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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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mir das artigste Abenteuer vorbereitet, und so denke
ich, durch dies Alles sei ich vollkommen entschädigt."

"Dies würde Alles ganz nach meinem eigenen
Sinne sein, wenn die Umstände anders beschaffen
wären. So aber ist es eine Düftelei, die wir las¬
sen wollen. Ich bin reich, und würde jetzt die
Mappe unbedingt um jeden annehmbaren Preis
kaufen, auch wenn Sie selbst gar nichts davon
bekämen, also ganz ohne Rücksicht auf Sie. Ler¬
nen Sie auf Ihrem Rechte bestehen, wo es Nie¬
mand drückt und ängstiget, wenn sie Recht ge¬
währen wollen, und nehmen Sie den Erwerb, der
Ihnen gebührt, ohne Scheu, nachher können Sie
damit thun, was Sie wollen! Also nennen Sie
mir einen Preis, wie er Ihnen gut dünkt, und
ich werde noch froh sein, die Sachen zu behalten."

"Gut denn," sagte Heinrich lachend, "so wol¬
len wir den Handel abschließen! Es sind über
achtzig Blätter; geben Sie mir für jedes inein¬
ander gerechnet einen Louisd'or! Manches darunter
würde ich, wenn ich ein florirender Künstler wäre,
nicht für zehn verkaufen, aber bei einem solchen
Handel in Bausch und Bogen ist es nicht also

IV. 22

mir das artigſte Abenteuer vorbereitet, und ſo denke
ich, durch dies Alles ſei ich vollkommen entſchaͤdigt.«

»Dies wuͤrde Alles ganz nach meinem eigenen
Sinne ſein, wenn die Umſtaͤnde anders beſchaffen
waͤren. So aber iſt es eine Duͤftelei, die wir laſ¬
ſen wollen. Ich bin reich, und wuͤrde jetzt die
Mappe unbedingt um jeden annehmbaren Preis
kaufen, auch wenn Sie ſelbſt gar nichts davon
bekaͤmen, alſo ganz ohne Ruͤckſicht auf Sie. Ler¬
nen Sie auf Ihrem Rechte beſtehen, wo es Nie¬
mand druͤckt und aͤngſtiget, wenn ſie Recht ge¬
waͤhren wollen, und nehmen Sie den Erwerb, der
Ihnen gebuͤhrt, ohne Scheu, nachher koͤnnen Sie
damit thun, was Sie wollen! Alſo nennen Sie
mir einen Preis, wie er Ihnen gut duͤnkt, und
ich werde noch froh ſein, die Sachen zu behalten.«

»Gut denn,« ſagte Heinrich lachend, »ſo wol¬
len wir den Handel abſchließen! Es ſind uͤber
achtzig Blaͤtter; geben Sie mir fuͤr jedes inein¬
ander gerechnet einen Louisd'or! Manches darunter
wuͤrde ich, wenn ich ein florirender Kuͤnſtler waͤre,
nicht fuͤr zehn verkaufen, aber bei einem ſolchen
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IV. 22
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[337/0347] mir das artigſte Abenteuer vorbereitet, und ſo denke ich, durch dies Alles ſei ich vollkommen entſchaͤdigt.« »Dies wuͤrde Alles ganz nach meinem eigenen Sinne ſein, wenn die Umſtaͤnde anders beſchaffen waͤren. So aber iſt es eine Duͤftelei, die wir laſ¬ ſen wollen. Ich bin reich, und wuͤrde jetzt die Mappe unbedingt um jeden annehmbaren Preis kaufen, auch wenn Sie ſelbſt gar nichts davon bekaͤmen, alſo ganz ohne Ruͤckſicht auf Sie. Ler¬ nen Sie auf Ihrem Rechte beſtehen, wo es Nie¬ mand druͤckt und aͤngſtiget, wenn ſie Recht ge¬ waͤhren wollen, und nehmen Sie den Erwerb, der Ihnen gebuͤhrt, ohne Scheu, nachher koͤnnen Sie damit thun, was Sie wollen! Alſo nennen Sie mir einen Preis, wie er Ihnen gut duͤnkt, und ich werde noch froh ſein, die Sachen zu behalten.« »Gut denn,« ſagte Heinrich lachend, »ſo wol¬ len wir den Handel abſchließen! Es ſind uͤber achtzig Blaͤtter; geben Sie mir fuͤr jedes inein¬ ander gerechnet einen Louisd'or! Manches darunter wuͤrde ich, wenn ich ein florirender Kuͤnſtler waͤre, nicht fuͤr zehn verkaufen, aber bei einem ſolchen Handel in Bauſch und Bogen iſt es nicht alſo IV. 22

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/347>, abgerufen am 25.04.2024.