit blos eine Position
des Dinges in Beziehung auf den Verstand (dessen em-
pirischen Gebrauch) war, so ist die Wirklichkeit zugleich
eine Verknüpfung desselben mit der Wahrnehmung.

III. Hauptſt. Von dem Grunde d. Unterſch. ꝛc.
ſondern nur die Art anzeigen, wie er uͤberhaupt mit der
Erkentnißkraft verbunden wird.

Der
Transſcendent. Doctrin der Urtheilskraft
(Analytik der Grundſaͤtze)
Drittes Hauptſtuͤck.
Von dem Grunde der Unterſcheidung aller
Gegenſtaͤnde uͤberhaupt

in
Phænomena und Noümena.

Wir haben iezt das Land des reinen Verſtandes nicht
allein durchreiſet, und ieden Theil davon ſorgfaͤl-
tig in Augenſchein genommen, ſondern es auch durchmeſ-
ſen, und iedem Dinge auf demſelben ſeine Stelle be-
ſtimt. Dieſes Land aber iſt eine Inſel, und durch die
Natur ſelbſt in unveraͤnderliche Graͤnzen eingeſchloſſen. Es
iſt das Land der Wahrheit (ein reizender Nahme), umge-
ben von einem weiten und ſtuͤrmiſchen Oceane, dem eigent-
lichen Sitze des Scheins, wo manche Nebelbank, und
manches bald wegſchmelzende Eis neue Laͤnder luͤgt, und

indem
denn das kan niemals mehr in der Wirklichkeit enthalten,
als was in deſſen vollſtaͤndiger Moͤglichkeit enthalten
war. Sondern da die Moͤglichkeit blos eine Poſition
des Dinges in Beziehung auf den Verſtand (deſſen em-
piriſchen Gebrauch) war, ſo iſt die Wirklichkeit zugleich
eine Verknuͤpfung deſſelben mit der Wahrnehmung.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p><pb facs="#f0265" n="235"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">III.</hi> Haupt&#x017F;t. Von dem Grunde d. Unter&#x017F;ch. &#xA75B;c.</fw><lb/>
&#x017F;ondern nur die Art anzeigen, wie er u&#x0364;berhaupt mit der<lb/>
Erkentnißkraft verbunden wird.</p>
                  </div>
                </div>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head><hi rendition="#g">Der</hi><lb/><hi rendition="#b">Trans&#x017F;cendent. Doctrin der Urtheilskraft</hi><lb/>
(Analytik der Grund&#x017F;a&#x0364;tze)<lb/><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Drittes Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck</hi>.<lb/>
Von dem Grunde der Unter&#x017F;cheidung aller<lb/><hi rendition="#g">Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde u&#x0364;berhaupt</hi></hi><lb/><hi rendition="#g">in</hi><lb/><hi rendition="#aq">Phænomena</hi> und <hi rendition="#aq">Noümena</hi>.</head><lb/>
                <p><hi rendition="#in">W</hi>ir haben iezt das Land des reinen Ver&#x017F;tandes nicht<lb/>
allein durchrei&#x017F;et, und ieden Theil davon &#x017F;orgfa&#x0364;l-<lb/>
tig in Augen&#x017F;chein genommen, &#x017F;ondern es auch durchme&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, und iedem Dinge auf dem&#x017F;elben &#x017F;eine Stelle be-<lb/>
&#x017F;timt. Die&#x017F;es Land aber i&#x017F;t eine In&#x017F;el, und durch die<lb/>
Natur &#x017F;elb&#x017F;t in unvera&#x0364;nderliche Gra&#x0364;nzen einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en. Es<lb/>
i&#x017F;t das Land der Wahrheit (ein reizender Nahme), umge-<lb/>
ben von einem weiten und &#x017F;tu&#x0364;rmi&#x017F;chen Oceane, dem eigent-<lb/>
lichen Sitze des Scheins, wo manche Nebelbank, und<lb/>
manches bald weg&#x017F;chmelzende Eis neue La&#x0364;nder lu&#x0364;gt, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">indem</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_2_2" prev="#seg2pn_2_1" place="foot" n="*)">denn das kan niemals mehr in der Wirklichkeit enthalten,<lb/>
als was in de&#x017F;&#x017F;en voll&#x017F;ta&#x0364;ndiger Mo&#x0364;glichkeit enthalten<lb/>
war. Sondern da die Mo&#x0364;glichkeit blos eine Po&#x017F;ition<lb/>
des Dinges in Beziehung auf den Ver&#x017F;tand (de&#x017F;&#x017F;en em-<lb/>
piri&#x017F;chen Gebrauch) war, &#x017F;o i&#x017F;t die Wirklichkeit zugleich<lb/>
eine Verknu&#x0364;pfung de&#x017F;&#x017F;elben mit der Wahrnehmung.</note><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235/0265] III. Hauptſt. Von dem Grunde d. Unterſch. ꝛc. ſondern nur die Art anzeigen, wie er uͤberhaupt mit der Erkentnißkraft verbunden wird. Der Transſcendent. Doctrin der Urtheilskraft (Analytik der Grundſaͤtze) Drittes Hauptſtuͤck. Von dem Grunde der Unterſcheidung aller Gegenſtaͤnde uͤberhaupt in Phænomena und Noümena. Wir haben iezt das Land des reinen Verſtandes nicht allein durchreiſet, und ieden Theil davon ſorgfaͤl- tig in Augenſchein genommen, ſondern es auch durchmeſ- ſen, und iedem Dinge auf demſelben ſeine Stelle be- ſtimt. Dieſes Land aber iſt eine Inſel, und durch die Natur ſelbſt in unveraͤnderliche Graͤnzen eingeſchloſſen. Es iſt das Land der Wahrheit (ein reizender Nahme), umge- ben von einem weiten und ſtuͤrmiſchen Oceane, dem eigent- lichen Sitze des Scheins, wo manche Nebelbank, und manches bald wegſchmelzende Eis neue Laͤnder luͤgt, und indem *) *) denn das kan niemals mehr in der Wirklichkeit enthalten, als was in deſſen vollſtaͤndiger Moͤglichkeit enthalten war. Sondern da die Moͤglichkeit blos eine Poſition des Dinges in Beziehung auf den Verſtand (deſſen em- piriſchen Gebrauch) war, ſo iſt die Wirklichkeit zugleich eine Verknuͤpfung deſſelben mit der Wahrnehmung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/265
Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/265>, abgerufen am 28.03.2024.