Am andern Tage handtierte Heinrich Lee be¬ reits in einem gemietheten Zimmer umher und war bemüht, seine Siebensachen in den verschie¬ denen Hausgeräthen unterzubringen. Sein ge¬ waltiger altväterlicher Holzkoffer stand mitten auf dem Boden und schien sich nicht erschöpfen zu wollen; denn außer dem reichlichen Vielerlei, wo¬ mit ihn die Mutter für des Leibes Bedürfniß versorgt hatte, führte er auch einen ziemlichen Vorrath an sonstigen Dingen mit, von denen er sich nicht hatte trennen können, obschon ein guter Theil keinen andern Werth hatte, als daß Hein¬ rich bisher die Sachen täglich vor Augen und in Händen sah. Er kannte den Zustand noch nicht, wo man jedes entbehrliche Buch, jedes Kästchen oder Schächtelchen aus alter Zeit, Briefschaften,
Viertes Kapitel.
Am andern Tage handtierte Heinrich Lee be¬ reits in einem gemietheten Zimmer umher und war bemuͤht, ſeine Siebenſachen in den verſchie¬ denen Hausgeraͤthen unterzubringen. Sein ge¬ waltiger altvaͤterlicher Holzkoffer ſtand mitten auf dem Boden und ſchien ſich nicht erſchoͤpfen zu wollen; denn außer dem reichlichen Vielerlei, wo¬ mit ihn die Mutter fuͤr des Leibes Beduͤrfniß verſorgt hatte, fuͤhrte er auch einen ziemlichen Vorrath an ſonſtigen Dingen mit, von denen er ſich nicht hatte trennen koͤnnen, obſchon ein guter Theil keinen andern Werth hatte, als daß Hein¬ rich bisher die Sachen taͤglich vor Augen und in Haͤnden ſah. Er kannte den Zuſtand noch nicht, wo man jedes entbehrliche Buch, jedes Kaͤſtchen oder Schaͤchtelchen aus alter Zeit, Briefſchaften,
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[0101]
Viertes Kapitel.
Am andern Tage handtierte Heinrich Lee be¬
reits in einem gemietheten Zimmer umher und
war bemuͤht, ſeine Siebenſachen in den verſchie¬
denen Hausgeraͤthen unterzubringen. Sein ge¬
waltiger altvaͤterlicher Holzkoffer ſtand mitten auf
dem Boden und ſchien ſich nicht erſchoͤpfen zu
wollen; denn außer dem reichlichen Vielerlei, wo¬
mit ihn die Mutter fuͤr des Leibes Beduͤrfniß
verſorgt hatte, fuͤhrte er auch einen ziemlichen
Vorrath an ſonſtigen Dingen mit, von denen er
ſich nicht hatte trennen koͤnnen, obſchon ein guter
Theil keinen andern Werth hatte, als daß Hein¬
rich bisher die Sachen taͤglich vor Augen und in
Haͤnden ſah. Er kannte den Zuſtand noch nicht,
wo man jedes entbehrliche Buch, jedes Kaͤſtchen
oder Schaͤchtelchen aus alter Zeit, Briefſchaften,
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/101>, abgerufen am 29.03.2024.
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