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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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werde, daß einige nützliche Bewegung von mir
ausgeht!"

Heinrich ward sehr beklemmt und erwiederte
nichts, als: "Wann geht Ferdinand fort?" "In
den nächsten Tagen," sagte Erikson, "er wünscht
indeß, daß Ihr Euch für jetzt nicht sehet; über¬
haupt laßt uns alle Drei auf's Gerathewohl aus¬
einander gehen, ernst und doch leicht, und es der
Zukunft überlassen, was sie aus Jedem machen
und ob sie uns wieder zusammenführen wird!
Ein dreifaches stilles Gedenken mag um so treuer
in uns leben; Du besonders bist uns beiden An¬
deren lieb, wie ein kleiner Benjamin, und es
nimmt uns höchlich Wunder, was aus Dir, wel¬
cher so viel jünger ist als wir, eigentlich sich noch
hervorspinnen wird."

Als sie wieder hinter ihrer Coulisse hervor¬
getreten, wurde rasch Abschied genommen. Erikson
und der Gottesmacher drückten ihm kräftig die
Hand; Rosalie, welche mit feinem Sinne wohl
ahnte, daß Heinrich Etwas fehlte, dämpfte mit
zartem Gefühl den munteren Glanz des Glückes
in ihren Augen, als sie ihm die Hand reichte

werde, daß einige nuͤtzliche Bewegung von mir
ausgeht!«

Heinrich ward ſehr beklemmt und erwiederte
nichts, als: »Wann geht Ferdinand fort?« »In
den naͤchſten Tagen,« ſagte Erikſon, »er wuͤnſcht
indeß, daß Ihr Euch fuͤr jetzt nicht ſehet; uͤber¬
haupt laßt uns alle Drei auf's Gerathewohl aus¬
einander gehen, ernſt und doch leicht, und es der
Zukunft uͤberlaſſen, was ſie aus Jedem machen
und ob ſie uns wieder zuſammenfuͤhren wird!
Ein dreifaches ſtilles Gedenken mag um ſo treuer
in uns leben; Du beſonders biſt uns beiden An¬
deren lieb, wie ein kleiner Benjamin, und es
nimmt uns hoͤchlich Wunder, was aus Dir, wel¬
cher ſo viel juͤnger iſt als wir, eigentlich ſich noch
hervorſpinnen wird.«

Als ſie wieder hinter ihrer Couliſſe hervor¬
getreten, wurde raſch Abſchied genommen. Erikſon
und der Gottesmacher druͤckten ihm kraͤftig die
Hand; Roſalie, welche mit feinem Sinne wohl
ahnte, daß Heinrich Etwas fehlte, daͤmpfte mit
zartem Gefuͤhl den munteren Glanz des Gluͤckes
in ihren Augen, als ſie ihm die Hand reichte

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[32/0042] werde, daß einige nuͤtzliche Bewegung von mir ausgeht!« Heinrich ward ſehr beklemmt und erwiederte nichts, als: »Wann geht Ferdinand fort?« »In den naͤchſten Tagen,« ſagte Erikſon, »er wuͤnſcht indeß, daß Ihr Euch fuͤr jetzt nicht ſehet; uͤber¬ haupt laßt uns alle Drei auf's Gerathewohl aus¬ einander gehen, ernſt und doch leicht, und es der Zukunft uͤberlaſſen, was ſie aus Jedem machen und ob ſie uns wieder zuſammenfuͤhren wird! Ein dreifaches ſtilles Gedenken mag um ſo treuer in uns leben; Du beſonders biſt uns beiden An¬ deren lieb, wie ein kleiner Benjamin, und es nimmt uns hoͤchlich Wunder, was aus Dir, wel¬ cher ſo viel juͤnger iſt als wir, eigentlich ſich noch hervorſpinnen wird.« Als ſie wieder hinter ihrer Couliſſe hervor¬ getreten, wurde raſch Abſchied genommen. Erikſon und der Gottesmacher druͤckten ihm kraͤftig die Hand; Roſalie, welche mit feinem Sinne wohl ahnte, daß Heinrich Etwas fehlte, daͤmpfte mit zartem Gefuͤhl den munteren Glanz des Gluͤckes in ihren Augen, als ſie ihm die Hand reichte

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/42>, abgerufen am 28.03.2024.