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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

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Als sie
des Sonntags zu einer Lustreise nach Charlotten-
burg eingeladen wurde, und sie sich entschuldigte,
weil sie den Herrn Rath Spalding predigen
hören müßte.



Gern führ' ich auf der stillen Spree
In einem schön beladnen Kahne,
Wo mit dem schlanken Arm Dein Neubau'r ruderte,
Vorbei an einem stolzen Schwane.
O Wilke! gerne wär ich da,
Wo ländlich wird geschmauset werden.
Der Baumentkleidende, reifreiche Herbst kommt nah,
Dann blöken uns nicht mehr die Heerden.
Die Lerche schwingt sich nicht empor,
Und in dem Garten, in dem Hayne
Ist nichts Ergötzendes für unser Aug und Ohr
Bei mattgewordnem Sonnenscheine.


Als ſie
des Sonntags zu einer Luſtreiſe nach Charlotten-
burg eingeladen wurde, und ſie ſich entſchuldigte,
weil ſie den Herrn Rath Spalding predigen
hoͤren muͤßte.



Gern fuͤhr’ ich auf der ſtillen Spree
In einem ſchoͤn beladnen Kahne,
Wo mit dem ſchlanken Arm Dein Neubau’r ruderte,
Vorbei an einem ſtolzen Schwane.
O Wilke! gerne waͤr ich da,
Wo laͤndlich wird geſchmauſet werden.
Der Baumentkleidende, reifreiche Herbſt kommt nah,
Dann bloͤken uns nicht mehr die Heerden.
Die Lerche ſchwingt ſich nicht empor,
Und in dem Garten, in dem Hayne
Iſt nichts Ergoͤtzendes fuͤr unſer Aug und Ohr
Bei mattgewordnem Sonnenſcheine.

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[127/0287] Als ſie des Sonntags zu einer Luſtreiſe nach Charlotten- burg eingeladen wurde, und ſie ſich entſchuldigte, weil ſie den Herrn Rath Spalding predigen hoͤren muͤßte. 1765. Gern fuͤhr’ ich auf der ſtillen Spree In einem ſchoͤn beladnen Kahne, Wo mit dem ſchlanken Arm Dein Neubau’r ruderte, Vorbei an einem ſtolzen Schwane. O Wilke! gerne waͤr ich da, Wo laͤndlich wird geſchmauſet werden. Der Baumentkleidende, reifreiche Herbſt kommt nah, Dann bloͤken uns nicht mehr die Heerden. Die Lerche ſchwingt ſich nicht empor, Und in dem Garten, in dem Hayne Iſt nichts Ergoͤtzendes fuͤr unſer Aug und Ohr Bei mattgewordnem Sonnenſcheine.

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Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/287>, abgerufen am 16.04.2024.