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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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III. Abtheilung.
mußte, die die Natur bey unserer Organisation
vorgezeichnet hat.

§. 46.

Um aber wieder auf die menschliche Stimm-
ritze zurück zu kommen, so wollen wir, um uns
von ihrer Struktur und Bewegung einen noch deut-
licheren Begriff zu machen, uns abermal eines me-
chanischen Entwurfes bedienen. Man stelle sich Tab.
II. Fig. 1.
einen hölzernen Reif vor, über den man,
wie bey einer Trommel ein Fell gespannt, und es
von a. bis b. quer durchgeschnitten hat. So lange
diese Trommel in diesem Stande ruhig gelassen
wird, bleiben die beyden Kanten des Schnittes fest
beysammen. Wenn man aber den Reif in der Rich-
tung a. b. wie Fig. 2. etwas zusammendrückt, so
verkürzet sich sein Durchmesser a. b., und dagegen
weichen die beyden Zirkelstücke c. und d. um so
viel auswärts, verlängeren den anderen Durchmes-
ser c. d. um eben so viel, und ziehen das Fell an
beyden Seiten auseinander, wodurch denn nach
Verhältniß des mehreren oder wenigeren zusammen-

drückens

III. Abtheilung.
mußte, die die Natur bey unſerer Organiſation
vorgezeichnet hat.

§. 46.

Um aber wieder auf die menſchliche Stimm-
ritze zuruͤck zu kommen, ſo wollen wir, um uns
von ihrer Struktur und Bewegung einen noch deut-
licheren Begriff zu machen, uns abermal eines me-
chaniſchen Entwurfes bedienen. Man ſtelle ſich Tab.
II. Fig. 1.
einen hoͤlzernen Reif vor, uͤber den man,
wie bey einer Trommel ein Fell geſpannt, und es
von a. bis b. quer durchgeſchnitten hat. So lange
dieſe Trommel in dieſem Stande ruhig gelaſſen
wird, bleiben die beyden Kanten des Schnittes feſt
beyſammen. Wenn man aber den Reif in der Rich-
tung a. b. wie Fig. 2. etwas zuſammendruͤckt, ſo
verkuͤrzet ſich ſein Durchmeſſer a. b., und dagegen
weichen die beyden Zirkelſtuͤcke c. und d. um ſo
viel auswaͤrts, verlaͤngeren den anderen Durchmeſ-
ſer c. d. um eben ſo viel, und ziehen das Fell an
beyden Seiten auseinander, wodurch denn nach
Verhaͤltniß des mehreren oder wenigeren zuſammen-

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[86/0118] III. Abtheilung. mußte, die die Natur bey unſerer Organiſation vorgezeichnet hat. §. 46. Um aber wieder auf die menſchliche Stimm- ritze zuruͤck zu kommen, ſo wollen wir, um uns von ihrer Struktur und Bewegung einen noch deut- licheren Begriff zu machen, uns abermal eines me- chaniſchen Entwurfes bedienen. Man ſtelle ſich Tab. II. Fig. 1. einen hoͤlzernen Reif vor, uͤber den man, wie bey einer Trommel ein Fell geſpannt, und es von a. bis b. quer durchgeſchnitten hat. So lange dieſe Trommel in dieſem Stande ruhig gelaſſen wird, bleiben die beyden Kanten des Schnittes feſt beyſammen. Wenn man aber den Reif in der Rich- tung a. b. wie Fig. 2. etwas zuſammendruͤckt, ſo verkuͤrzet ſich ſein Durchmeſſer a. b., und dagegen weichen die beyden Zirkelſtuͤcke c. und d. um ſo viel auswaͤrts, verlaͤngeren den anderen Durchmeſ- ſer c. d. um eben ſo viel, und ziehen das Fell an beyden Seiten auseinander, wodurch denn nach Verhaͤltniß des mehreren oder wenigeren zuſammen- druͤckens

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/118>, abgerufen am 28.03.2024.