Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Lauten oder Buchstaben.
es nicht, so wird dadurch der Selbstlauter sogleich
verunreiniget, und das Ohr, das den Naselaut da
hört, wo er sonst nicht hingehört, so beleidiget, daß
man zu glauben veranlaßet wird, man höre nichts
anderes, als den Nasenlaut, und das zwar in der
äussersten Anstrengung. So ist es bey anderen Sin-
nen z. B. dem Geschmacke: wenn eine Speise zu
zu viel gesalzen ist, pflegt man durch eine übertrie-
bene Redensart sogleich zu sagen: die Speis' ist
pur Salz
, obschon sie von der Saturation noch
weit entfernt ist.(*)

§. 178.

Eine besondere Bemerkung bey dem N ist noch
diese, daß, wenn nach einem Selbstlauter ein N

fol-
(*) Uiber die zwey ersteren N hat Vallis ganz gute
Bemerkungen gemacht, aber wie die zwey anderen ent-
stehen, davon hat er nichts gesagt, und vielleicht auch
besonders über das letztere darum nichts sagen können,
weil noch Niemand beobachtet hat, daß ein solches n in der
menschlichen Sprache liegt, obwohl es in der französi-
schen Sprache häufig vorkommt.

Von den Lauten oder Buchſtaben.
es nicht, ſo wird dadurch der Selbſtlauter ſogleich
verunreiniget, und das Ohr, das den Naſelaut da
hoͤrt, wo er ſonſt nicht hingehoͤrt, ſo beleidiget, daß
man zu glauben veranlaßet wird, man hoͤre nichts
anderes, als den Naſenlaut, und das zwar in der
aͤuſſerſten Anſtrengung. So iſt es bey anderen Sin-
nen z. B. dem Geſchmacke: wenn eine Speiſe zu
zu viel geſalzen iſt, pflegt man durch eine uͤbertrie-
bene Redensart ſogleich zu ſagen: die Speis' iſt
pur Salz
, obſchon ſie von der Saturation noch
weit entfernt iſt.(*)

§. 178.

Eine beſondere Bemerkung bey dem N iſt noch
dieſe, daß, wenn nach einem Selbſtlauter ein N

fol-
(*) Uiber die zwey erſteren N hat Vallis ganz gute
Bemerkungen gemacht, aber wie die zwey anderen ent-
ſtehen, davon hat er nichts geſagt, und vielleicht auch
beſonders uͤber das letztere darum nichts ſagen koͤnnen,
weil noch Niemand beobachtet hat, daß ein ſolches n in der
menſchlichen Sprache liegt, obwohl es in der franzoͤſi-
ſchen Sprache haͤufig vorkommt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0379" n="317"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Lauten oder Buch&#x017F;taben</hi>.</fw><lb/>
es nicht, &#x017F;o wird dadurch der Selb&#x017F;tlauter &#x017F;ogleich<lb/>
verunreiniget, und das Ohr, das den Na&#x017F;elaut da<lb/>
ho&#x0364;rt, wo er &#x017F;on&#x017F;t nicht hingeho&#x0364;rt, &#x017F;o beleidiget, daß<lb/>
man zu glauben veranlaßet wird, man ho&#x0364;re nichts<lb/>
anderes, als den Na&#x017F;enlaut, und das zwar in der<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten An&#x017F;trengung. So i&#x017F;t es bey anderen Sin-<lb/>
nen z. B. dem Ge&#x017F;chmacke: wenn eine Spei&#x017F;e zu<lb/>
zu viel ge&#x017F;alzen i&#x017F;t, pflegt man durch eine u&#x0364;bertrie-<lb/>
bene Redensart &#x017F;ogleich zu &#x017F;agen: <hi rendition="#b">die Speis' i&#x017F;t<lb/>
pur Salz</hi>, ob&#x017F;chon &#x017F;ie von der Saturation noch<lb/>
weit entfernt i&#x017F;t.<note place="foot" n="(*)">Uiber die zwey er&#x017F;teren <hi rendition="#aq">N</hi> hat <hi rendition="#aq">Vallis</hi> ganz gute<lb/>
Bemerkungen gemacht, aber wie die zwey anderen ent-<lb/>
&#x017F;tehen, davon hat er nichts ge&#x017F;agt, und vielleicht auch<lb/>
be&#x017F;onders u&#x0364;ber das letztere darum nichts &#x017F;agen ko&#x0364;nnen,<lb/>
weil noch Niemand beobachtet hat, daß ein &#x017F;olches <hi rendition="#aq">n</hi> in der<lb/>
men&#x017F;chlichen Sprache liegt, obwohl es in der franzo&#x0364;&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;chen Sprache ha&#x0364;ufig vorkommt.</note></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 178.</head><lb/>
              <p>Eine be&#x017F;ondere Bemerkung bey dem <hi rendition="#aq">N</hi> i&#x017F;t noch<lb/>
die&#x017F;e, daß, wenn nach einem Selb&#x017F;tlauter ein <hi rendition="#aq">N</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fol-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[317/0379] Von den Lauten oder Buchſtaben. es nicht, ſo wird dadurch der Selbſtlauter ſogleich verunreiniget, und das Ohr, das den Naſelaut da hoͤrt, wo er ſonſt nicht hingehoͤrt, ſo beleidiget, daß man zu glauben veranlaßet wird, man hoͤre nichts anderes, als den Naſenlaut, und das zwar in der aͤuſſerſten Anſtrengung. So iſt es bey anderen Sin- nen z. B. dem Geſchmacke: wenn eine Speiſe zu zu viel geſalzen iſt, pflegt man durch eine uͤbertrie- bene Redensart ſogleich zu ſagen: die Speis' iſt pur Salz, obſchon ſie von der Saturation noch weit entfernt iſt. (*) §. 178. Eine beſondere Bemerkung bey dem N iſt noch dieſe, daß, wenn nach einem Selbſtlauter ein N fol- (*) Uiber die zwey erſteren N hat Vallis ganz gute Bemerkungen gemacht, aber wie die zwey anderen ent- ſtehen, davon hat er nichts geſagt, und vielleicht auch beſonders uͤber das letztere darum nichts ſagen koͤnnen, weil noch Niemand beobachtet hat, daß ein ſolches n in der menſchlichen Sprache liegt, obwohl es in der franzoͤſi- ſchen Sprache haͤufig vorkommt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/379
Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/379>, abgerufen am 25.04.2024.