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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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Von den Werkzeugen der Sprache.
§. 68.

Noch einen Umstand erlaube man hier zu be-
rühren, der zwar keinen Laut betrift, folglich mit
meinem Hauptgegenstande keine Verbindung hat,
aber vielleicht dennoch verdient angeführt zu werden.
Das Gaumensegel oder unser sogenantes Läppchen
(§. 61) ist bey dem Hinabschlucken der Speisen
unumgänglich nothwendig. Jch stelle mir diese Ver-
richtung der Natur so vor.

Tab. V. Fig. 1. a ist der von allen Seiten
eingeschlossene Raum in dem Schlunde. Wenn die
Speise über die Zunge in diesen Raum herabge-
kommen ist, so erhebt sich die Luftröhre und mit
ihr zugleich die Schlundröhre, und gehen beyde der

Speise
des Mastdarms ab. Dieses Brausen kann man auch
mit den Lippen nachahmen, ja sogar, wenn man die
hohle Hand in die Achselhöhlung legt, so, daß sie rund her-
um gut anschließet, und dann die Hand mit dem Arm
zusammendrückt, so bricht die gepreßte Luft bald von
hinten bald von vorne mit einem ähnlichen Laut aus.
Manche machen dieses bloß mit den in einander ge-
legten hohlen Händen, u. s. f.
Von den Werkzeugen der Sprache.
§. 68.

Noch einen Umſtand erlaube man hier zu be-
ruͤhren, der zwar keinen Laut betrift, folglich mit
meinem Hauptgegenſtande keine Verbindung hat,
aber vielleicht dennoch verdient angefuͤhrt zu werden.
Das Gaumenſegel oder unſer ſogenantes Laͤppchen
(§. 61) iſt bey dem Hinabſchlucken der Speiſen
unumgaͤnglich nothwendig. Jch ſtelle mir dieſe Ver-
richtung der Natur ſo vor.

Tab. V. Fig. 1. a iſt der von allen Seiten
eingeſchloſſene Raum in dem Schlunde. Wenn die
Speiſe uͤber die Zunge in dieſen Raum herabge-
kommen iſt, ſo erhebt ſich die Luftroͤhre und mit
ihr zugleich die Schlundroͤhre, und gehen beyde der

Speiſe
des Maſtdarms ab. Dieſes Brauſen kann man auch
mit den Lippen nachahmen, ja ſogar, wenn man die
hohle Hand in die Achſelhoͤhlung legt, ſo, daß ſie rund her-
um gut anſchließet, und dann die Hand mit dem Arm
zuſammendruͤckt, ſo bricht die gepreßte Luft bald von
hinten bald von vorne mit einem aͤhnlichen Laut aus.
Manche machen dieſes bloß mit den in einander ge-
legten hohlen Haͤnden, u. ſ. f.
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[123/0159] Von den Werkzeugen der Sprache. §. 68. Noch einen Umſtand erlaube man hier zu be- ruͤhren, der zwar keinen Laut betrift, folglich mit meinem Hauptgegenſtande keine Verbindung hat, aber vielleicht dennoch verdient angefuͤhrt zu werden. Das Gaumenſegel oder unſer ſogenantes Laͤppchen (§. 61) iſt bey dem Hinabſchlucken der Speiſen unumgaͤnglich nothwendig. Jch ſtelle mir dieſe Ver- richtung der Natur ſo vor. Tab. V. Fig. 1. a iſt der von allen Seiten eingeſchloſſene Raum in dem Schlunde. Wenn die Speiſe uͤber die Zunge in dieſen Raum herabge- kommen iſt, ſo erhebt ſich die Luftroͤhre und mit ihr zugleich die Schlundroͤhre, und gehen beyde der Speiſe (*) (*) des Maſtdarms ab. Dieſes Brauſen kann man auch mit den Lippen nachahmen, ja ſogar, wenn man die hohle Hand in die Achſelhoͤhlung legt, ſo, daß ſie rund her- um gut anſchließet, und dann die Hand mit dem Arm zuſammendruͤckt, ſo bricht die gepreßte Luft bald von hinten bald von vorne mit einem aͤhnlichen Laut aus. Manche machen dieſes bloß mit den in einander ge- legten hohlen Haͤnden, u. ſ. f.

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/159>, abgerufen am 29.03.2024.