Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
Und ein poetisch Buch, das man ihm zugestellt,
Schon seit geraumer Zeit unartig vorenthält,
So oft man ihn auch schon erinnert, und gesagt:
Daß man es haben will -- Als wird er hart verklagt,
Und nicht entschuldiget. Es wird zugleich befohlen
Durch Execution das Buch von ihm zu holen.
Der Müller, der umher im Lande reiten muß,
Wird zu ihm hingeschickt, er soll mit Ueberfluß
Sich speisen lassen, ja, er soll ihm gar nichts schenken,
Bey Tische laß er sich mit gutem Bischof tränken,
Und weiche eher nicht, bis er das Buch gewiß
In seinen Händen hat; auch mach' er überdies
Dem Mandloff noch bekannt, wie viel er sich entzogen,
Daß er die Billigkeit nicht ganz genau erwogen!
Manch nagelneu Gedicht von ungemeiner Art
Ist hier bekannt gemacht, das ihm verschwiegen ward:
Und wird er künftig nicht die Bücher wieder geben,
So soll er ohne Wein und ohne Liebe leben.



X 4
Und ein poetiſch Buch, das man ihm zugeſtellt,
Schon ſeit geraumer Zeit unartig vorenthaͤlt,
So oft man ihn auch ſchon erinnert, und geſagt:
Daß man es haben will — Als wird er hart verklagt,
Und nicht entſchuldiget. Es wird zugleich befohlen
Durch Execution das Buch von ihm zu holen.
Der Muͤller, der umher im Lande reiten muß,
Wird zu ihm hingeſchickt, er ſoll mit Ueberfluß
Sich ſpeiſen laſſen, ja, er ſoll ihm gar nichts ſchenken,
Bey Tiſche laß er ſich mit gutem Biſchof traͤnken,
Und weiche eher nicht, bis er das Buch gewiß
In ſeinen Haͤnden hat; auch mach’ er uͤberdies
Dem Mandloff noch bekannt, wie viel er ſich entzogen,
Daß er die Billigkeit nicht ganz genau erwogen!
Manch nagelneu Gedicht von ungemeiner Art
Iſt hier bekannt gemacht, das ihm verſchwiegen ward:
Und wird er kuͤnftig nicht die Buͤcher wieder geben,
So ſoll er ohne Wein und ohne Liebe leben.



X 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0487" n="327"/>
              <l>Und ein poeti&#x017F;ch Buch, das man ihm zuge&#x017F;tellt,</l><lb/>
              <l>Schon &#x017F;eit geraumer Zeit unartig vorentha&#x0364;lt,</l><lb/>
              <l>So oft man ihn auch &#x017F;chon erinnert, und ge&#x017F;agt:</l><lb/>
              <l>Daß man es haben will &#x2014; Als wird er hart verklagt,</l><lb/>
              <l>Und nicht ent&#x017F;chuldiget. Es wird zugleich befohlen</l><lb/>
              <l>Durch Execution das Buch von ihm zu holen.</l><lb/>
              <l>Der <hi rendition="#g">Mu&#x0364;ller</hi>, der umher im Lande reiten muß,</l><lb/>
              <l>Wird zu ihm hinge&#x017F;chickt, er &#x017F;oll mit Ueberfluß</l><lb/>
              <l>Sich &#x017F;pei&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en, ja, er &#x017F;oll ihm gar nichts &#x017F;chenken,</l><lb/>
              <l>Bey Ti&#x017F;che laß er &#x017F;ich mit gutem Bi&#x017F;chof tra&#x0364;nken,</l><lb/>
              <l>Und weiche eher nicht, bis er das Buch gewiß</l><lb/>
              <l>In &#x017F;einen Ha&#x0364;nden hat; auch mach&#x2019; er u&#x0364;berdies</l><lb/>
              <l>Dem Mandloff noch bekannt, wie viel er &#x017F;ich entzogen,</l><lb/>
              <l>Daß er die Billigkeit nicht ganz genau erwogen!</l><lb/>
              <l>Manch nagelneu Gedicht von ungemeiner Art</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t hier bekannt gemacht, das ihm ver&#x017F;chwiegen ward:</l><lb/>
              <l>Und wird er ku&#x0364;nftig nicht die Bu&#x0364;cher wieder geben,</l><lb/>
              <l>So &#x017F;oll er ohne Wein und ohne Liebe leben.</l>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <fw place="bottom" type="sig">X 4</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[327/0487] Und ein poetiſch Buch, das man ihm zugeſtellt, Schon ſeit geraumer Zeit unartig vorenthaͤlt, So oft man ihn auch ſchon erinnert, und geſagt: Daß man es haben will — Als wird er hart verklagt, Und nicht entſchuldiget. Es wird zugleich befohlen Durch Execution das Buch von ihm zu holen. Der Muͤller, der umher im Lande reiten muß, Wird zu ihm hingeſchickt, er ſoll mit Ueberfluß Sich ſpeiſen laſſen, ja, er ſoll ihm gar nichts ſchenken, Bey Tiſche laß er ſich mit gutem Biſchof traͤnken, Und weiche eher nicht, bis er das Buch gewiß In ſeinen Haͤnden hat; auch mach’ er uͤberdies Dem Mandloff noch bekannt, wie viel er ſich entzogen, Daß er die Billigkeit nicht ganz genau erwogen! Manch nagelneu Gedicht von ungemeiner Art Iſt hier bekannt gemacht, das ihm verſchwiegen ward: Und wird er kuͤnftig nicht die Buͤcher wieder geben, So ſoll er ohne Wein und ohne Liebe leben. X 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/487
Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/487>, abgerufen am 19.04.2024.