Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
Er zeig' uns die Brudergesinnung,
Wie Dir die Liebe, unwandelbar vest,
Bis Euch des Alters Beginnung
Nur mit Urenkelchen tändeln noch läßt.
Dann ruhet Euch unter der Laube,
Und sehet die Spiele der Kindelein an,
Und labet mit saftiger Traube
Den Gaumen, der trocken zu werden begann.
Jezt seyd Ihr so saftig wie Trauben,
Jezt sind Euch die Lippen so Pfirsichen weich;
Dem zärtlichsten Pärchen der Tauben
Seyd Ihr an zarten Empfindungen gleich *).



*) Da dieses Lied ein bloßes Gelegenheitsgedicht ist, so würd'
es hier nicht aufgenommen seyn, wenn nicht zu vermuthen
wäre, daß man solchen Lesern einen Gefallen damit erzeig-
te, welche bei den letzten Zuckungen einer Genieflamme,
wie bei den sichtbaren Herzensschlägen eines aufgespann-
ten Thierchens Anatomische Denker sind.
J 3
Er zeig’ uns die Brudergeſinnung,
Wie Dir die Liebe, unwandelbar veſt,
Bis Euch des Alters Beginnung
Nur mit Urenkelchen taͤndeln noch laͤßt.
Dann ruhet Euch unter der Laube,
Und ſehet die Spiele der Kindelein an,
Und labet mit ſaftiger Traube
Den Gaumen, der trocken zu werden begann.
Jezt ſeyd Ihr ſo ſaftig wie Trauben,
Jezt ſind Euch die Lippen ſo Pfirſichen weich;
Dem zaͤrtlichſten Paͤrchen der Tauben
Seyd Ihr an zarten Empfindungen gleich *).



*) Da dieſes Lied ein bloßes Gelegenheitsgedicht iſt, ſo wuͤrd’
es hier nicht aufgenommen ſeyn, wenn nicht zu vermuthen
waͤre, daß man ſolchen Leſern einen Gefallen damit erzeig-
te, welche bei den letzten Zuckungen einer Genieflamme,
wie bei den ſichtbaren Herzensſchlaͤgen eines aufgeſpann-
ten Thierchens Anatomiſche Denker ſind.
J 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0293" n="133"/>
              <lg n="9">
                <l>Er zeig&#x2019; uns die Bruderge&#x017F;innung,</l><lb/>
                <l>Wie Dir die Liebe, unwandelbar ve&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Bis Euch des Alters Beginnung</l><lb/>
                <l>Nur mit Urenkelchen ta&#x0364;ndeln noch la&#x0364;ßt.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="10">
                <l>Dann ruhet Euch unter der Laube,</l><lb/>
                <l>Und &#x017F;ehet die Spiele der Kindelein an,</l><lb/>
                <l>Und labet mit &#x017F;aftiger Traube</l><lb/>
                <l>Den Gaumen, der trocken zu werden begann.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="11">
                <l>Jezt &#x017F;eyd Ihr &#x017F;o &#x017F;aftig wie Trauben,</l><lb/>
                <l>Jezt &#x017F;ind Euch die Lippen &#x017F;o Pfir&#x017F;ichen weich;</l><lb/>
                <l>Dem za&#x0364;rtlich&#x017F;ten Pa&#x0364;rchen der Tauben</l><lb/>
                <l>Seyd Ihr an zarten Empfindungen gleich <note place="foot" n="*)">Da die&#x017F;es Lied ein bloßes Gelegenheitsgedicht i&#x017F;t, &#x017F;o wu&#x0364;rd&#x2019;<lb/>
es hier nicht aufgenommen &#x017F;eyn, wenn nicht zu vermuthen<lb/>
wa&#x0364;re, daß man &#x017F;olchen Le&#x017F;ern einen Gefallen damit erzeig-<lb/>
te, welche bei den letzten Zuckungen einer Genieflamme,<lb/>
wie bei den &#x017F;ichtbaren Herzens&#x017F;chla&#x0364;gen eines aufge&#x017F;pann-<lb/>
ten Thierchens <hi rendition="#g">Anatomi&#x017F;che Denker</hi> &#x017F;ind.</note>.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <fw place="bottom" type="sig">J 3</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0293] Er zeig’ uns die Brudergeſinnung, Wie Dir die Liebe, unwandelbar veſt, Bis Euch des Alters Beginnung Nur mit Urenkelchen taͤndeln noch laͤßt. Dann ruhet Euch unter der Laube, Und ſehet die Spiele der Kindelein an, Und labet mit ſaftiger Traube Den Gaumen, der trocken zu werden begann. Jezt ſeyd Ihr ſo ſaftig wie Trauben, Jezt ſind Euch die Lippen ſo Pfirſichen weich; Dem zaͤrtlichſten Paͤrchen der Tauben Seyd Ihr an zarten Empfindungen gleich *). *) Da dieſes Lied ein bloßes Gelegenheitsgedicht iſt, ſo wuͤrd’ es hier nicht aufgenommen ſeyn, wenn nicht zu vermuthen waͤre, daß man ſolchen Leſern einen Gefallen damit erzeig- te, welche bei den letzten Zuckungen einer Genieflamme, wie bei den ſichtbaren Herzensſchlaͤgen eines aufgeſpann- ten Thierchens Anatomiſche Denker ſind. J 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/293
Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/293>, abgerufen am 28.03.2024.