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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

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Ihr Herz hatte, wie ihr Geist, seine unvergleichliche
Seiten; war oft schwach in Vorurtheilen und Leiden-
schaften; aber an unermüdeter Gefälligkeit, Dankbar-
keit, Offenheit und Wahrheitsliebe -- einzig, ganz
einzig
! Seegen vieler Hunderte, denen sie durch
ihr bereitwilliges Talent mit Vorbitten geholfen,
schwebt um ihren grünen Hügel, und der Geist alles
Geistes wird ihren Geist dafür erfreuen. --



Sie hinterläßt zwei Kinder, einen Enkel, eine
Enkelin, zwei Brüder und eine Schwester; keinen
glänzenden Stammbaum, keine beneidenswerthe Gü-
ter, aber einen Namen, welchem (bei aller Kälte, mit
der man jetzt große Todten in Vergessenheit bringt)
die Höchsten der Erde noch achtbar begegnen. Ihro
Majestät, die verwittwete Königin von Preu-
ßen
, gaben nicht allein ihren allerhöchsten Namen
zur Krone dieser Sammlung, sondern ließen aus
allerhuldreichster eigener höchster Bewegung fra-
gen: "ob die Zerausgeberin dieses Werks Bei-
träge verlangte, welche sich etwa noch in dem
Archiv Ihrer Majestät vorfinden möchten
:"
Eben so verhielt sich Seine Hochfürstliche Durch-
laucht, der nunmehr verewigte Herzog Ferdinand von
Braunschweig und Lüneburg. Se. Königl. Hoheit,

Ihr Herz hatte, wie ihr Geiſt, ſeine unvergleichliche
Seiten; war oft ſchwach in Vorurtheilen und Leiden-
ſchaften; aber an unermuͤdeter Gefaͤlligkeit, Dankbar-
keit, Offenheit und Wahrheitsliebe — einzig, ganz
einzig
! Seegen vieler Hunderte, denen ſie durch
ihr bereitwilliges Talent mit Vorbitten geholfen,
ſchwebt um ihren gruͤnen Huͤgel, und der Geiſt alles
Geiſtes wird ihren Geiſt dafuͤr erfreuen. —



Sie hinterlaͤßt zwei Kinder, einen Enkel, eine
Enkelin, zwei Bruͤder und eine Schweſter; keinen
glaͤnzenden Stammbaum, keine beneidenswerthe Guͤ-
ter, aber einen Namen, welchem (bei aller Kaͤlte, mit
der man jetzt große Todten in Vergeſſenheit bringt)
die Hoͤchſten der Erde noch achtbar begegnen. Ihro
Majeſtaͤt, die verwittwete Koͤnigin von Preu-
ßen
, gaben nicht allein ihren allerhoͤchſten Namen
zur Krone dieſer Sammlung, ſondern ließen aus
allerhuldreichſter eigener hoͤchſter Bewegung fra-
gen: „ob die Zerausgeberin dieſes Werks Bei-
traͤge verlangte, welche ſich etwa noch in dem
Archiv Ihrer Majeſtaͤt vorfinden moͤchten
:“
Eben ſo verhielt ſich Seine Hochfuͤrſtliche Durch-
laucht, der nunmehr verewigte Herzog Ferdinand von
Braunſchweig und Luͤneburg. Se. Koͤnigl. Hoheit,

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[126/0158] Ihr Herz hatte, wie ihr Geiſt, ſeine unvergleichliche Seiten; war oft ſchwach in Vorurtheilen und Leiden- ſchaften; aber an unermuͤdeter Gefaͤlligkeit, Dankbar- keit, Offenheit und Wahrheitsliebe — einzig, ganz einzig! Seegen vieler Hunderte, denen ſie durch ihr bereitwilliges Talent mit Vorbitten geholfen, ſchwebt um ihren gruͤnen Huͤgel, und der Geiſt alles Geiſtes wird ihren Geiſt dafuͤr erfreuen. — Sie hinterlaͤßt zwei Kinder, einen Enkel, eine Enkelin, zwei Bruͤder und eine Schweſter; keinen glaͤnzenden Stammbaum, keine beneidenswerthe Guͤ- ter, aber einen Namen, welchem (bei aller Kaͤlte, mit der man jetzt große Todten in Vergeſſenheit bringt) die Hoͤchſten der Erde noch achtbar begegnen. Ihro Majeſtaͤt, die verwittwete Koͤnigin von Preu- ßen, gaben nicht allein ihren allerhoͤchſten Namen zur Krone dieſer Sammlung, ſondern ließen aus allerhuldreichſter eigener hoͤchſter Bewegung fra- gen: „ob die Zerausgeberin dieſes Werks Bei- traͤge verlangte, welche ſich etwa noch in dem Archiv Ihrer Majeſtaͤt vorfinden moͤchten:“ Eben ſo verhielt ſich Seine Hochfuͤrſtliche Durch- laucht, der nunmehr verewigte Herzog Ferdinand von Braunſchweig und Luͤneburg. Se. Koͤnigl. Hoheit,

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Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/158>, abgerufen am 29.03.2024.