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Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.

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Oden.
Das willst du nicht. Denn wann auf weichem Sitze
Du wie ein Fürst, in selbst geschaffner Ruh
Dich hier verbirgst, dann decket vor der Hitze
Sein Schatten dich zu.
Er ist ein Herzog im Bezirk des Gartens.
Die Pyramiden-Bäume wuchsen nur
So durch die Kunst. Er spottete des Wartens,
Ihn zog die Natur!
O welch ein Leib! mit was für starken Gliedern
Versah sie ihn! So stand in Priams Stadt
Einst Hector unter allen seinen Brüdern,
Von Kampfe nicht matt.
Dein Baum, der Held, steht, wann der Frost dem Leben
Des Weinstocks und des Pfirsich-Baumes droht,
Dann steht er von Pomonens Schutz umgeben,
Nicht fürchtend den Tod.
Oden.
Das willſt du nicht. Denn wann auf weichem Sitze
Du wie ein Fuͤrſt, in ſelbſt geſchaffner Ruh
Dich hier verbirgſt, dann decket vor der Hitze
Sein Schatten dich zu.
Er iſt ein Herzog im Bezirk des Gartens.
Die Pyramiden-Baͤume wuchſen nur
So durch die Kunſt. Er ſpottete des Wartens,
Ihn zog die Natur!
O welch ein Leib! mit was fuͤr ſtarken Gliedern
Verſah ſie ihn! So ſtand in Priams Stadt
Einſt Hector unter allen ſeinen Bruͤdern,
Von Kampfe nicht matt.
Dein Baum, der Held, ſteht, wann der Froſt dem Leben
Des Weinſtocks und des Pfirſich-Baumes droht,
Dann ſteht er von Pomonens Schutz umgeben,
Nicht fuͤrchtend den Tod.
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[202/0246] Oden. Das willſt du nicht. Denn wann auf weichem Sitze Du wie ein Fuͤrſt, in ſelbſt geſchaffner Ruh Dich hier verbirgſt, dann decket vor der Hitze Sein Schatten dich zu. Er iſt ein Herzog im Bezirk des Gartens. Die Pyramiden-Baͤume wuchſen nur So durch die Kunſt. Er ſpottete des Wartens, Ihn zog die Natur! O welch ein Leib! mit was fuͤr ſtarken Gliedern Verſah ſie ihn! So ſtand in Priams Stadt Einſt Hector unter allen ſeinen Bruͤdern, Von Kampfe nicht matt. Dein Baum, der Held, ſteht, wann der Froſt dem Leben Des Weinſtocks und des Pfirſich-Baumes droht, Dann ſteht er von Pomonens Schutz umgeben, Nicht fuͤrchtend den Tod.

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Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/246>, abgerufen am 18.04.2024.