Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Und wie dein Ausspruch unserm Leben
Die Reihen der Begebenheiten nennt;
Dies alles würd ich dann der Welt vorzüglich zu
betrachten geben.

Eh dies Gebäu, was jezt so prächtig steht,
Sich aus des Klumpens Unform risse,
Noch eh der Staub beseelt ward und erhöht,
Und seines Schöpfers Abbild hieße;
Da sahst du schon Jahrhunderte entdeckt,
Du sahsts entziffert vor dir liegen,
Wohin der Trieb und seine Folge zweckt,
Hier ordnete dein ewig Fügen,
Der Reiche Fall, hier theiltest du voraus,
Eh noch geborne Herrscher waren,
Die theure Last der König-Kronen aus,
Hier seztest du den Zeitpunkt fest, in welchem wir
uns offenbaren.
Dein Finger schreibt in Tafeln hell von Glanz
Die Ordnungen, die sich erhalten,
Die Wesenheit bleibt durch dich immer ganz,
Die Welten müssen nie veralten,
Du hießest sie in ihren Kreisen gehn,
In denen sie sich jezt noch winden,
Nicht ungefähr kann was geschieht entstehn,
Z 4

Und wie dein Ausſpruch unſerm Leben
Die Reihen der Begebenheiten nennt;
Dies alles wuͤrd ich dann der Welt vorzuͤglich zu
betrachten geben.

Eh dies Gebaͤu, was jezt ſo praͤchtig ſteht,
Sich aus des Klumpens Unform riſſe,
Noch eh der Staub beſeelt ward und erhoͤht,
Und ſeines Schoͤpfers Abbild hieße;
Da ſahſt du ſchon Jahrhunderte entdeckt,
Du ſahſts entziffert vor dir liegen,
Wohin der Trieb und ſeine Folge zweckt,
Hier ordnete dein ewig Fuͤgen,
Der Reiche Fall, hier theilteſt du voraus,
Eh noch geborne Herrſcher waren,
Die theure Laſt der Koͤnig-Kronen aus,
Hier ſezteſt du den Zeitpunkt feſt, in welchem wir
uns offenbaren.
Dein Finger ſchreibt in Tafeln hell von Glanz
Die Ordnungen, die ſich erhalten,
Die Weſenheit bleibt durch dich immer ganz,
Die Welten muͤſſen nie veralten,
Du hießeſt ſie in ihren Kreiſen gehn,
In denen ſie ſich jezt noch winden,
Nicht ungefaͤhr kann was geſchieht entſtehn,
Z 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <pb facs="#f0519" n="359"/>
                <l>Und wie dein Aus&#x017F;pruch un&#x017F;erm Leben</l><lb/>
                <l>Die Reihen der Begebenheiten nennt;</l><lb/>
                <l>Dies alles wu&#x0364;rd ich dann der Welt vorzu&#x0364;glich zu</l><lb/>
                <l>betrachten geben.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Eh dies Geba&#x0364;u, was jezt &#x017F;o pra&#x0364;chtig &#x017F;teht,</l><lb/>
                <l>Sich aus des Klumpens Unform ri&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
                <l>Noch eh der Staub be&#x017F;eelt ward und erho&#x0364;ht,</l><lb/>
                <l>Und &#x017F;eines Scho&#x0364;pfers Abbild hieße;</l><lb/>
                <l>Da &#x017F;ah&#x017F;t du &#x017F;chon Jahrhunderte entdeckt,</l><lb/>
                <l>Du &#x017F;ah&#x017F;ts entziffert vor dir liegen,</l><lb/>
                <l>Wohin der Trieb und &#x017F;eine Folge zweckt,</l><lb/>
                <l>Hier ordnete dein ewig Fu&#x0364;gen,</l><lb/>
                <l>Der Reiche Fall, hier theilte&#x017F;t du voraus,</l><lb/>
                <l>Eh noch geborne Herr&#x017F;cher waren,</l><lb/>
                <l>Die theure La&#x017F;t der Ko&#x0364;nig-Kronen aus,</l><lb/>
                <l>Hier &#x017F;ezte&#x017F;t du den Zeitpunkt fe&#x017F;t, in welchem wir</l><lb/>
                <l>uns offenbaren.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Dein Finger &#x017F;chreibt in Tafeln hell von Glanz</l><lb/>
                <l>Die Ordnungen, die &#x017F;ich erhalten,</l><lb/>
                <l>Die We&#x017F;enheit bleibt durch dich immer ganz,</l><lb/>
                <l>Die Welten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nie veralten,</l><lb/>
                <l>Du hieße&#x017F;t &#x017F;ie in ihren Krei&#x017F;en gehn,</l><lb/>
                <l>In denen &#x017F;ie &#x017F;ich jezt noch winden,</l><lb/>
                <l>Nicht ungefa&#x0364;hr kann was ge&#x017F;chieht ent&#x017F;tehn,</l><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig">Z 4</fw><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[359/0519] Und wie dein Ausſpruch unſerm Leben Die Reihen der Begebenheiten nennt; Dies alles wuͤrd ich dann der Welt vorzuͤglich zu betrachten geben. Eh dies Gebaͤu, was jezt ſo praͤchtig ſteht, Sich aus des Klumpens Unform riſſe, Noch eh der Staub beſeelt ward und erhoͤht, Und ſeines Schoͤpfers Abbild hieße; Da ſahſt du ſchon Jahrhunderte entdeckt, Du ſahſts entziffert vor dir liegen, Wohin der Trieb und ſeine Folge zweckt, Hier ordnete dein ewig Fuͤgen, Der Reiche Fall, hier theilteſt du voraus, Eh noch geborne Herrſcher waren, Die theure Laſt der Koͤnig-Kronen aus, Hier ſezteſt du den Zeitpunkt feſt, in welchem wir uns offenbaren. Dein Finger ſchreibt in Tafeln hell von Glanz Die Ordnungen, die ſich erhalten, Die Weſenheit bleibt durch dich immer ganz, Die Welten muͤſſen nie veralten, Du hießeſt ſie in ihren Kreiſen gehn, In denen ſie ſich jezt noch winden, Nicht ungefaͤhr kann was geſchieht entſtehn, Z 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/519
Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/519>, abgerufen am 24.04.2024.