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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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Von den Lauten oder Buchstaben.

Hieraus fließt von sich selbst der Unterschied
zwischen Selbstlautern und Mitlautern, wel-
cher in dem besteht, daß bey jenen die einzige, und
reine Stimme lautet, bey diesen aber immer noch
ein anderer Laut oder Geräusch, nämlich ein Sau-
sen, ein Zischen, ein Schnarren, ein Windbrausen
oder dergleichen mit verbunden ist, welches die lau-
tere Stimme, wenn ich so sagen darf, verunrei-
niget(*).

§. 108.

Nach dem Obigen sind also bey Selbstlautern
zwey Schleußen, Oeffnungen oder Thöre, durch
welche der Laut der Stimme durchgehen muß, ei-
nes ist dasjenige, das die Zunge, das andere, das
die Lippen offen lassen. Die Erweiterung oder Ver-
engerung dieser beyden Wege geschieht nicht gleich-

förmig,
(*) Warum ist die italiänische Sprache zu dem Ge-
sange die tauglichste? Gewiß aus keiner anderen Ursa-
che, als weil sich fast alle ihre Wörter mit Selbstlautern,
das ist, mit reinen Lauten endigen.
N
Von den Lauten oder Buchſtaben.

Hieraus fließt von ſich ſelbſt der Unterſchied
zwiſchen Selbſtlautern und Mitlautern, wel-
cher in dem beſteht, daß bey jenen die einzige, und
reine Stimme lautet, bey dieſen aber immer noch
ein anderer Laut oder Geraͤuſch, naͤmlich ein Sau-
ſen, ein Ziſchen, ein Schnarren, ein Windbrauſen
oder dergleichen mit verbunden iſt, welches die lau-
tere Stimme, wenn ich ſo ſagen darf, verunrei-
niget(*).

§. 108.

Nach dem Obigen ſind alſo bey Selbſtlautern
zwey Schleußen, Oeffnungen oder Thoͤre, durch
welche der Laut der Stimme durchgehen muß, ei-
nes iſt dasjenige, das die Zunge, das andere, das
die Lippen offen laſſen. Die Erweiterung oder Ver-
engerung dieſer beyden Wege geſchieht nicht gleich-

foͤrmig,
(*) Warum iſt die italiaͤniſche Sprache zu dem Ge-
ſange die tauglichſte? Gewiß aus keiner anderen Urſa-
che, als weil ſich faſt alle ihre Woͤrter mit Selbſtlautern,
das iſt, mit reinen Lauten endigen.
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[193/0239] Von den Lauten oder Buchſtaben. Hieraus fließt von ſich ſelbſt der Unterſchied zwiſchen Selbſtlautern und Mitlautern, wel- cher in dem beſteht, daß bey jenen die einzige, und reine Stimme lautet, bey dieſen aber immer noch ein anderer Laut oder Geraͤuſch, naͤmlich ein Sau- ſen, ein Ziſchen, ein Schnarren, ein Windbrauſen oder dergleichen mit verbunden iſt, welches die lau- tere Stimme, wenn ich ſo ſagen darf, verunrei- niget (*). §. 108. Nach dem Obigen ſind alſo bey Selbſtlautern zwey Schleußen, Oeffnungen oder Thoͤre, durch welche der Laut der Stimme durchgehen muß, ei- nes iſt dasjenige, das die Zunge, das andere, das die Lippen offen laſſen. Die Erweiterung oder Ver- engerung dieſer beyden Wege geſchieht nicht gleich- foͤrmig, (*) Warum iſt die italiaͤniſche Sprache zu dem Ge- ſange die tauglichſte? Gewiß aus keiner anderen Urſa- che, als weil ſich faſt alle ihre Woͤrter mit Selbſtlautern, das iſt, mit reinen Lauten endigen. N

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/239>, abgerufen am 29.03.2024.