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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

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So sagte Venus, und die große
Verfolgerinn des Herkuls schwieg,
Als von des Wolkenlenkers Schooße
Selbst Ganimed zur Erde stieg;
Und selbst der Adler von dem Sitze
Des Gottes sich erhub, und kühn
Zurückwarf die getragnen Blitze,
Und auf dem Haine vor Berlin
Sein ewig glänzendes Gefieder,
Indem er horchte, niedersank,
Und Jupiter ihm rief: Komm wieder!
Und bringe mir zum Göttertrank
Das goldne Trinkgefäß, und bringe
Des Dichters Lied darin gelegt,
Daß der Latona Sohn es singe,
Wenn er vor uns die Cyther schlägt;
Und trag' in deiner rechten Klaue
Der Berenice Locke, die
Ich dir auf immer anvertraue;
Statt meiner Blitze führe sie!


So ſagte Venus, und die große
Verfolgerinn des Herkuls ſchwieg,
Als von des Wolkenlenkers Schooße
Selbſt Ganimed zur Erde ſtieg;
Und ſelbſt der Adler von dem Sitze
Des Gottes ſich erhub, und kuͤhn
Zuruͤckwarf die getragnen Blitze,
Und auf dem Haine vor Berlin
Sein ewig glaͤnzendes Gefieder,
Indem er horchte, niederſank,
Und Jupiter ihm rief: Komm wieder!
Und bringe mir zum Goͤttertrank
Das goldne Trinkgefaͤß, und bringe
Des Dichters Lied darin gelegt,
Daß der Latona Sohn es ſinge,
Wenn er vor uns die Cyther ſchlaͤgt;
Und trag’ in deiner rechten Klaue
Der Berenice Locke, die
Ich dir auf immer anvertraue;
Statt meiner Blitze fuͤhre ſie!


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[27/0187] So ſagte Venus, und die große Verfolgerinn des Herkuls ſchwieg, Als von des Wolkenlenkers Schooße Selbſt Ganimed zur Erde ſtieg; Und ſelbſt der Adler von dem Sitze Des Gottes ſich erhub, und kuͤhn Zuruͤckwarf die getragnen Blitze, Und auf dem Haine vor Berlin Sein ewig glaͤnzendes Gefieder, Indem er horchte, niederſank, Und Jupiter ihm rief: Komm wieder! Und bringe mir zum Goͤttertrank Das goldne Trinkgefaͤß, und bringe Des Dichters Lied darin gelegt, Daß der Latona Sohn es ſinge, Wenn er vor uns die Cyther ſchlaͤgt; Und trag’ in deiner rechten Klaue Der Berenice Locke, die Ich dir auf immer anvertraue; Statt meiner Blitze fuͤhre ſie!

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Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/187>, abgerufen am 28.03.2024.